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Die Frühreifen (German Edition)

Die Frühreifen (German Edition)

Titel: Die Frühreifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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der ziemlich torkelnd, wie er gleich bemerkte, hinter den beiden anderen herlief.
    Ein Mann, der mitten im Wald allein lebte, hatte also trotz allem gute Gründe, sich zu besaufen, dachte Richard mit einem Lächeln auf den Lippen. Er verließ sein Arbeitszimmer und ging den Besuchern, die Zoff miteinander zu haben schienen, ein paar Schritte entgegen.
    Als erstes begegnete er dem unergründlichen Blick der jungen Frau – der noch unergründlicher war, als er es bei dem erstaunlichen tête-à-tête mit ihr bemerkt hatte –, anschließend betrachtete er das Gesicht seines Sohns, seine Blässe, seine verkniffenen Nasenflügel, seine düstere Miene. Und was Dany Clarence anging, ihn umtanzten die Flammen der Hölle.
    Richard prustete los: »Na so was, na so was… Also, was ist denn mit euch los? Was ist denn das für ein Spektakel, hm?« Dann richtete er sich an Dany, der wankend stehen geblieben war: »Sag mal, Dany, ich hab den Eindruck, du hast aber schwer einen geladen, oder irre ich mich da?«
    Es lag keinerlei Aggressivität in dieser Bemerkung. Richard hatte keinen Grund, unfreundlich zu einem Typen zu sein, den er als einen netten Kerl ansah, der zwar ein wenig ungesellig, ein wenig verrückt, aber relativ authentisch war. Dany hatte der Gemeinschaft noch nie Sorgen bereitet und erst recht nicht den Trendels, die stolz auf die gute Beziehung waren, die sie zu diesem Außenseiter hatten, der so manchem Angst einflößte – aß er mit den Händen, wusch er sich, schlief er nackt in seinen Laken, war er proislamistisch, war er für die anale Penetration? –, alles Fragen, bei denen es den Leuten kalt den Rücken hinunterlief und die den Trendels die Gelegenheit gaben, zu zeigen, daß sie liberal und fortschrittlich eingestellt waren, falls das nötig sein sollte, und was sie auch dadurch bewiesen, daß sie Geldspenden an Greenpeace, Ärzte der Welt und an eine Schule in Ruanda überwiesen.
    »Dieser Idiot ist uns bis hierher gefolgt! Sieh dir das nur an! Er weiß nicht mal, was er sagt! Warum geht er nicht schlafen?«
    »Nun mal langsam, mein Sohn, mal langsam. Immer mit der Ruhe. Dany geht bestimmt schlafen, wenn er Lust dazu hat, nicht wahr, Dany?«
    »Geh zum Teufel, Richard. Kümmer dich um deinen eigenen Kram.«
    »Na gut, du bist betrunken. Mich persönlich stört das nicht. Ich weiß, wie schwer es manchmal ist, dem Leben mit offenen Augen ins Gesicht zu sehen. Also, solange du dich nicht auf meinem Rasen übergibst, Dany, ist für mich alles okay. Leg dich doch in einen Liegestuhl und ruh dich fünf Minuten aus, ehe du nach Hause gehst. Klemm dir nur nicht die Finger dabei ein, das ist alles, was ich von dir verlange.«
    »Dein Sohn geht mir auf den Sack. Und du gehst mir auch auf den Sack.«
    »Meine Eltern sind da. André und Rose. Gehen sie dir auch auf den Sack? Was ist denn los, Dany? Hast du ein Röhrchen Benzedrin unter deiner Matratze wiedergefunden? Fällst du wieder ins Kindesalter zurück?«
    Dany sah die Liegestühle in knapp fünfzehn Meter Entfernung und ging wie ein Boxer auf sie zu, der mit zwei blauen Augen in seine Ecke im Ring zurückkehrt.
    »Sind wir denn gezwungen hierzubleiben?« sagte Gaby ungeduldig. »Sind wir denn gezwungen, ihm zuzuhören ?«
    »Verflixt noch mal, Gaby, ich habe nichts gegen dich«, sagte er in jammerndem Ton und streckte ihr die Hand entgegen. »Das weißt du doch. Tu nicht so, als wüßtest du das nicht.«
    »Also hör zu. Was willst du von ihm?« rief sie.
    »Er ist völlig neben der Spur«, knurrte Evy. »Warum geht er nicht nach Hause? Warum läßt er uns nicht zufrieden?«
    »Red nicht in diesem Ton mit mir, mein Kleiner. Paß auf, was du sagst, das rate ich dir. Bring mich nicht auf die Palme, junger Freund.«
    »Dany, ich finde, du bist aber ziemlich erregt.«
    »Halt die Klappe. Ich red mit deinem Sohn. Also halt die Klappe, Richard. Mach dich von der Matte.«
    »Vorsicht, Dany. Ich werf dich raus, wenn du diesen Ton weiter anschlägst. Es gibt Grenzen. Morgen kommst du wieder, um dich zu entschuldigen, aber vielleicht bin ich dann nicht bereit, mir das anzuhören. So einfach ist das nicht.«
    »Nun mal langsam, Herr Schriftsteller. Jetzt halt endlich die Klappe! Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß!«
    Halb versteckt hinter einem Papyrusstrauß in einer Porzellanvase, die Rose von einer Reise nach Yokohama mitgebracht hatte und die aus der Zeit vor dem Erdbeben von 1923 stammte, beobachtete André die Szene schon seit mehreren Minuten. Mit einer

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