Die Formel der Macht
Malone”, fuhr Julian Stein fort.
Joseph runzelte verdutzt die Stirn. “Ich habe die Liga drei Jahre geleitet”, stimmte er zu. “Aber seit 1996 bin ich nicht mehr aktiv. Genau gesagt gibt es die Liga seit …”
Bevor er weitersprechen konnte, war Pedro Goulart auf den Beinen. “Herr Direktor, ich möchte mit allem gebotenen Respekt darauf hinweisen, dass mein Mandant zuerst informiert werden muss, warum er hierher gebracht wurde, bevor er weitere Fragen bezüglich seines Engagements bei der brasilianischen Gerechtigkeitsliga beantwortet.”
“Er braucht nur die Wahrheit zu sagen …”
“Aber es ist auch sein gesetzlich verbrieftes Recht, zu schweigen, um sich nicht selbst zu belasten.”
Plötzlich erinnerte Pedro Goulart in nichts mehr an den desorganisierten vertrottelten Anwalt, mit dem Joseph es bisher zu tun gehabt hatte. “Wie kann ich mich in einem Gespräch über die brasilianische Gerechtigkeitsliga selbst belasten?”, fragte er. “Solange ich aktiv war, hat sie nichts Ungesetzliches getan. Und seit zwei Jahren existiert sie praktisch nicht mehr.”
Goulart ging um den Tisch herum und fixierte Joseph mit seinem Blick. “Sie sollten meinen Rat besser annehmen”, sagte er. “Der Direktor des FBI ist hier, um einen Deal mit Ihnen auszuhandeln. Ich empfehle Ihnen, sich die Bedingungen anzuhören, bevor Sie weitere Fragen beantworten. Sprechen Sie erst, wenn Sie wissen, was hier auf dem Spiel steht, Dr. Malone.”
Joseph schaute seinen Verteidiger ruhig an und entdeckte in Goularts allzu unschuldigen Augen alles, was er über Verrat wissen musste. “Warum wollen Sie nicht, dass ich Mr. Steins Fragen über die Gerechtigkeitsliga beantworte?”, fragte er.
“Sie haben meinen Rat missverstanden, Dr. Malone. Ich habe Ihnen nur zur Vorsicht geraten, bis Sie wissen, was hier auf dem Spiel steht. Ich warne Sie vor allzu großer Offenheit, die Sie später unter Umständen bereuen könnten.” Joseph war sich fast sicher, dass in den Worten eine unterschwellige Drohung mitgeschwang.
“Mr. Goulart, ich verstehe, dass Sie die Interessen Ihres Mandanten schützen müssen”, mischte sich Julian Stein kühl ein, “aber die Regierung hat ein eigenes, lebenswichtiges Interesse wahrzunehmen, und wenn sich Dr. Malone weigert, mit uns zu kooperieren, dürfte es zu keinem Handel kommen.”
“Mein Anwalt tut gut daran, mich zu warnen, Mr. Stein.” Selbst wenn Goulart ein falscher Fuffziger war, der sich von der Gegenseite hatte kaufen lassen, war es zu diesem Zeitpunkt nur vernünftig, seinen Rat zu befolgen. “Es ist meine Freiheit und mein Leben, die hier auf dem Spiel stehen. Ich muss wissen, warum Sie mir diese Fragen stellen. Warum bin ich hier? Der FBI-Direktor pflegt normalerweise in einem Fall, der so alltäglich ist wie der meine, keine Gefangenenbesuche zu machen. Drogenkuriere, die versuchen, ein Kilo Kokain nach Miami zu schmuggeln, gibt es haufenweise.”
“Ich bin hier, weil Ihre Freunde von der brasilianischen Gerechtigkeitsliga es so wünschen, Dr. Malone. Sie wollen nicht abwarten, ob Ihr Verteidiger einen Freispruch für Sie erwirkt. Sie verlangen Ihre unverzügliche Freilassung, und um das zu erreichen, haben sie eine Geisel genommen, mit der sie die Regierung erpressen. Die Liga hat uns nicht nur genaue Instruktionen gegeben, wie der Austausch stattfinden soll, sondern sie hat uns auch gewarnt, dass die Geisel hingerichtet wird, wenn wir nicht unverzüglich auf ihre Forderungen eingehen und Sie freilassen.”
Joseph fragte sich, ob der FBI-Direktor wirklich getäuscht worden war oder ob er wusste, dass an dem, was er eben gesagt hatte, kein wahres Wort war. Die brasilianische Gerechtigkeitsliga war so desorganisiert, dass das traurige Häufchen noch verbliebener Mitglieder ein halbes Jahr brauchen würde, um einen Ausflug nach Disneyland zu organisieren. Es war absolut lächerlich, auch nur in Erwägung zu ziehen, dass sie in der Lage waren, eine Geiselnahme durchzuführen, um ihn aus dem Gefängnis freizupressen. Ganz davon abgesehen kannte er den derzeitigen Vorsitzenden der Liga kaum und höchstens die Hälfte der etwa zwanzig gänzlich harmlosen, gutwilligen Mitglieder. Es gab nicht den geringsten Grund auf Gottes grüner Erde, warum die Liga wissen sollte, dass er im Gefängnis saß, geschweige denn, warum sie sich darum sorgen sollte, wie lange er dort schmorte.
Joseph rieb sich die Stirn, in seinem Kopf wirbelte alles wild durcheinander. Wie sollte er auf einen
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