Die Flammen der Dunkelheit
deinem Werkzeug zum Beispiel. Das hat noch den Vorteil, dass du es nicht verlieren kannst.«
Glic war einverstanden, schon allein weil er geheime Dinge spannend fand. Nachdem sie das geklärt hatten, schwiegen alle beide und hingen ihren Gedanken nach.
»Es fällt mir nicht leicht, dich ziehen zu lassen«, sagte Aodh schließlich. »Ich mag dein Flammenhaar«, fügte er hinzu, als würde dies etwas erklären, und strich Glic sacht über den Kopf.
Die liebevolle Geste berührte den Jungen mehr als alles, was der Schmied hätte sagen können. Sein Herz wurde schwer bei der Vorstellung, dieses neue Zuhause verlassen zu müssen.
Holzspäne fielen zu Boden und legten sich in lange Kringel. Sie erinnerten Dallachar an die Locken seiner Mutter. Er mochte den Geruch im Bootshaus, nicht einmal das Pech, mit dem die Männer die Ritzen zwischen den Planken versiegelten, war ihm unangenehm. Stundenlang könnte er ihnen zusehen, falls es Dídean zuließe. Sie fand allerdings den Unterricht im Reiten oder Schwertkampf wichtiger für einen Königssohn als Segeln oder gar Bootsbau. Dallachar hatte zwar Freude am Umgang mit Tieren oder mit der Waffe und er war auch geschickt genug, seinen Lehrmeister mit dem Schwert in Bedrängnis zu bringen, aber er hasste die vielen Zuschauer, die sich regelmäßig bei den Übungsstunden im Hof einfanden und seine Erfolge beklatschten. Er hätte ihr keinesfalls erzählt, dass er nur auf dem Meer wirklich Freiheit empfand, denn vielleicht hielt sie das für unpassend und würde seine Ausflüge unterbinden. Diese Möglichkeit kam ihm nicht einmal unwahrscheinlich vor, da er schon lange den Eindruck hatte, nie das zu bekommen, wonach er sich sehnte. Hier, unter den Bootsbauern, fühlte er sich jedenfalls wohl, so rau ihre Sitten auch waren. Vielleicht machten sie gerade deshalb wenig Aufhebens um ihn, und das tat ihm gut, stand er doch sonst fast immer im Mittelpunkt.
Lange schaute Dallachar einfach nur zu, dann wurde er des bloßen Zusehens müde. Es ging ihm nicht schnell genug, also beschloss er mitanzupacken. Er krempelte die Ärmel seiner Jacke hoch und half einem der Männer grob behauene Bretter zur Hobelbank zu tragen. Zu seiner Erleichterung schritt Dídean nicht ein, sie blieb auf ihrem Beobachtungsposten, von dem aus sie alles im Blick hatte. Nach einer Weile wurde es ihm warm, und die schwere Gürtelschnalle drückte unangenehm in seinen Magen, wenn er sich bückte, um sein Ende der Bretter anzuheben. Schnell zog er die lästige Jacke aus. Als sie gleich darauf wieder loslaufen wollten, stolperte sein rückwärts gehender Partner und fiel. Vor Schreck ließ der Mann das schwere Holz los und beinahe wäre es ihm ins Gesicht gefallen, hätte es Dallachar nicht im letzten Moment geschafft, das Brett kurz vor seinem Ziel in der Schwebe zu halten. Einen Augenblick später spürte er Dídeans Hände auf seinen. Sie stand dicht hinter ihm, und er fragte sich, wie sie das so rasch hatte schaffen können. Immerhin war sie ein ganzes Stück von ihm entfernt gewesen. In der Halle war es auf einen Schlag totenstill geworden, und Dallachar sah, wie der Mann auf dem Boden sie mit offenem Mund anstarrte.
Dann tönte Dídeans Stimme unangenehm laut durch den Raum. »So helft uns doch! Eine Frau und ein Knabe können solch ein gewichtiges Ding nicht lange stemmen.«
Dallachar wollte widersprechen, seine Amme übertrieb, aber Dídean zischte ihm ins Ohr, er solle still sein. Die erstarrten Männer kamen in Bewegung und sie beeilten sich den beiden das Brett abzunehmen.
»Das genügt für heute!«, sagte Dídean mit Bestimmtheit. »Ich bin sicher, Eure Mutter sähe es nicht gern, dass Ihr Euch völlig verausgabt.«
Dallachar biss sich auf die Zunge und schluckte seine scharfe Erwiderung hinunter. Ein Streit vor den Augen anderer wäre unklug, das war ihm selbst in seinem aufschäumenden Zorn bewusst. Also holte er folgsam seine Jacke und verabschiedete sich von den Bootsbauern, die sich wieder ihrer Arbeit widmeten, als wäre nichts geschehen. Dallachar entging nicht, dass über Dídeans Gesicht ein Ausdruck von Erleichterung, gefolgt von Zufriedenheit, huschte.
Sobald sie sein Turmzimmer erreicht hatten und außer Hörweite neugieriger Ohren waren, stellte er sie zur Rede.
»Warum sagst du Dinge, die nicht stimmen? Das Brett hätte ich gut alleine halten können!«
Dídean gab ihm keine Antwort, was ihn nur noch mehr aufbrachte.
»Du hast mich vor allen lächerlich gemacht! Und lass bei deinen
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