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Die Frau am Tor (German Edition)

Die Frau am Tor (German Edition)

Titel: Die Frau am Tor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Worthmann
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hatte er meistens genug Geld. Es hat mich auch nicht so interessiert.”
    “ In der Zeitung stand etwas von Spielermilieu. Hat er damals auch schon gespielt?”
    “ Ich weiß es nicht, wirklich nicht, und weshalb willst du das eigentlich wissen? Ist das nicht völlig egal jetzt?”, sagte sie aufgebracht. “Ich möchte an all das nicht mehr erinnert werden, kannst du das denn nicht begreifen?”
    Er merkte, wie Wut in ihm aufstieg.
    “ So ist das also. Du möchtest daran nicht mehr erinnert werden. Du bringst jemanden um, mit dem du einmal befreundet, ja liiert warst, genauer gesagt, und dann kommt ein freundlicher Mann vorbei, der dir die Leiche vom Hals schafft, und anschließend ist dir das alles egal. Du möchtest nicht mehr erinnert werden. Wirklich toll.”
    “ Du bist schrecklich!”, schrie sie hysterisch auf. “Siehst du nicht, wie mich deine Fragerei quält? Und hast du völlig vergessen, was er mit mir machen wollte? Ich musste mich doch irgendwie wehren!”
    “ Jetzt reg dich mal wieder ab”, sagte er kalt. “Du scheinst völlig vergessen zu haben, in was du mich da hineingezogen hast. Und jetzt auch noch diese Sache mit dem angeblichen anonymen Anrufer. Mir kommt das inzwischen alles ziemlich sonderbar vor.”
    “ Angeblich?”, fuhr sie auf und funkelte ihn an. “Was soll das denn heißen? Glaubst du mir etwa nicht?”
    “ Es geht hier nicht darum, was ich glaube, ich halte mich nur an die Tatsachen. Und Tatsache ist, dass er nicht angerufen hat.”
    Plötzlich begann sie wieder zu schluchzen.
    “ Ach, Mensch, ich weiß doch auch nicht, was das zu bedeuten hat. Weshalb bist du nur so hart, so gemein zu mir?”
    “ Ich möchte lediglich wissen, worauf ich mich da eigentlich eingelassen habe”, sagte er. “Also los, nun sag schon, wo hast du diesen Rensing kennengelernt?”
    “ Auf irgendeiner Party, zu der ich zufällig eingeladen war, bei Leuten, die ich nur flüchtig kannte”, antwortete sie stockend und wischte sich über das Gesicht.
    “ Und wie lange wart ihr zusammen, als Paar?”
    “ Ein Paar, ein Paar, was heißt ein Paar? So kann man das eigentlich gar nicht nennen. Es zog sich ziemlich lange hin, mehr als drei, fast vier Jahre, ja. Aber es gab Unterbrechungen dazwischen, wir waren nicht richtig als Paar zusammen.”
    “ Und wer hat Schluss gemacht, er oder du?”
    “ Ich, ich war es, die es beendet hat, und zwar noch bevor ich Frank kennenlernte, falls du das auch noch wissen willst. Meine Eltern waren nicht besonders begeistert von dieser Geschichte, wie du dir ja vielleicht vorstellen kannst. Und eines Tages habe ich eingesehen, dass sie wahrscheinlich recht hatten. War's das jetzt?”
    Er schüttelte den Kopf und ließ sich eine Weile Zeit, bevor er ihr noch eine Frage stellte.
    “ Nein, da wäre noch etwas. Sag mal, ist er in der Zeit, als du mit ihm befreundet warst, jemals grob oder sogar gewalttätig zu dir gewesen?”
    Sie sprang auf und wurde noch lauter und heftiger.
    “ Natürlich nicht! Wo denkst du denn hin? Glaubst du denn wirklich, ich hätte ihn hier ins Haus gelassen, wenn jemals so etwas vorgekommen wäre? Denkst du etwa, ich wäre auch nur eine Minute länger mit ihm zusammen geblieben, wenn damals auch nur einmal etwas in der Art passiert wäre? Für was hältst du mich eigentlich?”
    Ihm lag auf der Zunge, ihr zu sagen, dass er das selbst gern wüsste, aber er schluckte es herunter.
    “ So, haben Sie jetzt genug gefragt, Herr Reporter?”, fragte sie plötzlich in spielerischem Ton.
    Er gab keine Antwort, sondern stand auf und ging zur Tür.
    “ Ich denke, ich werde mich jetzt mal auf den Heimweg machen. Ich kann schließlich nicht den ganzen Tag für nichts und wieder nichts hier herumsitzen.”
    Binnen eines Wimpernschlags veränderten sich ihr Gesichtsausdruck und ihre Stimmlage.
    “ Das kannst du doch nicht machen! Bitte geh nicht!”, rief sie wie in Panik.
    Sie sprang auf, folgte ihm und versuchte ihn festzuhalten. Er riss sich los und schlug die Tür hinter sich zu.

15.
    Als er aus dem Tor trat, sah er auf der anderen Straßenseite einen Mann stehen, der den Kopf zu ihm herüber drehte. Es war ein jüngerer, ziemlich kleiner, dünner Mann, der die Ärmel seines weißen Hemdes aufgekrempelt hatte und das Jackett seines sandfarbenen Anzugs über der Schulter trug. Gerade in dem Moment schob er seine Sonnenbrille hoch in das schwarze, offenkundig mit Gel nach hinten gestrichene Haar, sodass sein Gesicht erkennbar wurde. Es war, passend zur

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