Die Entscheidung
sich erneut. Es war nicht viel, aber in dem engen Raum mussten James und Kyle würgen, und sie atmeten erleichtert auf, als sie im sechsten Stock endlich aussteigen konnten und frische Luft bekamen.
Kerry schien sich jetzt etwas weniger wackelig zu fühlen und stolperte lieber selbst an der Wand entlang, anstatt sich von James helfen zu lassen.
»He, du hast deine Zimmertür verpasst!«, warnte er sie, als daran vorbeitorkelte.
»Ich will nicht auf meinen Teppich kotzen«, erklärte Kerry und öffnete die Tür zu Jamesâ Zimmer.
Kyle grinste, als James angewidert den Kopf schüttelte.
»Aber bei mir ist das in Ordnung?«, stieà er hervor. Er folgte ihr ins Zimmer und schaltete das Licht ein.
»Wo sind meine Schuhe?«, wollte Kerry wissen und lieà sich rückwärts auf sein Bett fallen.
»Die bringt bestimmt jemand mit«, meinte James, »und wenn nicht, suchen wir sie morgen früh.«
»Mir dreht sich alles«, stöhnte Kerry und versuchte, sich aufzusetzen. »Ich dusche bei dir. Das macht mich wieder nüchtern.«
»Und ich dachte, es läge am Essen«, bemerkte Kyle ironisch, während James Kerry vom Bett half.
James drehte den Wasserhahn an der Badewanne voll auf und öffnete den ReiÃverschluss an Kerrys Kleid. Normalerweise hätte ihm das ziemlich gut gefallen, aber Kerry taumelte herum und summte vor sich hin. Sie roch nach Alkohol und Erbrochenem.
Noch in BH und Höschen, setzte sich Kerry in Jamesâ Badewanne. Eine Hand lieà sie über den Rand der Wanne hängen, während sie mit der anderen ihre FüÃe inspizierte.
»Dreckige Zehen«, beschwerte sie sich, legte den Kopf in den Nacken und lieà sich das Wasser in den Mund laufen. Dann prustete sie James einen Wasserstrahl in den SchoÃ.
»Erwischt!«, freute sie sich.
»Na, das ist ja nett«, beschwerte sich James und drehte den Temperaturregler auf eiskalt.
»Mistkerl !«, quiekte Kerry, warf sich auf den Bauch und stellte das warme Wasser wieder an.
»Gib Bescheid, wenn du etwas brauchst«, sagte James und lieà sie allein.
Kyle saà auf Jamesâ Bett und wischte sich seine bespritzten Schuhe mit ein paar Taschentüchern sauber.
»Die wird ja richtig wild«, stellte er fest und sah James an. »Du siehst aus, als hättest du dir in die Hose gemacht.«
»Mädchen vertragen einfach nichts«, seufzte James. »Bei Lauren ist es genau dasselbe. Gib ihr drei Bier, und sie rennt nackt auf der StraÃe rum und versucht, die Laternen zu knutschen.«
In diesem Moment ertönte Kerrys Stimme aus dem Bad. James sah durch die Tür zu ihr hinein und fragte ziemlich gereizt: »Was ist?«
»Du bist ein guter fester Freund, James«, behauptete Kerry und hielt den Daumen hoch, bevor sie einen heftigen Schluchzer ausstieÃ. »Das weià ich manchmal gar nicht zu schätzen, weiÃt du?«
»Danke«, gab James halbherzig zurück. »Gehört alles zum Paket.«
»Wie ich sehe, hast du hier Einsatzunterlagen«, bemerkte Kyle und wies auf eine Mappe auf Jamesâ Schreibtisch. »Ich dachte, du seist fertig?«
James schüttelte abwehrend den Kopf. »Das kann man kaum einen Einsatz nennen. Zwei Tage Babysitting übernächste Woche. Irgendein malaysischer Verteidigungsminister kommt her, um einen groÃen Deal
über britische Panzer und Düsentriebwerke und so was zu unterzeichnen. Kevin, Lauren und ich sollen auf seine Kinder aufpassen. Du weiÃt schon, sie beschäftigen, ihnen die Sehenswürdigkeiten zeigen und dabei darauf achten, dass keine Menschenrechtler versuchen, sie in die Luft zu jagen oder zu entführen.«
Kyle zeigte erstaunlich viel Interesse. »Der malaysische Verteidigungsminister? Du meinst Tan Abdullah, nicht wahr?«
James zog eine Augenbraue hoch. »Woher weiÃt du das? Hast du gespickt, als ich im Bad war?«
»Mr Abdullah und ich kennen uns«, erklärte Kyle geheimnisvoll. »Macht es dir was aus, wenn ich mir deine Unterlagen mal ansehe?«
James sah ihn verblüfft an und zuckte mit den Achseln. »Bedien dich, Kumpel.«
Vier Jahre zuvor
Dezember 2004  â März 2005
9
Kyle Blueman war gerade fünfzehn geworden und lag entspannt mit dem Kopf auf seinem Rucksack im Rumpf eines offenen Motorbootes. Es war früh am Morgen, doch die Sonne brannte schon heiÃ. Der Himmel war klar und das Meer
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