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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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hervorzubringen.
    »Pater Silvicola, haben Sie wieder gefastet? Die ganze Reise hindurch? O Pater, das dürfen Sie nicht tun. Sie müssen mehr auf sich achten.«
    »Gott … der … Herr … war … bei mir«, flüsterte Pater Silvicola.
    »Ich hoffe, er hat Sie ausgeschimpft, wie Sie mit Ihrem Körper umgehen!«
    Pater Silvicola brachte ein winziges Lächeln zustande. Er dachte an die beiden Becher, der eine rein, der andere voll mit tödlichem Gift. »Nein«, hauchte er, »Gott der Herr war mit mir zufrieden.«
    »Na, wie Sie meinen. Soll ich Ihnen aufhelfen? Hier, geben Sie mir die Hand, ich ziehe Sie … Puh, Pater! Bei allem Respekt, aber Sie sollten die Kleidung wechseln. Im Heilig-Geist-Spital riecht es wahrlich nicht nach Rosen, aber heute würden Sie sogar dort auffallen.«
    »Es tut mir leid«, sagte Pater Silvicola würdevoll und hielt sich an der Wand fest. »Was ist mit dem Heilig-Geist-Spital?«
    »Der alte Sünder dort verlangt schon seit Tagen nach Ihnen. Seine Exzellenz der Bischof hat verfügt, dass er wieder ins Gefängnis zurückverlegt wird. Wir sollten nur warten, bis Sie wieder zurück wären. Wo waren Sie eigentlich?«
    »Ich habe versucht, in der Einsamkeit zu mir zu finden. Es ist nicht leicht, mit all diesen Verbrechen konfrontiert zu werden.«
    »Wem sagen Sie das! Besonders Sie dürften am meisten darunter leiden. Als ich die Geschichte von den beiden Kindern des Stadtrichters hörte, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden … des Stadtrichters, Pater Silvicola! Man sollte meinen, wenn eine Familie dem Wahnsinn entkommen wäre, dann die seine! Aber nein … der größere der beiden Buben war noch keine zehn Jahre alt. Es heißt, er habe die Hand seines kleinen Bruders gehalten, bis das Feuer zu heiß wurde. Und die Eltern wurden gezwungen, zuzusehen …«
    »Beruhigen Sie sich.«
    Der andere Jesuit wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und räusperte sich. »Diese Ungeheuer sollten alle selbst auf den Scheiterhaufen kommen!«
    »Die meisten von ihnen sind schon lange tot.«
    »Und brennen hoffentlich in der Hölle!«
    »Dies hier ist die Hölle, Pater.« Silvicolas Stimme wurde heiser. »Glauben Sie nicht manchmal auch, dass die Regentschaft des Teufels schon lange angebrochen ist?«
    Der andere Jesuit musterte ihn mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck. Pater Silvicola verfluchte sich im Stillen dafür, unvorsichtig geworden zu sein. »Ich glaube, mir setzt das alles trotz meiner Exerzitien mächtig zu«, sagte er.
    »Was ist nun mit dem Alten im Spital?«
    »Wenn er in den Gefängnisturm zurückgeht, wird das sein Tod sein.«
    »Pater Silvicola, ich weiß, dass Sie aufgrund Ihres Amtes es nicht sagen dürfen, aber im Grunde ist der Mann doch so schuldig wie die Sünde selbst.«
    »Solange das nicht zweifelsfrei bewiesen ist …«
    Der andere Jesuit winkte ab. »Natürlich. Sie haben ja recht. Ich kann mir vorstellen, dass Sie Ihre Aufgabe hassen, nicht wahr?«
    »Wer mit ihr beauftragt wird, weiß, dass er in hohem Ansehen steht.«
    Der andere Jesuit nickte.
    »Na gut, ich werde ihn gleich aufsuchen.« Pater Silvicola stakste vorsichtig hinaus ins Freie, von seinem Ordensbruder am Arm geführt. Er hatte nur einen Bissen Brot gegessen und einen Schluck Wasser genossen, doch er fühlte, wie seine Kräfte sich langsam wieder einstellten. Es war nicht das bisschen Nahrung – es war das Wissen, dass er nach wie vor auf dem richtigen Pfad wandelte und dass Gott der Herr seine Taten guthieß und ihm verzieh. Was machte es da schon, dass ausgerechnet er, der nur dafür lebte, den Teufel zurück in die Hölle zu stoßen, mit dem Amt des advocatus diaboli bei der Untersuchung der Hexenprozesse betraut worden war?

20.
    Das Spital zum Heiligen Geist war in bester patrizischer Tradition von einem wohlhabenden Bürger Würzburgs ins Leben gerufen worden, damit kranke und pflegebedürftige Menschen ein Dach über dem Kopf bekamen. Das war vor über dreihundert Jahren gewesen. Mittlerweile war das Heilig-Geist-Spital in weitem Umkreis bekannt dafür, dass man hier das Wort »Pflege« ernst nahm. Die ärztliche Versorgung war nie besser gewesen als anderswo, und nach den Verbrennungen, denen naturgemäß zuerst alle Heilkundigen inWürzburg zum Opfer gefallen waren, war sie geradezu katastrophal; aber der Aufruf, sich um die Kranken zu kümmern, war stets hochgehalten worden. Wer hier überlebte, tat es nicht wegen des Genies der Ärzte, sondern weil die Klosterschwestern sich aufopfernd

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