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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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sehe sie Louise von
     einer körperlichen Gefahr bedroht, der sie sich entgegenstellen musste, blieb ihr gegenüber stehen und ergriff mit leidenschaftlichem
     Druck ihre Hände. »Bitte, versuch einen Augenblick lang vernünftig zu sein. Du musst dich aus dem Bann dieses Verbrechers
     befreien. Er hat dich völlig in seiner Gewalt, siehst du das nicht? Egal, was er tut, wie scheußlich es auch sein mag, du
     hältst ihm die Treue, findest kein Wort des Vorwurfs für ihn. Jetzt hast du die Chance, ihm zu entkommen. Vielleicht siehst
     du ihn jetzt, da er dich nicht durch seine Gegenwart bezaubert, mit klaren Augen. Lass ihn zum Teufel gehen! Du brauchst ihn
     nicht. Du hast dich nur an ihngeklammert, weil du nach dem Tod deines Gatten zu schwach warst, ohne Mann zu bestehen. Aber jetzt bist du stark genug.« Ihre
     Augen füllten sich mit Tränen des Mitgefühls. »Louise, Liebste! Ich bin für dich da, und all die Frauen vom Rechtsschutzverein
     ebenfalls. Du kannst in unserer Mitte ein neues Leben anfangen.«
    Louise fühlte sich hin- und hergerissen. Sie empfand Zorn über den Unverstand der Freundin, die in Frederick einen gemeinen
     Verbrecher sehen wollte, und zugleich Rührung über deren aufrichtige Liebe. Dennoch: Amy fragte nicht nach Louises Wünschen;
     sie wollte in ihr einfach ein Spiegelbild ihrer selbst sehen   … »Ich weiß, du meinst es gut mit mir, Amy   …« Louise hatte jetzt nicht die Kraft, weiter zu diskutieren. »Aber   … Würdest du mich bitte allein lassen?«
    Amy ließ beleidigt von Louise ab. »Willst du nichts mehr mit mir zu tun haben?«
    »Bitte. Ein Streit mit dir ist mehr, als ich jetzt ertragen kann. Lass mich einfach allein.«
    »Wie du willst.« Sie griff nach ihrem Mantel, setzte den Hut auf und schritt hocherhobenen Hauptes aus der Wohnung. Sie ließ
     die Tür absichtlich mit einem lauten Knall ins Schloss fallen.
    Louise sank auf das Sofa und ließ den Kopf auf die Armlehne sinken. In ihren Schläfen hämmerte ein dumpfer Schmerz. Das hatte
     ihr gerade noch gefehlt, dass Amy auf sie wütend war. Konnte dieses fanatische Weib nicht einen Augenblick lang ihren Kampf
     um die Frauenrechte vergessen und einmal ganz einfach für eine Freundin da sein, die ihr Verständnis brauchte? Da knallte
     sie die Tür hinter sich zu und verschwand, ließ Louise allein mit ihrem Elend und fand wahrscheinlich, dass es ihr nur recht
     geschah, wenn sie litt.
    Ein paar Minuten überließ sie sich dem Gefühl des Selbstmitleids, dann setzte sie sich entschlossen auf, schnäuzte sich und
     trank mit zwei großen Schlucken den Tee aus. Wieder halbwegs bei Kräften, rief sie Dr.   Thurner an und bat ihn um seinen Besuch. Es sei etwas Schlimmes passiert, und sie wisse nicht, an wen sie sich wenden solle.
    Als sie den Hörer auf die Metallgabel legte, fuhr es ihr durch den Kopf, wie sehr Amy es ihr verübeln würde, dass sie Trost
     bei einem Mann suchte. Aber hatte sie ihr nicht selbst bewiesen, dass von ihr kein Verständnis zu erwarten war?
    Dr.   Thurner hatte ihrer Stimme wohl angehört, dass es ihr wirklich schlecht ging, denn keine Viertelstunde später hielt sein Einspänner
     vor dem Haus, und dann pochte er auch schon an der Tür.
    »Ach, Doktor. Ich bin so froh, dass Sie kommen konnten.« Louise musste bei jedem Wort ein Schluchzen unterdrücken. »Nehmen
     Sie Platz. Ich muss Ihnen etwas erzählen.«
    Der Arzt lehnte sich bequem in den tiefen Sessel zurück, zündete eine Zigarette an und bediente sich aus der Karaffe mit Brandy.
     Er lauschte aufmerksam, als Louise ihm berichtete, und kicherte zuletzt in seiner schrulligen Art. »Sieh an! Das hätte ich
     ihm gar nicht zugetraut. Versteht sein Glück beim Schopf zu fassen.«
    »Aber jetzt ist er im Gefängnis!«
    »Nun ja, solche Husarenstückchen sind nicht ohne Risiko. Es ging ja erstaunlich lange gut   …« Er betrachtete Louise scharf unter seinen hängenden Lidern. »Aus Ihren dicken Tränen schließe ich, dass Sie ihn gerne wieder
     zurückhaben wollen, nicht wahr?«
    »Ja!« Aus den einzelnen Tränen wurde eine Flut. Den Kopf in den gefalteten Händen geborgen, schluchzte sie bitterlich.»Was werden sie überhaupt mit ihm machen? Wie lange werden sie ihn einsperren? Und werden sie ihn wirklich aus dem Land jagen?«
    »Das müssen Sie einen Anwalt fragen. Aber als Arzt kann ich Ihnen sagen: Trinken Sie ordentlich heißen Tee, nehmen Sie ein
     paar Tropfen Laudanum, legen Sie sich ins Bett und schlafen Sie, bis der erste

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