Die Foundation Trilogie
ein
unbedeutender Fliegendreck im Vergleich zu der unvorstellbaren Ausdehnung des galaktischen Imperiums, von dem es einstmals einen so charakteristischen Teil bildete. Aber für jemanden, dessen Denkgewohnheiten sich rund um einen einzigen Planeten geformt hatten, und dazu noch um einen spärlich besiedelten, war Anakreons GröÃe nach Raumvolumen und Einwohnerzahl atemberaubend.
Den Grenzen der alten Präfektur Anakreon folgend, umfasste es fünfundzwanzig Sternsysteme, von denen sechs mehr als eine bewohnbare Welt aufwiesen. Die Bevölkerung von neunzehn Milliarden lag zwar immer noch weit unter der Zahl, die sie auf dem Höhepunkt des Imperiums erreicht hatte, doch sie stieg Hand in Hand mit dem von der Foundation geförderten wissenschaftlichen Fortschritt rapide an.
Und erst jetzt erkannte Hardin die Ungeheuerlichkeit dieser Aufgabe. Nach dreiÃig Jahren war erst die Hauptwelt voll mit Atomenergie versorgt. In den äuÃeren Provinzen gab es immer noch groÃe Bezirke, in denen sie noch nicht wiedereingeführt war. Und die tatsächlich erzielten Fortschritte wären ohne die immer noch funktionierenden Relikte, die die zurückweichende Flut des Imperiums hinterlassen hatte, unmöglich gewesen.
Als Hardin auf der Hauptwelt eintraf, stellte er fest, dass alle normalen Geschäfte zu einem absoluten Stillstand gekommen waren. In den äuÃeren Provinzen hatten Feiern stattgefunden, die immer noch andauerten, aber hier auf dem Planeten Anakreon ging der Volljährigkeit des Gottkönigs Lepold ein hektisches religiöse Gepränge voraus, und es gab keinen einzigen Menschen, der nicht fieberhaft daran teilnahm.
Hardin konnte einem abgehetzten und sorgenvollen Verisof gerade eine halbe Stunde seiner Zeit rauben, bevor sein
Botschafter davonrasen musste, um eine weitere Tempelfeierlichkeit zu überwachen. Aber die halbe Stunde war äuÃerst gewinnträchtig, und Hardin bereitete sich sehr zufrieden auf das nächtliche Feuerwerk vor.
Bei alldem war er nur Beobachter, denn er fand keinen Geschmack an den religiösen Aufgaben, die man ihm todsicher aufgehalst hätte, wäre seine Identität bekanntgeworden. Als sich nun der Ballsaal des Palastes mit der glitzernden Horde füllte, die den allerhöchsten Adel des Königreichs darstellte, fand er sich an die Wand gedrückt wieder, wenig beachtet oder völlig ignoriert.
Er war Lepold als einer aus einer langen Reihe von Besuchern vorgestellt worden, und das aus sicherer Entfernung. Denn der König stand in einsamer und eindrucksvoller Glorie abseits, umgeben von dem tödlichen Glanz seiner radioaktiven Aura. Und in weniger als einer Stunde würde eben dieser König auf dem massiven Thron aus einer Rhodium-Iridium-Legierung mit edelsteinbesetzten goldenen Lehnen Platz nehmen, und dann würde sich der Thron mitsamt Zubehör majestätisch erheben, langsam dahingleiten und in der Luft vor dem groÃen Fenster anhalten, durch das die Massen des gemeinen Volks ihren König sehen und sich bis an den Rand eines Schlaganfalls brüllen konnten. Der Thron musste übrigens so massiv sein, weil ein atomgetriebener Motor in ihn eingebaut war.
Es war elf vorbei. Hardin, nervös, wie er war, stellte sich auf die Zehen, damit er besser sehen konnte. Er widerstand dem Impuls, auf einen Stuhl zu steigen. Und dann sah er mit Erleichterung, dass sich Wienis durch die Menge auf ihn zuschlängelte.
Wienis kam nur langsam voran. Fast bei jedem Schritt musste er einen freundlichen Satz mit irgendeinem würdigen Edelmann wechseln, dessen GroÃvater Lepolds GroÃvater
geholfen hatte, sich das Königreich unter den Nagel zu reiÃen, und der dafür ein Herzogtum erhielt. Doch dann löste er sich von dem letzten uniformierten Peer und erreichte Hardin. Sein Lächeln verzog sich zum Grinsen, und seine schwarzen Augen lugten mit befriedigtem Glitzern unter den angegrauten Brauen hervor.
»Mein lieber Hardin«, sagte er mit leiser Stimme, »Sie müssen damit rechnen, dass Sie sich langweilen, wenn Sie darauf bestehen, Ihre Identität geheimzuhalten.«
»Ich langweile mich nicht, Euer Hoheit. Das ist alles äuÃerst interessant. Wie Sie wissen, haben wir auf Terminus keine vergleichbaren Schauspiele.«
»Natürlich nicht. Aber wäre es Ihnen recht, in meine Privaträume mitzukommen, wo wir ausführlicher und sehr viel ungestörter miteinander sprechen
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