Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
prächtigen Seidengewand, das seine junge Herrin trug.
»Er hat nur noch drei Beine«, teilte Mahelt den Beamten keck mit. »Also hat er seine Steuern schon bezahlt.«
Als die Männer fort waren, fing Mahelt Idas Blick auf, und die Frauen brachen in Gelächter aus, mit dem sie ihrer inneren Anspannung und ihrem Zorn Luft machten. Wie konnte es der König nur wagen, aus reiner Habgier Beamte auszuschicken, die die Privatgemächer seiner Untertanen durchsuchten und sie bestahlen! Mahelt bedauerte zutiefst, dass Tripes ihnen nicht in die Knöchel gebissen hatte.
»Ich frage mich, wann ich endlich meine anderen Stoffe zurückbekomme«, seufzte Ida wehmütig.
Mahelt überlegte und runzelte die Stirn.
»Kauf dir doch in Norwich neue, das wird dich eine Weile über Wasser halten«, schlug sie vor und brachte Ida dadurch erneut zum Lachen. Endlich verstummte sie und drohte ihrer Schwiegertochter scherzhaft mit dem Finger.
»Zieh dich lieber um, Mädchen, wenn du mir heute Nachmittag bei der Käseherstellung helfen willst«, mahnte sie.
Eine Woche später hörten sie, dass ihr Haus in Thetford und die Priorei durchsucht und vier silberne Becher und eine Karaffe beschlagnahmt worden waren. Earl Roger lächelte selbstgefällig, weil er damit gerechnet hatte, dass die Beamten des Königs auch den flämischen Wandbehang finden würden, aber sie hatten offenbar nicht gründlich genug gesucht. Trotzdem ließ niemand in seiner Wachsamkeit nach. Man musste immer auf der Hut sein.
Mahelt saß in ihrer Kammer und kämmte ihr Haar. Bei einem Ausritt in die Umgebung war sie den Hunden durch dichtes Unterholz gefolgt. Ein Ast hatte sich in ihrem Schleier verfangen und ihn ihr halb vom Kopf gerissen. Dabei hatte sie ein paar Goldnadeln verloren und war in einem ziemlich aufgelösten Zustand nach Framlingham zurückgekehrt – sehr zum Missfallen ihres Schwiegervaters, der ohnehin fand, dass sie
viel zu oft nur zum Vergnügen ausritt, statt sich um ihre Haushaltspflichten zu kümmern. Sie hatte sich nach einem hastigen Knicks zurückgezogen, um sich wieder ordentlich herzurichten, und ihre Zofe Edeva fortgeschickt, die wie immer ein großes Gewese gemacht hatte. Manchmal kam sich Mahelt vor, als wäre sie von einer Schar Hennen umgeben, die ständig gackerten und sich aufplusterten und versuchten, sie unter ihre mütterlichen Flügel zu nehmen.
Sie zog den Kamm durch die dichten, seidigen Strähnen, als die Tür geöffnet wurde und Hugh in die Kammer trat. Er blieb stehen und starrte sie an. Beim Anblick ihrer offenen Haarpracht erhöhte sich sein Pulsschlag. Mahelt sprang mit einem Freudenschrei auf und stürzte auf ihn zu.
»Hugh! Ach, es ist schön, dass du wieder da bist!«
Er schlang die Arme um ihre Taille und schwang sie durch die Luft, dann konnte er nicht widerstehen, ihr Haar zu streicheln. Seine Länge faszinierte ihn, seine Fülle und die leuchtende Farbe. Keine Frau trug ihr Haar außerhalb ihrer Privatgemächer offen, daher war es das Privileg des Ehemannes, es so zu sehen.
»Wo ist Edeva?« Er setzte sie ab und blickte sich suchend um.
Mahelt warf den Kopf in den Nacken.
»Ach, sie ist wieder wie ein aufgescheuchtes Huhn um mich herumgeflattert, also habe ich sie zu deiner Mutter geschickt, um ihr zu helfen.« Sie setzte sich auf ihr Bett und fuhr mit ihrer Toilette fort. »Ich bin beim Reiten an einem Ast hängen geblieben«, erklärte sie. »Ich war in dem Wäldchen auf der anderen Seite des Sees, weil die Hunde die Spur eines Fuchses aufgenommen hatten, und ein Ast hat mir den Schleier vom Kopf gerissen.«
Hugh bückte sich, um Tripes, der sich auf den Rücken gerollt hatte, den Bauch zu kraulen.
»Da warst du ja während meiner Abwesenheit ziemlich beschäftigt«, stellte er trocken fest.
Sie verzog das Gesicht.
»Obwohl der Stoffschrank nach deiner Abreise leer war, gab es genug zu tun. Ich bin heute Morgen nur geflüchtet, weil mein Pferd Bewegung brauchte.«
»Du nicht?«
»Ich auch«, räumte sie lächelnd ein. »Die Beamten des Königs waren hier.«
»Ich weiß, mein Vater hat es mir geschrieben.«
»Haben sie auch eure anderen Herrenhäuser durchsucht?«
Hugh nickte.
»Allerdings, aber sie haben nichts gefunden. Sie sind zwar sehr gründlich vorgegangen, aber mir konnten sie nichts anhaben. Ich bin daran gewöhnt, Unheil abzuwenden.« Er ließ von dem Hund ab, setzte sich zu ihr auf das Bett, nahm ihr den Kamm aus der Hand und begann ihn durch ihr Haar zu ziehen.
»Wie ein dunkler
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