Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)
sie. »Wie heißt sie?«
»Marlena.«
Jetzt war auch nicht allzu schwer zu erraten, wer sich hinter Niko verbarg. »Und wie heißt Smolec mit Vornamen?«
Dexter sah sie verwirrt an, antwortete aber trotzdem. »Niko.«
Der zweite Kontakt aus Dexters heimlichem Handy. Das wäre also geklärt.
»Und diese Marlena«, fuhr sie fort, »was hat sie genau für dich getan?«
»Sie hat mir geholfen, mir Zugang zu seinem Computer zu verschaffen.«
»Und wie?«
»Indem sie Sex mit ihm hatte«, antwortete Dexter.
»Also ist sie eine Prostituierte?«
»Genau.«
»Und hast du sie auch flachgelegt?«
Ihre Frage entlockte ihm tatsächlich ein Lachen.
»Du hast kein Recht, über irgendeine meiner Fragen zu lachen, nur damit das klar ist.«
»Tut mir leid.«
»Also? Hast du?«
Er bemühte sich um eine ernste Miene. »Hast du eine Ahnung, wie Marlena aussieht?«
»Ich habe Fotos von ihr gesehen, ja.«
»Mir ist durchaus klar, dass ich ein unfassbar gut aussehender Mann bin, Kate. Aber glaubst du ernsthaft, eine Frau wie Marlena würde mit mir ins Bett gehen?«
»Du bezahlst sie. Damit sie Sex hat.«
Dexter warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
»Okay«, sagte Kate. »Weiter.«
»Marlena ist zweiundzwanzig und stammt aus Russland. Solche Frauen sind eher die … Spezialität des Colonel. Ich habe lediglich dafür gesorgt, dass sie sich in einer einschlägigen Bar aufhält.«
»Er wusste also, dass sie eine Prostituierte ist.«
»Ja.«
»Und sie ging mit ihm in seine Wohnung und hackte seinen Computer?«
»Nein, ganz so schnell ging es nicht. Nachdem sie sich kennengelernt hatten, gab sie ihm die Nummer von ihrem Escort-Service. Er rief an – sie ist Callgirl –, und sie fuhr zu ihm. Und er bekam eine Extrashow.«
»Das heißt?«
»Das Übliche. Und in einem zärtlichen Moment danach gestand sie ihm, dass sie zwar fast jeden Abend mit einem anderen ins Bett ging, aber so … befriedigend sei es noch nie mit einem Freier gewesen. In ihrer ganzen Laufbahn nicht. Sie machte ihm klar, dass ihr der Sex unglaublich großen Spaß gemacht hätte. Und dass sie es schön fände, wenn er einer ihrer Stammfreier werden würde.«
»Und er ist auf diesen Unsinn reingefallen?«
»Wer wäre das nicht?«
Kate würde nie begreifen, wie dumm Männer sein konnten.
»Erst beim fünften Mal ließ der Colonel sie so lange allein, dass sie Gelegenheit hatte, sich seinen Computer vorzunehmen. Sie installierte einen sogenannten Sniffer, mit dem sich Usernamen und Passwörter ausspähen lassen. Als Marlena das nächste Mal zu ihm ging – mittlerweile sahen sie sich einmal pro Woche –, hatte ich ein Softwareprogramm erstellt, das sie installierte. Es beinhaltete einen Keylogger, der jede Taste speichert, die betätigt wird, und jede Minute per Mail einen Report darüber schickt. Dann brauchte ich etwa hundert Stunden, um den Algorithmus des Systems für dynamische Passwörter zu knacken, das er benutzt, um mich in sein Onlinekonto einloggen zu können, ohne dass er es mitbekam. Reine Fleißarbeit. Und noch ein paar Wochen, um eine gefälschte Webseite seiner Bank zu programmieren.«
»Wieso das?«
»Wenn Leute mehrere Millionen Dollar auf einen Schlag überweisen, drücken sie nicht einfach auf ›Senden‹, sondern ein Mitarbeiter der Bank bestätigt die Transaktion. Der Kunde beantragt die Überweisung, die der Mitarbeiter dann ausführt. Auf diese Weise will die Bank Betrug vorbeugen.«
»Und wie konntest du eine Webseite programmieren, die diese Sicherheitsmaßnahme umging?«
»Als der Colonel glaubte, er logge sich auf der Webseite seiner Bank ein, meldete er sich in Wahrheit bei einer Software auf seiner Festplatte an und nicht im Netz. Die Ziffern und Buchstaben, die er eintippte, und die Grafik auf dem Bildschirm, die er sah, hatten nichts mit dem zu tun, was sich in diesem Moment tatsächlich auf seinem Konto abspielte. Die eigentliche Transaktion habe ich vorgenommen, von außerhalb.«
»Du willst sagen, dass er glaubte, er sei online, überweise Geld und telefoniere mit der Bank, um die Überweisung zu bestätigen, während du eine völlig andere Überweisung vorgenommen hast?«
»Genau.«
»Das ist brillant.«
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Dexter kehrte mit seiner Skimütze auf dem Kopf auf den Balkon zurück und reichte Kate ihre eigene Mütze. Sie zog sie sich tief über die Ohren, die vor Kälte bereits brannten. Dann kuschelten sie sich unter dicke Wolldecken.
»Der Colonel hat pausenlos irgendwelche dicken Waffendeals
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