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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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heiß und kalt, ich weiß nicht mehr, welche es war. Ich glaube, sie war irgendwo in ...
    »Nicht die nehmen«, platze ich heraus, ohne nachzudenken. Masons Hand hält in der Luft inne. Er und Cassie sehen mich an – überrascht, geschockt und wütend zugleich.
    »Warum nicht?«, will Mason wissen.
    Ich antworte nicht.
    »Warum sollen wir diese Spritze nicht nehmen?«, fragt er noch einmal.
    Ich bin wie erstarrt.
    »Was hast du getan?«, fragt Mason scharf. Ich weiche zurück. Nie zuvor hat er so mit mir gesprochen.
    Interessanterweise kommt mir Cassie in dem Moment zu Hilfe:»Wie du weißt, zählt jetzt jede Minute«, sagt sie. »Darüber können wir uns später unterhalten.« Sie wirft Mason einen scharfen Blick zu und wendet sich dann wieder an mich. »Aus welchem Teil der Kassette sollen wir die drei Spritzen denn nehmen, die wir sofort brauchen?«
    Ich deute auf die Spritzen ganz links und auf die unterste Reihe.
    »Bist du dir sicher, dass mit denen alles in Ordnung ist?«, fragt Cassie, als Mason entsprechend Spritzen auswählt. Ich nicke, sage aber nichts, weil ich mich nicht verraten will. Eigentlich bin ich mir nämlich nur ziemlich sicher. Nicht hundertprozentig . Mein Leben würde ich nicht darauf verwetten.
    Aber das von jemand anderem?
    »Geh jetzt wieder rauf«, befiehlt Mason tonlos, als er den Koffer mit den Utensilien schließt. Er läuft an mir vorbei, ohne mich anzusehen. Ich höre, wie er zum Wagen eilt. Cassie folgt ihm leise.

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
33
    Einige Stunden später betrete ich die Victory High School und fühle mich alles andere als gut: Ich bin ein vollkommen anderer Mensch als noch vor wenigen Wochen. Ich habe nicht geduscht und trage das T-Shirt, in dem ich geschlafen habe. Meine ungekämmten, straßenköterfarbenen Locken habe ich zu einem unordentlichen Knoten zusammengebunden. Außerdem bin ich ungeschminkt, nicht, weil ich womöglich anfange zu weinen und das Make-up dadurch verwischt werden könnte, sondern weil ich mich nicht dazu aufraffen konnte. Gefrühstückt habe ich drei Bissen Banane und eine Cola. Ob ich meine Zähne geputzt habe, weiß ich nicht mehr.
    Im Schulgebäude ist es mir zu laut. Und zu hell. Die Leute starren mich an und flüstern hinter meinem Rücken. Doch ich nehme sie lediglich am Rande wahr – wie den unscharfen Hintergrund in einem Foto: Sie machen den Kontrast deutlich, sonst nichts.
    Ich steige die Treppe in den zweiten Stock hinauf und gehe zu meinem Schließfach. Davor stehen einige Mädchen und unterhalten sich. Als ich mich ihnen nähere, unterbrechen sie ihre Unterhaltung und treten zur Seite, sodass ich vorbeikann.
    »Hallo, Daisy«, grüßt eine von ihnen leise.
    »Hi«, erwidere ich, ohne zu wissen, um wen es sich handelt.
    Nachdem ich meine Bücher geholt habe, bemühe ich mich beim Fortgehen verzweifelt, nicht auf Audreys Fach zu schauen, doch es funktioniert nicht. Als mein Blick die schmale Tür streift, sehe ich sie sofort wieder vor mir, wie sie dort an meinem ersten Tag an der Schule stand und mich angelächelt hat. Und mir ein Komplimentfür meine Schuhe gemacht hat. Gefragt hat, ob wir zusammen essen gehen wollen.
    Atmend.
    Lebendig.
    Als würde ich eine akute Gefühlsvergiftung erleiden, entweichen plötzlich Tränen, Rotz und sogar ein Schrei gleichzeitig aus meinem Körper. Alle um mich herum bleiben stehen und starren mich an. Ich renne ins Erste-Hilfe-Zimmer und werde vom Unterricht befreit.
    »Emotional angeschlagen«, steht auf dem Schein, den ich am Ausgang vorlegen muss.
    Zwei Tage lang lasse ich die Welt draußen nicht an mich heran, glaube ich zumindest. Dann hat Mason genug und öffnet die Tür zu meinem Zimmer.
    »Du hast Besuch«, sagt er. Ich habe ein Kissen über dem Gesicht und kann weder ihn noch sonst jemanden sehen.
    »Wer auch immer es ist, sag ihm, er soll gehen.«
    »Das musst du schon selbst tun«, antwortet Mason. Ich höre, wie er das Zimmer verlässt. Jemand anders tritt ein und setzt sich ans Fußende meines Betts, sagt aber nichts. Ich lasse das Kissen, wo es ist, atme dort hinein und warte. Allmählich wird es unter dem Kissen allerdings dermaßen stickig, dass ich mich wie in der Sauna fühle. Dennoch rühre ich mich nicht vom Fleck.
    Nach wie vor ist es still.
    Irgendwann werde ich unruhig. Warum kommt jemand in mein Zimmer und bleibt dann einfach wortlos sitzen? Ungeduldig schleudere ich das Kissen zur Seite. Und dann sehe ich jemanden vor mir,

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