Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Bäume. Eine böse Vorahnung drängte sich mir auf: Wenn ich nach Isparin zurückkehrte, setzte ich mein Leben aufs Spiel.
»Ich muss unbedingt nach Isparin«, erklärte ich resigniert.
»Und genau deshalb muss ich mitkommen.«
»Ich will dich ja nicht beleidigen, Lizlide, aber deine Statur ist etwas schmal für einen Leibwächter.«
Im nächsten Moment lag ich am Boden und hatte einen langen Elfendolch an der Kehle. Der Angriff war so schnell gewesen, dass meine Netzhaut keine Zeit hatte, die Bewegung des jungen Mädchens ans Gehirn weiterzuleiten. Ein paar Sekunden (die sich mir tief ins Gedächtnis einprägten) hielt sie mich so fest, das Gesicht so nah an meinem, dass ich ihren herrlich warmen Atem auf den Lippen spüren konnte.
»Da hab ich wohl etwas Dummes gesagt«, stammelte ich. »Tut mir leid, Prinzessin.«
»Wenn sich dir ein Ork auf weniger als zehn Schritte nähert, ist er tot«, wisperte sie.
»Das wird nicht passieren«, flüsterte ich zurück.
Ihre feinen Augenbrauen hoben sich vor echtem Staunen.
»Kannst du in die Zukunft sehen?«, fragte sie.
»Sagen wir mal, ich sehe ihr zuversichtlich entgegen: In zwei Stunden sind wir in Isparin, in drei bringt man mich unter strengem Polizeischutz zum Imaginoport, in dreieinhalb verabschiede ich mich von diesem Leben … was ich aufrichtig bedaure«, sagte ich und blickte ihr fest in die Augen. »Und in vier Stunden bin ich wieder in meinem Dschungel.«
Ich hielt kurz inne und kam dann zu dem Schluss: »Ich kann nicht sicher sein, dass es so kommen wird, aber ich möchte es so. Wenn also Mademoiselle nichts dagegen haben …« (Ich schob vorsichtig die Hand beiseite, die mir
die Klinge auf die Halsschlagader hielt.) »… würde ich jetzt gern weiterreisen, um den Zeitplan einhalten zu k önnen.«
Tatsächlich hätte ich eine Ewigkeit mit dieser göttlichen Schönheit auf mir liegen bleiben können.
LEBT WOHL UND BIS GLEICH!
E igentlich rechnete ich damit, dass der Anblick einer Elfe aus dem Smaragdwald, die hinter einem litithischen Ritter auf einem Equined ritt, sämtliche Blicke auf sich ziehen würde … aber keineswegs! Im Tumult der bevorstehenden Schlacht waren alle Zivilisten und Soldaten nur mit sich selbst beschäftigt, also mit ihrem Überleben oder ihrer jeweiligen Vorbereitung auf den Ernstfall, manchmal mit beidem. Wir ritten an Militärlagern entlang, wo eilig Zelte aufgestellt wurden, in Kreisen zu je fünfzig Stück. Ganze Schwärme von Zimmerleuten machten sich daran, Kriegsmaschinen zusammenzubauen, vor allem Katapulte, von denen manche riesige Ausmaße hatten. Wir ritten um Felder herum, auf denen sich komplette Soldatenregimente im Kampf übten. Die meisten von ihnen trugen Uniformen aus dickem Leder und Nasalhelme, die vorn je nach Dienstgrad mit einem oder mehreren (bis zu fünf) goldenen Medaillen verziert waren. Mein Blick wurde besonders von stolzen Kriegern angezogen, die auf großen grauen Equineds saßen. Das waren die Herrenritter, eine Elitekavallerie, die sich durch alles vom Rest der Truppe unterschied: durch ihre farbige Metallrüstung (meist rot oder nachtblau), ihre vielfältigen
Waffen (lange Schwerter, am Sattel befestigte Svilths, Äxte oder Dolche um die Taille, Dornen an den Ellbogen und an den Knien) und ihren Nasalhelm mit kunstvoll ziselierten magischen Schriftzeichen, die ihrem Schutz dienten.
Etwas später begegneten wir auf einer Straße einer Gruppe litithischer Ritter. Mein Herz schnürte sich zusammen, obwohl ich keinen von ihnen kannte. Erstaunt über meinen Aufzug, der nicht ganz zu meiner Haltung passte, blieben sie stehen. Zwei von ihnen hielten mich anscheinend für einen Spion und zogen sofort das Schwert. Ihre Equineds wieherten Armaintho dagegen freundschaftlich zu. Ich bemühte mich, gelassen zu wirken, stellte mich vor und erklärte ihnen, warum ich als Ausländer litithische Kleidung trug. Zu meiner großen Erleichterung verkündete einer von ihnen, dass er schon von mir gehört habe, was die Situation ungemein entspannte. Auch Lizlide hinter mir entkrampfte sich.
»Ich versuche heute nach Hause zurückzukehren«, fuhr ich fort, »auch wenn ich aufgrund der Umstände lieber bleiben würde. Ist Ergonthe gut in Olsomathe angekommen?«
»Warum interessiert dich das, wenn du heute das Königreich verlässt?«, fragte einer der Ritter zurück.
Ich konnte ihr Misstrauen verstehen. Also erklärte ich: »Falls er dort ist und eine Weile dort bleiben wird, würde ich es gern wissen. Nicht
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