Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)
befinde, bestätigen würde. Vorsichtig begann Wasgo den Abstieg, immer die Lichter des Dorfes im Auge behaltend. Später fand er einen Weg, der genau in die Ansiedlung führte. Was war der junge Mann doch erleichtert! Die Anspannung in seinem Körper wich einem Gefühl der Befreiung.
Seit Wasgo begonnen hatte, nach Jodaryon zu suchen, war dieses die erste menschliche Siedlung, die er gefunden hatte. Erhielt er in diesem Dorf einen Hinweis, wo er die alte Zauberschule suchen und finden konnte? Die Zeit drängte, die Prophezeiung sollte bald erfüllt werden. Sollte er versagen, so würde die Welt in der ewigen Finsternis untergehen. Das konnte unser junger Held nicht zulassen. Er wollte kämpfen und niemals aufgeben.
Am Rand des Dorfes konnte er feststellen, dass seine Bewohner ihrer Arbeit nachgingen. Also musste es Tag sein. Wie spät es sein konnte, ahnte der junge Mann aber nicht. Zu lange schon war er unterwegs und schlief nur dann, wenn er müde war. Die übrige Zeit verbrachte er damit, seinem Ziel immer näher zu kommen.
Als er auf das erste Haus am Dorfrand zuging, stellte sich ihm ein Mann im besten Alter in den Weg. Durch Gesten gab er Wasgo zu verstehen, dass er nicht weiter gehen sollte. Überrascht blieb der Jüngling stehen und fragte: „Was ist los, Herr? Warum hältst du mich auf?“
Der Mann bedeutete erneut durch ein wildes Gestikulieren, dass Wasgo sich in den Staub legen sollte. Der lachte den Mann aus und sprach: „Gib den Weg frei oder sprich mit mir! Ich verstehe nicht, was du von mir willst.“
Eine weitere Geste des Mannes ließ Wasgo ahnen, dass er nicht sprechen konnte. Einen kleinen Schritt nur wollte er auf den Mann zugehen, doch der hielt ihn mit Bärenkräften mit seiner rechten Hand an der Schulter fest und drückte Wasgo zu Boden. Eine dichte Menschenmenge hatte sich um sie herum angesammelt. Wasgos Körper gab den Kräften des Mannes nach und sank in die Knie. Dabei verrutschte sein Hemd und gab seinen Rücken frei.
Plötzlich legten sich alle Menschen eilig auf den Erdboden zu Wasgos Füßen. Auch der bärenstarke Mann sank vor ihm auf die Knie und legte sich bäuchlings in den Sand. Regungslos blieben alle liegen, sie hatten das Muttermal der Prophezeiung auf Wasgos Rücken gesehen.
Verwundert blickte Wasgo auf die vielen um ihn herum liegenden Menschen herab. „Was ist hier los, kann bitte einer von euch mit mir reden?“, fragte er. Er konnte die Menschen nicht verstehen. Was hatte das zu bedeuten, dass er zuerst so feindselig aufgehalten wurde und danach die Menschen in Demut vor ihm in den Staub fielen? Niemand von ihnen konnte oder wollte mit Wasgo reden.
Fieberhaft überlegte er, wie er es erreichen konnte, dass wenigstens einer der Menschen mit ihm in Kontakt trat.
„Wenn ihr schon nicht mit mir reden wollt, kann dann jemand von euch schreiben?“, fragte Wasgo.
Ein junger Mann mitten in der Menschenmenge erhob seinen Arm. Wasgo befahl dem Jungen, zu ihm zu kommen. Mühsam erhob der sich und ging mit gesenktem Blick auf Wasgo zu. Etwa fünf Meter vor Wasgo blieb er stehen und wollte sich erneut auf den staubigen Boden legen. Mit einer Handbewegung verhinderte Wasgo dieses.
‚Er ist fast noch ein Kind‘, dachte der junge Zauberer. Aber er fragte: „Warum spricht hier niemand mit mir?“
Schnell bückte sich der Junge und schrieb mit einem Finger in den Sand: „Wir sind verflucht. Wer von uns auch nur ein Wort ausspricht, muss sterben.“
‚Welch ein böser Fluch – oder ist es ein böser Zauber, der über dem Dorf liegt?‘, überlegte Wasgo. Er fragte weiter: „Und wer hat euch verflucht?“
Der Junge wischte die eben erst geschriebene Antwort vom Erdboden und beeilte sich die neue Antwort in den wieder geglätteten Sand zu schreiben: „Der Herr der Welt!“
Verwirrt fragte Wasgo weiter: „Und warum liegen jetzt alle vor mir im Sand?“
Der Junge verwischte wieder die letzten Wörter und schrieb: „Du bist der Herr der Welt!“
„Nein, das bin ich nicht. Ich habe Euch auf jeden Fall nicht verflucht!“, rief Wasgo erschrocken aus.
Der Junge bückte sich und ließ seinen Finger schnell durch den Sand gleiten, so dass Wasgo lesen konnte: „Nein, das war Bossus, der alte Herr der Welt. Du bist der neue Herr der Welt.“
„Nein, das bin ich nicht!“, rief Wasgo beinahe voller Panik.
Eine alte Frau kam zu Wasgo gekrochen. Sie tippte ihn mit ihren knöchernen Fingern der linken Hand an. Wasgo beugte sich zu ihr hinab und half ihr auf die
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