Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
ebenso willkommen wie eine laute, qualmende Dampfmaschine oder eine staubige Ladung Kohlen.
Ohne sich nach seiner Meinung zu erkundigen, redete sie weiter. "Wenn das bedeutet, dass wir ein oder zwei Tage mehr brauchen, um nach Strathandrew zu kommen, so ist das, wie ich finde, kein allzu großes Opfer."
Kein großes Opfer für sie vielleicht. Was Ewan anging, so fragte er sich, wie er noch einen einzigen Tag in ihrer Gesellschaft ertragen sollte, geschweige denn mehrere.
Er versuchte sich davon abzuhalten, zu ihr hinüberzublicken, war jedoch nicht sehr erfolgreich. Warum hatte sie dieses Kleid für den Morgen ausgewählt? Wenn er es nicht besser gewusst hätte, er hätte schwören können, sie wollte ihn verspotten.
Die Spitzenrüschen ließen die kantigen Formen ihres Körpers weicher erscheinen, und der warme Farbton machte sie um Jahre jünger. Sie glitzerte nicht mehr vor lauter Schmuck, sondern trug als Einziges ein bescheidenes Goldmedaillon, das sich in ihre Halsgrube schmiegte. Ihr Haar war auch nicht zu einem überladenen Berg aus Wellen und Locken aufgetürmt. Ein paar Strähnen flatterten in der sanften Brise und lockten Ewan, die Hand zu heben und sie ihr aus dem Gesicht zu streichen. Wenn dann seine Knöchel ihre Wange berühren sollten …
Was dachte er da nur?
Ewan zwang sich, einen Schritt von ihr wegzutreten.
"Ein Segelschiff hat etwas Aristokratisches, nicht wahr?" Er richtete seine Frage an niemand Bestimmtes. "Es gleitet ganz ruhig und majestätisch dahin, scheinbar ohne jede Anstrengung. Es ist immer ein bisschen launisch, aber das macht ja einen Teil seines Reizes aus, nicht wahr?"
Es klang ganz unschuldig – sogar schmeichelhaft. Es war aber nicht so gemeint.
"Ich schätze, Sie haben Recht." Ihre Stimme hatte einen vorsichtigen Unterton, als vermutete sie einen möglichen Hinterhalt, konnte aber nicht sagen, aus welcher Richtung er kommen würde. "Ich habe noch nie so darüber nachgedacht."
Bildete er es sich nur ein, oder kam sie näher? Ewan hätte weggehen können, aber das wäre ihm wie ein Rückzug vorgekommen.
"Aye." Er rieb sein unrasiertes Kinn. "Dampfschiffe sind dieser Tage die Arbeiterklasse des Meeres – laut, stinkend und dreckig, aber sie tun ihre Arbeit."
"Wind und Segel haben der Menschheit seit Tausenden von Jahren gute Dienste geleistet, Mr. Geddes. Es scheint ziemlich ungerecht, sie jetzt des Fortschritts und der Effizienz wegen ganz aufzugeben."
Captain MacLeod musste die verschleierte Feindseligkeit ihres Gesprächs gespürt haben und wollte dem entkommen, so, wie er auch die Marlet um einen drohenden Sturm herumnavigiert hätte. "Ich sollte meinen Ersten Maat ein wenig am Ruder ablösen."
Er ging davon, paffte fest an seiner Pfeife und schüttelte den Kopf. Ewan hätte auch gerne eine Ausrede gehabt wegzukommen, aber er befürchtete, dass Claire Talbot ihm vermutlich folgen würde. Er war mit der Frau auf diesem verdammten, langsamen Boot nach Schottland gefangen!
Claire atmete erleichtert auf, als der Kapitän ging. Ihr war kalt vor Angst geworden, als sie Ewan hatte fragen hören, warum sie in einer ganzen Nacht nicht weiter vorwärts gekommen waren. Was, wenn Captain MacLeod ihm von ihren Anweisungen erzählt hätte?
Glücklicherweise hatte der Kapitän eine glaubhafte Antwort gegeben, ohne sie zu verraten. Trotzdem wollte sie Ewan keine Möglichkeit lassen, ihn weiter auszufragen. Sie hatte sich zwischen die beiden drängen müssen, auch wenn es ihre närrischen Sinne völlig verwirrt hatte, so nah bei ihrem Gast zu stehen.
Anscheinend konnte sie sich auf nichts anderes konzentrieren, wenn er in der Nähe war. Obwohl sie versuchte, ihren Blick auf die Küste zu fixieren, konnte sie nicht verhindern, dass er viel zu häufig zu Ewan hinüberwanderte. Ein leichtes Beben durchfuhr sie, wann immer ihr Blick sich zu seinem wie gemeißelt wirkenden Kinn verirrte, das von dunklen Bartstoppeln überzogen war. Ihre Ohren schienen nichts zu hören außer seiner weichen, melodischen Stimme, und ihre Haut prickelte in Erwartung selbst seiner beiläufigsten Berührung.
Und gerade erst kürzlich hatte ihre Stiefmutter sie als vernünftig und unvoreingenommen gelobt. Claire hatte sich noch nie in ihrem Leben so idiotisch oder überspannt gefühlt!
Bevor Ewan noch weiter andeuten konnte, dass sie eine sentimentale Närrin war, weil sie die Marlet noch verwendete, wandte sie sich um und sah ihn an. "Haben Sie schon gefrühstückt?"
"Ich hatte keinen
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