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Die Formel der Macht

Die Formel der Macht

Titel: Die Formel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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Jardine Ormsby absagen”, verkündete sie in rügendem Ton. “Ich hoffe, du hast eine stichhaltige Erklärung, Summer.”
    Lady Jardine war die Frau des britischen Botschafters und die Tochter eines Dukes. Die einzigen Menschen, die Olivia mehr bewunderte als die Nachkommen der Pilgerväter, waren ausländische Aristokraten, und englische Adlige standen an der Spitze ihrer Werteskala.
    Angesichts des Verhaltens ihrer Stiefmutter beschloss Summer, jeden Versuch, taktvoll zu sein, aufzugeben und gleich zur Sache zu kommen. “Ich habe dich am Samstag vor einer Woche mit Fernando Autunes da Pereira im Zug gesehen.”
    Olivia zeigte keine Reaktion, außer dass sie leicht verdutzt dreinschaute. “Warst du auch im Zug? Ich habe dich gar nicht gesehen. Wie seltsam.”
    “Du saßt mit dem Rücken zu mir. Davon abgesehen warst du ja offensichtlich voll beschäftigt.”
    “Willst du mir mit dieser Bemerkung etwas sagen, Summer?” Olivia nahm einen kleinen Schluck von ihrem Mineralwasser.
    “Nur, dass Fernando weniger als zwei Stunden, nachdem der Zug in Penn Station einfuhr, ermordet wurde und ich mich gefragt habe, ob du der Polizei erzählt hast, dass er die Fahrt von Washington nach New York in deiner Begleitung gemacht hat.”
    “Verzeih mir meine Begriffsstutzigkeit, aber gehe ich richtig in der Annahme, dass du mich veranlasst hast, meine Verabredung zum Lunch mit Jardine Ormsby abzusagen, um mich darüber zu informieren, dass du mit demselben Zug wie ich und mein guter alter Freund Fernando da Pereira nach New York gereist bist? Der, wie ich noch hinzufügen sollte, ein ebenso guter alter Freund meines Mannes ist.”
    “Ja, Olivia, du sagst es.” In der Vergangenheit hätte der Sarkasmus ihrer Stiefmutter sie zu Marmelade eingekocht. Vielleicht hatte ihr ihre Entführung, vielleicht aber auch das Nachglühen des Liebesspiels mit Duncan oder möglicherweise beides das bis vor Kurzem noch biegsame Rückgrat gestärkt. “Ich hätte es auch anders ausdrücken können, nämlich, dass ich dich sehen will, bevor ich heute Nachmittag mit dem FBI-Direktor spreche, da ich die Absicht habe, ihm unter anderem auch zu erzählen, dass ich dich mit Fernando da Pereira im Zug gesehen habe und dass ich weiß, dass ihr beide zur gleichen Zeit im
Carlyle
abgestiegen seid. Und dass Fernando vorhatte, mit dir in seiner Suite zu Abend zu essen – nur dass er nicht mehr dazu kam, weil er vorher ermordet wurde.”
    Olivia beugte sich vor. “Ich weiß, dass du mich nicht magst, Summer, aber willst du allen Ernstes unterstellen, ich könnte etwas mit Fernandos Ermor…” Sie unterbrach sich, um einen distinguiert wirkenden Mann in Uniform mit drei Sternen auf seiner Schulterklappe zu begrüßen. “Douglas, wie schön, Sie zu sehen. Ich dachte, Sie seien in Rom …”
    Der General schüttelte ihr die Hand. “Helen und ich sind letzte Woche zurückgekommen.” Er lächelte Summer an und streckte ihr die Hand hin. “Ich glaube nicht, dass wir uns kennen. Ich bin Douglas Collins.”
    “Und ich bin Summer Shepherd …”
    “Sind Sie jetzt in Washington stationiert?” Olivia gab Summer keine Gelegenheit, ihren Satz zu beenden. “Ich habe Helen letzten Monat im Kennedy Center getroffen, und sie hat erwähnt, dass Ihre Dienstzeit in Bosnien beendet ist.”
    “Ja, das stimmt. Ich habe jetzt einen großen Schreibtisch in einem kleinen Büro im Pentagon. Es tut gut, wieder hier zu sein, obwohl ich kein Mensch bin, der sonderlich viel Geduld hat, um sich durch Papierstapel zu wühlen.”
    Olivia lachte. “Das weiß ich! Gordon und ich werden einen Weg finden müssen, Ihre Kenntnisse über Europa auf einem dieser unzähligen diplomatischen Empfänge, die wir geben, einem guten Zweck zuzuführen.” Sie lächelte dezent einschmeichelnd. “Um ganz ehrlich zu sein, brauche ich jetzt, wo sich Osteuropa in immer kleinere Länder aufsplittert, jeden klugen Gast, den ich bekommen kann, wenn ich nicht alle durch einen schrecklichen Fauxpas in Verlegenheit bringen möchte.”
    “Es ist unmöglich, sich vorzustellen, dass Sie jemals irgendwen in Verlegenheit bringen könnten”, sagte der General. “Hier in Washington beneidet Sie jeder um Ihren Ruf als Gastgeberin.”
    Olivia neigte mit einer Bescheidenheit den Kopf, die ebenso falsch wie charmant war. “Danke”, sagte sie und lehnte sich zurück, um zum Ausdruck zu bringen, dass sie die Audienz als beendet betrachtete. “Es war schön, Sie zu sehen, Douglas. Sie werden sehr bald von mir

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