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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Fisch • Verity wird schließlich gefunden • »Unsere schöne, schöne Kathedrale« • Eine Antwort
     
     
    Und hoffentlich 2057 und nicht 2018. Ich schaute hoch. Gott sei Dank. Miss Warder beugte sich über mich und streckte die Hand aus, um mir aufzuhelfen. Als sie merkte, daß ich es war, richtete sie sich auf und blaffte, die Hände in die Hüften gestemmt: »Was machen Sie denn hier?«
    »Was ich hier mache?« Ich erhob mich mühsam. »Was, um alles in der Welt, machte ich in 1395? Was machte ich bei Blackwell’s in 1933? Ich suche Verity.«
    »Raus aus dem Netz«, kommandierte sie, bereits auf dem Weg zur Konsole zurück, wo sie wieder zu tippen anfing. Die Schleier begannen sich zu heben.
    »Finden Sie heraus, wo Verity ist«, sagte ich und folgte ihr. »Sie sprang gestern, und irgend etwas ging schief. Sie…«
    Miss Warder machte eine Geste, daß ich schweigen solle. »Elfter Dezember«, sagte sie ins Konsolenmikrofon. »Zwei Uhr nachmittags.«
    »Sie haben mich nicht verstanden«, sagte ich. »Verity ist verschwunden. Mit dem Netz stimmt was nicht.«
    »Moment noch.« Miss Warder starrte auf den Bildschirm. »Sechs Uhr nachmittags. Zehn Uhr abends. Carruthers steckt in Coventry fest«, erklärte sie, die Augen fest auf den Schirm geheftet. »Ich versuche…«
    »Verity steckt vielleicht in einem Kerker. Oder mitten in der Schlacht von Hastings. Oder im Zoo. In einem Löwenkäfig.« Ich schlug mit der Faust auf die Konsole. »Finden Sie heraus, wo sie sich befindet.«
    »Eine Sekunde noch«, sagte sie. »Zwölfter Dezember. Zwei Uhr nachts. Sechs Uhr morgens…«
    »Nein!« Ich riß ihr das Mikrofon weg. »Jetzt gleich!«
    Dunworthy und T. J. betraten den Raum, besorgt über einen Handcomputer gebeugt. »Ein Gebiet mit erhöhtem Schlupfverlust«, sagte T. J. gerade. »Sehen Sie, hier ist…«
    »Geben Sie mir das Mikrofon zurück«, schimpfte Miss Warder, und Dunworthy und T. J. schauten hoch.
    »Ned!« sagte Dunworthy und kam auf mich zu. »Wie lief’s in Coventry?«
    »Überhaupt nicht«, erwiderte ich.
    Miss Warder schnappte sich wieder das Mikrofon, um es weiter mit Zeitangaben zu füttern.
    »Kein Mr. C, kein lebensentscheidendes Ereignis«, sagte ich. »Verity wollte es Ihnen berichten, aber sie landete woanders. Sagen Sie Miss Warder, daß Sie sie suchen soll.«
    »Ich habe gerade die Beschleunigung eingestellt«, sagte Miss Warder.
    »Es ist mir egal, was Sie gerade eingestellt haben«, entgegnete ich. »Das kann warten. Kümmern Sie sich sofort darum, wo Verity steckt.«
    »Ein Moment noch, Ned.« Dunworthy nahm beruhigend meinen Arm. »Wir versuchen, Carruthers zurückzuholen.«
    »Carruthers kann warten!« sagte ich. »Schließlich wissen Sie, wo er ist. Verity kann überall und nirgends sein!«
    »Sagen Sie mir, was passiert ist«, bat Dunworthy, immer noch ganz ruhig.
    »Das Netz ist am Zusammenbrechen«, erklärte ich. »Das ist’s, was passiert ist. Verity sprang durch, um Ihnen zu sagen, daß wir in Coventry keinen Erfolg gehabt haben, und kaum war sie weg, kam Finch durch und sagte, sie sei im Labor nicht angekommen. Also versuchte ich es und landete in 2018 und dann 1933 bei Blackwell’s. Schließlich endete ich im…«
    »Sie waren in 2018? Im Labor?« Dunworthy schaute T. J. an. »Das ist genau das Gebiet mit dem erhöhten Schlupfverlust. Was haben Sie dort gesehen, Ned?«
    »…im Turm der Kathedrale von Coventry. Im Jahre 1395.«
    »Zielort verfehlt«, sagte T. J. bestürzt.
    »Zwei Uhr mittags. Sechs Uhr abends«, murmelte Miss Warder, den Blick konzentriert auf den Schirm gerichtet.
    »Das Netz ist am Zusammenbrechen«, sagte ich, »und Verity ist irgendwo dort draußen. Wir brauchen eine Fixierung auf sie und…«
    »Miss Warder«, sagte Dunworthy. »Stoppen Sie die Beschleunigung. Wir brauchen…«
    »Moment! Ich habe was gefunden!«
    »Jetzt gleich«, sagte Dunworthy. »Ich brauche eine Fixierung auf Miss Kindle.«
    »Eine Sekun…«
    Und Carruthers erschien im Netz.
    Er trug dieselbe Kleidung wie letztes Mal, als ich ihn gesehen hatte, seine Hilfsfeuerwehruniform und den falschen Helm, bloß war sie diesmal nicht mit Ruß bedeckt. »Na, das wurde aber auch Zeit!« sagte er und nahm den Helm ab.
    Miss Warder rannte zum Netz hinüber, riß die Schleier auseinander und warf die Arme um seinen Nacken. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht!« rief sie. »Geht’s dir gut?«
    »Ich wäre beinahe verhaftet worden, weil ich keinen Ausweis hatte«, erwiderte Carruthers etwas

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