Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)
sein Glied war noch einmal um ein gutes Stück angewachsen. Auf ein weiteres Zeichen drehten die Männer die Nackte auf den Bauch. Der Ritter schob sein Wams nach oben und zog die Frau an sich heran, sodass ihre Beine vom Tisch rutschten und er ihren blanken Hintern vor sich hatte. Nach zwei heftigen Schlägen auf ihre Backen packte er sein Gemächt und stieß es in sie hinein. Ein letztes Stöhnen verließ den Mund der Wirtsfrau, dann war sie still. Nachdem der Anführer der Ritter mit dem Weib fertig war, fielen die anderen Männer über die Regungslose her.
Thiderich hätte sich am liebsten übergeben. Mit einem Schlag war er stocknüchtern. Zwar verhielten sich Ritter oft grob, und auch in Hamburg hatte er schon den einen oder anderen Vorfall mit den Rittern der Grafen von Holstein und Schauenburg erlebt, aber nichts davon besaß diese Heftigkeit. Alles in ihm drängte danach, diesen Ort zu verlassen, doch er wusste, dass die Männer ihn schlichtweg erschlagen würden, wenn er nun zu flüchten versuchte. Er musste ausharren und hoffen, dass sie irgendwann in einen berauschten Schlaf fielen.
Scheinbar endlos zog sich die Nacht. Thiderich war noch immer eingekeilt von seinen beiden Sitznachbarn. Irgendwann aber wurde es dann doch etwas ruhiger in der Schankstube. Die Ersten legten ihre Köpfe auf die Tische oder rutschten die Bänke hinunter. Seine Nebenmänner sanken kurz darauf ebenso in sich zusammen, bis der Letzte unter ihnen endlich zu schnarchen anfing.
Zum Glück hatten die Ritter neben ihm irgendwann vergessen, darauf zu achten, dass Thiderichs Krug stets gefüllt blieb, und so war er jetzt einigermaßen nüchtern und klar in seinen Gedanken. Mit schlangenartigen Bewegungen gelangte er zunächst lautlos unter den Tisch. Auf allen vieren kroch er langsam über den Boden. Überall lagen Körper herum; er wagte kaum zu atmen. Immer wieder verharrte er einen Augenblick, um zu schauen, ob auch niemand erwachte, doch alle Ritter schnarchten laut vor sich hin. Als Thiderich den Ausgang schon fast erreicht hatte, sah er in seinem Augenwinkel plötzlich eine Bewegung. Blitzartig fuhr er herum. Da er keine Waffe bei sich trug, hätte er sich beinahe blindlings auf die Person gestürzt, um sich zu verteidigen, doch im letzten Moment hielt er inne. Es war die Wirtsfrau, die sich gerade mit ebenso langsamen Bewegungen wie er selbst von dem Tisch gleiten ließ, auf dem sie geschändet worden war. Notdürftig bedeckte sie sich mit einem Fetzen ihres zerrissenen Kleides, als ihre Blicke sich trafen. Ein eiskaltes Schaudern lief ihm dabei über den Rücken. Thiderich war sich absolut sicher, noch niemals in seinem Leben einen so verletzten und hasserfüllten Blick bei einer Frau gesehen zu haben. Selbst wenn er einen kurzen Moment daran gedacht hatte, zurückzulaufen, um ihr zu helfen, erstarb dieses Vorhaben bei diesem Anblick.
Als sie durch eine Tür verschwunden war, die wohl zu den Kammern der Wirtsfamilie führte, schlich er auf Zehenspitzen weiter durch die Schankstube. Bevor er die Tür durchschritt, die wegen der schlechten Luft Gott sei Dank geöffnet war, nahm er zweien der Ritter noch die Geldbörsen ab. Sie hingen einfach an ihren Gürteln; die Gelegenheit war zu gut und der Dieb in ihm zu übermächtig, als dass er hätte widerstehen können.
Endlich gelangte er nach draußen. Es war mittlerweile stockdunkel, und Millie hatte ihren Hinterhuf zum Dösen eingeknickt. Die Gefahr war noch nicht vorüber. Thiderich flehte die Stute stumm an, wenigstens dieses eine Mal ganz brav am Zügel zu gehen und sich lautlos aus dem Dorf führen zu lassen. Wie sich herausstellte, waren seine Sorgen unbegründet, denn sie folgte ihm artig wie ein Lämmchen und machte keinen Laut.
Ganz bestimmt war er noch nie so froh darüber gewesen, auf Millie zu sitzen. Thiderich fühlte sich mit einem Mal völlig erschlagen und unfähig, selbst zu laufen, die Stute hingegen hatte sich gut erholt und ging trotz der totalen Düsternis flott voran.
Ihr Reiter hatte keine Ahnung, wohin sie ihn brachte, doch das Rauschen der Weser rechts neben ihnen wähnte ihn in der richtigen Richtung. Für ihn zählte im Augenblick sowieso nur eines: dass sie weg aus Rechtenfleth kamen.
2
Bodo und Vater Nicolaus hatten das Wurtendorf Burhave schon kurz nach Sonnenaufgang verlassen. Der Pfarrer der Kirche war ein mürrischer alter Mann gewesen, der den beiden Reisenden nur argwöhnisch ihre Fragen beantwortete. Auch die Bewohner der nur wenigen Höfe,
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