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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Taï-ping. – Cintingui. – Sindifu. – Te-cheu. – Tsi-nan-fu. – Lin-tsin-cheu. – Lin-cing. – Mangi. – Yang-cheu-fu. – Küstenstädte. – Quin-say oder Hang-tcheu-fu. – Fo-kien.
     
    Nach längerem Aufenthalte in Cambaluc wurde Marco Polo mit einer Sendung betraut, die ihn vier Monate lang von der Hauptstadt entfernt hielt. Etwa zehn Meilen südlich von Cambaluc überschritt er den prächtigen Strom Pe-ho-nor, von ihm selbst Pulisanghi genannt, auf einer schönen Marmorbrücke von vierundzwanzig Bogen und dreihundert Schritt Länge, welche auf der ganzen Erde nicht ihresgleichen hat. Dreißig Meilen weiter kam er nach Tso-cheu, eine sehr gewerbthätige Stadt, wo man besonders Santelholz bearbeitete. Zehn Tagereisen von Tso-cheu erreichte er die heutige Stadt Tai-yen-fu, die Hauptstadt von Schan-si, früher der Sitz jener unabhängigen Regierung. Das ganze Land erschien ihm reich an Weinstöcken und Maulbeerbäumen; die Hauptindustrie der Stadt bestand jener Zeit in der Anfertigung von Ausrüstungsgegenständen für Rechnung des Kaisers. Sieben Tagereisen von hier entfernt lag die hübsche Stadt Pian-fu, das heutige Pin-yang-fu, mit lebhaftem Handel und vielen Seiden-Manufacturen. Nachdem Marco Polo diese Stadt besucht, langte er an den Ufern des berühmten Gelben Flusses an, den er Carnicoran oder Schwarzen Fluß nennt, wahrscheinlich wegen seines in Folge vieler Sumpfpflanzen dunkel erscheinenden Wassers; nach zwei weiteren Tagen erreichte er Cacian-fu, dessen Lage von sachkundigen Geographen nicht zweifellos hat ermittelt werden können.
    Als Marco Polo diese Stadt, in der ihm nichts Bemerkenswerthes auffiel, verließ, ritt er durch eine schöne, wildreiche, mit Schlössern, Landhäusern und Gärten dicht besäete Gegend. Nach acht Tagen kam er in der vornehmen Stadt Quengianyfu an, der früheren Hauptstadt der Thang-Dynastie, d. i. in der heutigen Stadt Si-gnan-fu, der Hauptstadt von Shen-si. Hier führte die Regierung ein Sohn des Kaisers, Mangalai, ein sehr gerechter und bei den Unterthanen äußerst beliebter Fürst, der einen prächtigen Palast außerhalb der Stadt und in einem Parke bewohnte, dessen zinnengekrönte Mauer ihn in einem Umfange von fünf Meilen umschloß.
    Von Si-gnan-fu begab sich der Reisende nach Thibet zu durch die jetzige Provinz Szu-tchuan, eine bergige, von großen Thälern durchschnittene Gegend, in welcher Löwen, Bären, Wolfshirsche, Damwild, Gemsen und Hirsche umherstreifen, und nach dreiundzwanzig Reisetagen befand er sich an der Grenze der ausgedehnten Ebene von Acmelec-Mangi. Diese Landschaft ist sehr fruchtbar; sie liefert allerlei Bodenerzeugnisse in Ueberfluß und vorzüglich Ingwer, mit dem sie die ganze Provinz Chatai versorgt. Die Ergiebigkeit des Bodens ist eine so große, daß der Hektar Land mit 24.000 Mark (12.000 fl.), der Quadratmeter also mit 24 Mark (1 fl. 20 kr.) bezahlt wird. Im 13. Jahrhundert war die ganze Ebene mit Schlössern und Landhäusern bedeckt und die Bewohner ernährten sich von dem Ertrage des Bodens und der Jagd auf wilde und eßbare Thiere, welche den Jägern eine reichliche und leicht zu erlangende Beute lieferte.
    Marco Polo erreichte hierauf die Hauptstadt der Provinz Szu-tchnan Sindafu, das heutige Ching-tu-fu, dessen Bevölkerung in unserer Zeit die Zahl von fünfzehn Hunderttausenden überschreitet. Sindafu ist, bei einem Umfange von zwanzig Meilen, in drei, von je einer eigenen Mauer umschlossene Quartiere getheilt, deren jedes seinen König hatte, bevor sich Kublaï-Khan der Stadt bemächtigte. Durch dieselbe floß der wie ein See breite, fischreiche und stets von unzähligen Fahrzeugen bedeckte Kiang-Strom. Nachdem er diese handelsthätige und gewerbreiche Stadt verlassen, erreichte Marco Polo nach fünftägiger Reise durch ungeheure Wälder die Provinz Thibet, welche er »auffallend öde« nennt, »denn sie war eben durch einen Krieg verwüstet«.
    Thibet ist reich an Löwen, Bären und anderen Raubthieren, deren sich die Reisenden nur schwierig erwehren könnten, wenn dort nicht ein wunderbar starkes und langes Rohr, nämlich der Bambus, in wahrhaftem Ueberflusse wüchse. So benutzen denn »die Kaufleute und Reisenden, welche die Nacht in diesen Landschaften verbringen, jene Rohrstengel und unterhalten damit ein mächtiges Feuer, weil jene, wenn sie brennen, ein solches Geräusch und Krachen verursachen, daß Löwen, Bären und andere wilde Thiere erschrocken das Weite suchen und jenem Feuer um Alles in der Welt nicht zu

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