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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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fürchterlich. Alle Einwohner der Stadt wurden auf den Stadtplatz geführt, wo sie mit ansehen mußten, wie ihre Senatoren, die man für die Hauptschuldigen am Abfall Capuas von Rom hielt, nacheinander ausgepeitscht und geköpft wurden. Nachdem diese Prozedur zu Ende war und die Liktoren ihre Äxte in die Rutenbündel zurückgeschoben hatten, erhielten die Legionäre den Befehl, sämtliche Capuaner aus ihrer Vaterstadt hinauszuführen und sie in die Sklaverei zu verkaufen.
    Da löste sich ein Capuaner mit hartem zerfurchtem Gesicht aus der Menge und ging auf den Konsul zu, der die Legionäre befehligte.
    „Ich will dir Gelegenheit geben, dich späterhin rühmen zu können, du habest einen Mann getötet, der tapferer war als du. Die Menschen, die du bisher umgebracht hast, waren waffenlos. Ich aber bin ein Krieger. Töte mich."
    „Du bist von Sinnen!" rief der Konsul. „Ich könnte dich wegen deiner Dreistigkeit hinrichten lassen, aber ich schenke dir ebenso wie deinen Landsleuten das Leben."
    „Was soll mir noch das Leben", versetzte der Capuaner, „wenn sich meine Vaterstadt in Feindeshand befindet, wenn meine Brüder und Freunde nicht mehr am Leben sind, wenn ich mit eigener Hand Weib und Kinder töten mußte, um sie vor der Sklaverei zu bewahren! Du versagst mir den Tod? Gut, dann gebe ich ihn mir selbst!" Er riß einen Dolch aus der Toga, stieß ihn sich in die Brust und sank zu Boden.

Sophonisbes Stern
     
     
Abenteuer in Neu-Karthago
     
    Ja, das ist nun Iberien! dachte der junge Publius Scipio, während er als frischgebackener Konsul und Feldherr das Schiff verließ, das ihn über das Meer gefahren hatte. Von hier aus brach Hannibal zu seinem Marsch über die Pyrenäen und die Alpen auf. In dieses Land kam ich als Sechzehnjähriger mit meinem Vater, der hier den Krieg an der Wurzel ausmerzen wollte. Aber die Götter fügten es anders. Der Vater wurde nach Italien zurückgerufen und mußte dort eine schmerzliche Niederlage erleben. Dennoch holte Iberien ihn wieder zurück. Und während Rom auf italischem Gebiet Niederlagen erlitt, die mit der Schlacht am Ticino überhaupt nicht mehr zu vergleichen waren, kamen aus Iberien - nur aus Iberien - gute Nachrichten.
    Als erster römischer Feldherr überschritt der Vater den Ebro, der die Grenze zum karthagischen Gebiet bildete. In den Entscheidungsschlachten, die im zweiten Kriegsjahr stattfanden, vernichtete er die karthagische Flotte und eroberte die gesamte iberische Ostküste bis nach Neu-Karthago. Angesichts seiner Siege erhoben sich die Iberer gegen die Karthager, und Hannibals Bruder Hasdrubal mußte mit den Resten seines Heeres an die Westküste des Landes fliehen.
    In diesen Jahren konzentrierte sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Kämpfe in Italien, und kaum jemand merkte, daß mein Vater inzwischen durch seine Siege in Iberien Italien rettete. Erst vor kurzem wurde bekannt, daß Hasdrubal schon gleich nach der Schlacht bei Cannae mit seinem Heer zu Hannibal stoßen sollte und Hannibal nur deshalb Rom nicht angriff, weil er auf seinen Bruder wartete, der ihm Elefanten und Belagerungsgeschütze bringen wollte. Rom wäre rettungslos verloren gewesen, wenn sich ein zweites karthagisches Heer wie eine Schneelawine von den Alpen herabgewälzt hätte. Das hat mein Vater verhindert. Der römische Senat aber würdigte seine Verdienste erst dann, als bekannt wurde, daß die Karthager ein neu aufgestelltes Heer, das für Italien bestimmt gewesen war, statt dessen nach Iberien senden mußten. Nun meldeten sich auch in der Volksversammlung Männer, die aus eigenen Mitteln Lebensmittel kaufen und sie nach Iberien schik-ken wollten, um meinen Vater zu unterstützen. Und als dieser die zweiundvierzig Feldzeichen nach Rom sandte, die er in den Schlachten gegen die Karthager erbeutet hatte, als alle iberischen Völkerstämme zu uns übergingen, da verstummten in Rom auch die letzten Neider. Und jedermann begriff, daß der Schlüssel zum Sieg über Hannibal in den iberischen Bergen zu suchen war. 
    Aber es sollte Publius Scipio dem Älteren nicht gelingen, diesen Schlüssel zu finden. Er starb auf der Höhe seines Ruhms. 
    Zu seinem Nachfolger wurde sein Sohn ernannt. Publius verdankte eine solche Ehre nicht etwa seinen bisherigen Verdiensten, sondern ausschließlich der Tatsache, daß er den gleichen Namen trug wie sein Vater. Der Name Publius Scipio gehörte nach Meinung der Römer ebenso untrennbar zu Iberien wie die Namen der iberischen Berge und

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