Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
Hunger."
Sosehr sie sich auch bemühte, Claire konnte nicht darüber hinweggehen. "Wie eigenartig. Gestern hatten Sie auch keinen Hunger. Ich dachte immer, die Seeluft regt den Appetit an?"
Er verzog das Gesicht, und sah irgendwie trotzdem immer noch viel zu gut aus.
Claire versuchte, ihre Verzweiflung herunterzuschlucken. Sie hatte so wenig Zeit. Wenn sie beide sich weiterhin derart anfeindeten, konnte die Marlet noch um die ganze Welt segeln, bevor sie Ewan Geddes dazu brachte, ihr den Hof zu machen.
"Seekrank?" Sie versuchte, besorgt zu klingen.
"Meinen Sie etwa davon?" Er schnaubte verächtlich und zeigte auf die sich sanft kräuselnden Wellen. "Ich habe schon auf viel raueren Meeren gegessen wie ein Scheunendrescher."
Dann war es wohl ihre Gesellschaft, die ihm den Appetit verdarb? Reizte ihn zwar ihr Reichtum, wie sie es geplant hatte, doch scheute er sich gleichzeitig vor dem, was er tun musste, um ihn zu bekommen?
Sie deutete eine steife, kleine Verneigung an und wandte sich dann zum Gehen. "Wie Sie wollen. Ich könnte jedenfalls ein Frühstück gebrauchen."
Eigentlich war sie der Meinung, es wäre ein Wunder, wenn sie auch nur einen Bissen herunterbekäme. Aber es war die einfachste Ausrede, um von Ewan Geddes wegzukommen, bevor sie noch in Tränen ausbrach oder ihn über Bord warf.
Sie hatte fast den Gang erreicht, als Ewan ihr nachrief: "Was serviert Ihr großartiger Koch denn heute Morgen? Pochierte Pfaueneier und gegrillte Gänseleber?"
Unmöglicher Mann! Er hatte sie schon zu einem beschämenden Rückzug gezwungen. Konnte er sich damit nicht zufrieden geben?
"Ich fürchte, nur einfache Hühnereier." Sie warf ihm die Entgegnung im Hinausgehen zu. "Gebratenen Speck und vielleicht etwas Räucherhering. Oh, und ich habe Monsieur Anton angewiesen, Porridge zu machen, falls es Sie danach verlangt."
Sie war noch nicht einmal die Hälfte der Treppe hinuntergegangen, als sie hinter sich wieder seine Stimme hörte. "Sagten Sie Porridge?"
Würde er sie gerade in diesem Moment mit seiner Gesellschaft quälen, in dem sie es am allerwenigsten ertragen konnte? "Vermutlich würden Sie nur irgendetwas an der Art auszusetzen haben, wie Monsieur Anton das Gericht zubereitet, Mr. Geddes. Also ist es wahrscheinlich doch das Beste, wenn Sie kein Frühstück einnehmen."
"Gutes Hafermehl verschwenden?" Seine Schritte folgten ihr. "Großmutter Cameron würde sich aus ihrem Grab erheben und mich als Sassenach beschimpfen."
Das veranlasste sie, sich umzudrehen und sich ihm zu stellen. "Ich weiß, dass ihr Schotten uns Engländer so nennt, Sir. Zweifelsohne nennen Sie alle mich und meine Familie so."
Sie erwartete beinahe, dass er es voller Stolz zugab. Stattdessen rief er: "Halten sie sich besser am Geländer fest, ja? Ich bin nicht nah genug bei Ihnen, um Sie zu fangen, wenn Sie fallen sollten."
"Sie haben Captain MacLeod gehört. Die See ist ruhig." Sie fasste dennoch nach dem Geländer.
Das Letzte, was ihr in diesem Moment noch fehlte, war, dass Ewan Geddes sie anfasste, egal aus welchem Grund.
"Dann kommen Sie oder lassen Sie's, ganz wie Sie wollen." Sie wandte sich um und ging zum Speisezimmer, vorsichtig darauf bedacht, nicht zu stolpern. "Ich werde weder versuchen, Sie zum einen noch zum anderen zu überreden, denn Sie würden bestimmt ohnehin das Gegenteil von dem tun, was ich sage."
"Wollen Sie damit sagen, dass ich widerspenstig bin, Miss Talbot?"
"Wenn Ihnen der Schuh passt, Mr. Geddes …"
Claire glaubte, ihn leise lachen zu hören. Wenn sie noch einen weiteren Beweis für seine Widerborstigkeit benötigte, hatte sie ihn jetzt. Wenn sie versuchte, ihm nahe zu kommen, mied er sie um jeden Preis. Wenn sie versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen, verfolgte er sie. Schmeichelte sie ihm, war er verärgert. Beleidigte sie ihn, lachte er. Vielleicht würde er ein leidenschaftliches Interesse an ihr entwickeln, wenn sie versuchte, ihn zu ertränken!
"Wissen Sie, dieser Porridge ist wirklich nicht schlecht", gab Ewan kurze Zeit später zu, nachdem er eine ziemlich große Schüssel von dem Haferbrei gegessen hatte. Er klang überrascht, als hätte er erwartet, Gift darin zu finden. "Das war wahrscheinlich genau das, was ich nach dem reichhaltigen Essen von gestern Abend gebraucht habe."
"Und nach dem Whisky", murmelte Claire leise.
"Aye, auch das", gab er irritierend gut gelaunt zurück.
Dann blickte er auf ihren Teller. "Wo ist denn Ihr Appetit auf einmal hin?"
Sie haben ihn mir verdorben!
Als sie
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