Die Frau des Polizisten
blickten warm und voller Sorge. Er holte Verbandszeug und Desinfektionsmittel und ging mit ihr in dieKüche. Dann machte er die Espressomaschine an, stellte eine Flasche Strega auf den Tisch und goss sich ein großes Glas Saft ein. Mit dem Glas machte er eine bezeichnende Geste in Erikas Richtung, aber sie schüttelte den Kopf.
Dankbar nahm sie die Eiswürfel, die Per in ein Küchentuch gewickelt hatte, und drückte sie gegen die Schwellung auf ihrer Stirn. Per kümmerte sich um ihre abgeschürften Hände und säuberte die Wunde auf der Stirn. Er schenkte ihr ein Glas Kräuterlikör ein und schob es ihr mit einer kleinen Tasse heißen Espressos hin.
»Willst du nichts trinken?«, fragte sie und versuchte ihn mit einem Auge zu fixieren.
Per schüttelte den Kopf, dass seine dunklen Locken wippten. Er verließ wieder die Küche. Erika hörte ihn im Badezimmer rumoren.
»Hier«, sagte er, als er zurückkam, und legte ein flauschiges Badelaken auf den Stuhl neben sie. Er verschwand erneut, aus seinem Schlafzimmer war ein Rascheln zu hören.
Ich schlafe auf der Couch, dachte Erika schwach protestierend.
»Ich habe dir das Bett gemacht«, sagte Per, der plötzlich wieder im Türrahmen stand, und sah sie düster und undurchdringlich an.
»Du solltest dich hinlegen und ausruhen. Du hast dir ganz schön den Kopf angeschlagen. Und du solltest mit der Hand gleich morgen zum Arzt gehen, du könntest sonst eine Infektion bekommen.«
Erika nickte und sah geistesabwesend auf ihre Hände hinab, die aussahen wie aus einem Zombiefilm. Dann trank sie den italienischen Likör, spülte ihn mit Kaffee hinunter, erhob sich zittrig und stellte sich in die Tür zu Pers Schlafzimmer.
Der Raum war groß und hatte eine hohe Decke sowie einbreites Doppelbett, das eine weiche Daunendecke und viele Kissen zierte. Ein großes abstraktes Gemälde hing über dem Bett. Sie fuhr zusammen, als sie aus dem Augenwinkel die Maske mit dem metallenen Gitter sah, wie ein Kopf ohne Inhalt, der auf dem Anzug und dem glänzenden Harnisch saß. Neben der Rüstung hingen ein paar schöne Schwerter. Als sie vortrat und über den groben Stoff, das Gitter und die grobe Schnürung der Handschuhe strich, nahm sie den klammen Schweißgeruch war, den Pers Trainingskleidung verströmte.
Plötzlich schien der Fußboden unter ihr nachzugeben. Die Müdigkeit traf sie wie eine Ohrfeige, heftige Übelkeit überkam sie. Sie stieg aus der Kleidung, kroch schnell unter die Decke und vergrub sich mit einem Seufzer darin. Sie atmete, wartete und lauschte jeder Bewegung, als Per das Schlafzimmer betrat.
»Hier …«, sagte er und hielt ihr ein Schlüsselpaar hin. »Der Türcode hängt an der Kühlschranktür, und für das Frühstück findest du alles in der Küche.«
Erika setzte sich auf und starrte hinter ihm her, warf die Decke zur Seite, machte sich nicht die Mühe, sich etwas überzuziehen, und folgte ihm barfuß und splitternackt in den Flur. Er stand vor der Tür, zog Stiefel und seine dicke Lederjacke an, schulterte eine Tasche und sah sie erstaunt an.
»Wo … du …?«
Erika schnappte nach Luft und suchte Pers Blick. Ihre Wangen brannten.
»Ich muss heute Nacht nach Östersund fahren«, antwortete er. »Meine Mutter liegt im Sterben. Es tut mir leid, Erika, aber ich muss fahren. Kommst du allein klar? Ruf Erik an, falls du …«
Er ließ seine Tasche fallen und stand mit einem Mal ganz dicht neben ihr, streichelte langsam und sanft über ihre Wangeund ihren Hals hinab. Erika umarmte ihn und schluchzte auf.
Nach einer Weile löste Per sich aus ihrer Umarmung, wollte etwas sagen, schluckte es aber hinunter. Erika blieb wie versteinert stehen, als er die Tür öffnete und das Treppenhaus betrat. Schützend legte sie die Arme um sich.
»Per …!«
»Ja?«
»Fahr vorsichtig …«, flüsterte sie.
Er nickte kurz. Erneut stiegen Tränen in ihr auf, als unten die Haustür ins Schloss geworfen wurde. Schnell verriegelte sie die Tür und wankte zurück ins Bett. Die kühlen glatten Bettbezüge wurden warm und verströmten seinen Geruch. Sie legte ihr Handy auf den Nachttisch und schlief sofort ein.
Kapitel 57
Per betrachtete die dicken Würste, die sich langsam auf einem Grill an der Kasse drehten. Der Gestank von Fett und Bratendunst hing wie eine dicke Wolke über Autozubehör, Lebensmitteln, Zeitungen und Süßigkeiten, die man sich selbst zusammenstellen konnte und die das Haltbarkeitsdatum längst überschritten hatten. Er bezahlte sein Benzin und
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