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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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anderen konnten ihm nicht vorwerfen, er würde übertreiben. Die Altehrwürdigen bewegten sich schwankend und ein wenig hölzern wie Marionetten, die von einem fremden Willen gelenkt wurden. Joanne klappte einfach nur der Mund herunter und Fernand stieß einen Schrei aus. Offensichtlich hatten sie so etwas noch nicht erlebt.
    Henri drehte sich zu den beiden um. »Geht hoch und sucht Lucien oder Sébastien oder wen ihr von der hohen Familie finden könnt.«
    Die Pyras waren wie der Blitz verschwunden, aber Alisa reagierte noch schneller. »Wir kommen mit und helfen! Das ist nur zu unser aller Sicherheit!«

    Franz Leopold und Ivy eilten ihr hinterher. Seymour überholte sie noch auf der Treppe und war bereits oben in der Haupthöhle an Joannes Seite.
    »Luciano, nun komm schon!«, rief Ivy über die Schulter zurück. Oben in der großen Halle blieben Joanne und Fernand kurz stehen, sodass Luciano aufschließen konnte. Auch Tammo folgte ihnen.
    »Wohin?«, fragte Fernand, wobei Alisa nicht sagen konnte, ob die Frage an Joanne oder an die Ratten gerichtet war. Dann liefen sie auf den Ausgang in Richtung Westen zu, der in den langen Gang nach Süden einbog.
    »Gehen wir zu den Katakomben?«, fragte Alisa.
    Joanne schüttelte den Kopf. »Nein, wir bleiben auf dem Weg nach Süden. Sie sind in den Kavernen unter dem Hôpital Sainte Anne.«
    »Warum dort?«, fragte Ivy nach.
    »Lasst euch überraschen!«, meinte Fernand und kicherte. Er setzte seine Ratte auf den Boden und schien ihr stumm Anweisungen zu geben. Das Tier quiekte kurz und wuselte davon.
    Die Freunde sahen einander fragend an, doch Fernand und Joanne waren nicht bereit, mehr zu verraten. Sie gaben nicht einmal Tammos Quengeln nach. Falls Ivy oder Franz Leopold etwas in ihren Gedanken lasen, so behielten sie es jedenfalls für sich. So versuchte Alisa, eine der Ratten vorauszuschicken und auszuhorchen, da sie jedoch nicht genau wusste, wo das Krankenhaus lag, schickte sie das Tier auf Verdacht einfach immer nach Süden.
    Sie musste sich nicht lange gedulden. Bald übermittelte ihr die Ratte seltsame Geräusche und Gerüche, dann sah sie rötliches Licht über die Wände zucken. Zuerst hörte sie nur ein Rauschen und Poltern, dann eine Art Gesang. Nach was roch es da? Etwas Beißendes. Schwefel?
    Alisa blieb verwundert stehen. »Feuer und Schwefel? Vielleicht noch ein wenig heißes Pech und dazu wundersame Gesänge und magische Kräutertränke?« Luciano sah sie verständnislos an, aber Franz Leopold und Ivy nickten.
    »Da scheint etwas sehr Merkwürdiges vor sich zu gehen.«
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dort vorne in
den Kavernen sind die Diener der Hölle zu Gast«, ergänzte Ivy und sah fragend zu Joanne und Fernand.
    »Ihr habt viel gelernt«, lobten sie. »Ihr schafft es schon beinahe so gut wie wir, euch der Ratten und ihrer Sinne zu bedienen. Ja, man könnte das dort vorne als eine satanische Messe bezeichnen. Sie beschwören den Höllenfürst und ergötzen sich an ihrer eigenen Angst, wenn er dann im Flammenmeer mit Pech- und Schwefeldampf erscheint.«
    Die Vampire eilten weiter. Dieses Spektakel wollten sie auf keinen Fall versäumen, auch wenn Alisa nicht an den Teufel glaubte. Doch vielleicht wurde sie gleich eines Besseren belehrt. Die Vamalia rief ihre Ratte zurück. Schon konnten sie ein schwaches rötliches Flackern erkennen und dann drangen die Gesänge zu ihnen. Joanne gab ihnen ein Zeichen und so verlangsamten sie ihre Schritte. Vorsichtig näherten sie sich dem Ende des Ganges. Die Stimmen wurden lauter. Sie konnten nun durch Feuer- und Schwefelgestank die Menschen riechen, die sich dort vorne eng zusammendrängten. Genauer gesagt rochen sie ihre Furcht. Luciano leckte sich die Lippen.
    »Ach, warum können wir uns nicht ein wenig an ihnen laben. Sie sind so auf ihre Beschwörung konzentriert, dass niemand etwas merken würde. Und wenn man nach solch einer Begegnung ein wenig geschwächt ist, wen wundert’s?«
    »Das ist wohl auch der Grund, aus dem die Pyras hier sind«, murmelte Ivy.
    Franz Leopold sagte nur kalt: »Versuche es. Wir werden sehen, ob du die Stärke hast, dich rechtzeitig zu lösen, oder ob du dich in deinem Rausch in den Strudel des Todes ziehen lässt.«
    »So wie es dir beinahe passiert ist?«, fragte Alisa.
    »Rede nicht über Dinge, von denen du keine Ahnung hast!«, fuhr er sie an. Er dachte gar nicht daran, ihre Neugier endlich zu befriedigen und über den Vorfall zu sprechen.
    Joanne

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