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Die Gassen von Marseille

Die Gassen von Marseille

Titel: Die Gassen von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilles Del Pappas
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antwortet.
    »Allerdings. Und zwar eine ziemlich dicke, mit einem Haufen Informationen … Sie scheint sogar top secret zu sein, jedenfalls musste ich ordentlich Druck machen, um sie zu bekommen … Über einen Großneffen meiner Frau, der beim Militärgeheimdienst arbeitet. Ah, da kommt sie ja schon!«
    Ein uniformierter Polizist tritt an unseren Tisch. Er grüßt den Kommissar und übergibt ihm eine Mappe. Philippe legt die beiden Akten vor sich hin.
    »Gut, was nehmen wir uns jetzt vor? Machen wir mit dem Untersuchungsbericht weiter?«
    »Wäre logisch …«, stimme ich ihm zu.
    Der Kommissar liest und kommentiert gleichzeitig.
    »Ja, du hast recht. Also, ich sagte gerade, keine Tatwaffe … Die Nachbarn – nichts gesehen, okay. Halt, der hier hat einen Mann gesehen, der mit seinem Hund Gassi ging. Den Nachbarn zufolge ging der Alte nie nach draußen, hatte aber häufig Besuch aus dem Ausland. Die Nummernschilder der Autos … Deutschland, Italien, Belgien … Scheiße, ist das nervig, so einen Bericht zu lesen!«
    Er seufzt und klappt die Akte wieder zu.
    »Inspektor, Sie haben das doch geschrieben, erzählen Sie mir einfach, was drinsteht …«
    Inspektor Guidoni wischt sich sorgfältig den Mund ab.
    »Et bé, wir Armen! Wir haben nicht gerade viel … Die Jungs haben sich den Arsch abgesucht, so viel ist sicher … Sie haben die ganze Villa gefilzt, was sage ich, sie sind immer noch dran. Die ganz große Nummer … Aber kein Mensch hat etwas gesehen, und der Mörder hat nicht gerade eine Wagenladung Spuren zurückgelassen. Jedenfalls war es mit Sicherheit kein Einbrecher. Auch kein Gelegenheitsdieb. Im ganzen Haus lag Geld herum, der Tresor stand offen … Warum haben sie nichts mitgehen lassen bei der großartigen Gelegenheit? Komisch. Kein Gegenstand ist angefasst worden … Ich würde sagen, das riecht nach Rache … nach Hass … Cheudeu, das wird nicht einfach!«
    Er schüttelt die Hand, wobei er elegant den Daumen und den kleinen Finger abspreizt, eine typische Geste der cacous.
    »Sie haben Fingerabdrücke gefunden, aber die müssten erst mal zu jemandem passen. Und sie haben nach Reifenabdrücken gesucht, aber quetchi … Wer hinterlässt schon Abdrücke auf Steinboden … Die sind lustig, diese Spezialisten aus Paris. Reden ja viel, wenn der Tag lang ist! Klar, bei ihnen regnet es auch ständig, da findet man bestimmt viele Reifenabdrücke. Aber hier hat es seit mindestens zwei Monaten nicht mehr geregnet. Der Boden ist steinhart, selbst da, wo er nicht gepflastert ist. Also …«
    Er wirkt angewidert. Wir lachen.
    »Na, na, nur nicht aufregen, Inspektor«, beruhigt ihn Philippe in väterlichem Ton. »Ich weiß, das ist Ihre Art zu reden, aber auf mich wirkt es immer, als seien Sie wütend. Was ist denn mit den Unterlagen?«
    Guidoni dreht sich zu Schiller um, der ihn ablöst. Er spricht langsam und ohne erkennbaren Akzent … also eindeutig nicht aus dieser Gegend.
    »Ich glaube, das wird Sie interessieren … Sie erklären vieles. Aber in dieser Mappe sind längst nicht alle Papiere aus der Villa. Die Jungs sind noch dabei, sie gründlich durchzugehen … Morgen früh wissen wir mehr darüber … Ich habe das Gefühl, dass es ziemlich brisantes Material ist.«
    Er deutet auf die Mappe.
    »Meiner Meinung nach wäre es an dieser Stelle interessant, einen Blick in die Akte zu werfen, die der Polizist vorbeigebracht hat …«
    Philippe öffnet die typische blassgrüne Behörden-Aktenmappe. Eine Reihe von Blättern rutscht heraus, von denen einige nicht mehr ganz frisch aussehen. Ein paar vergilbte Fotos stechen mir ins Auge. Ich nehme sie in die Hand, um sie mir genauer anzusehen. Es sind die Passfotos des Mannes, der da oben in seiner Villa abgemurkst wurde. Nur mindestens dreißig Jahre jünger …
    »Das sind Bilder des Toten …«
    Der Kommissar sieht sie sich kurz an und versenkt sich dann wieder in den Text. Er kommentiert, was er liest.
    »Hm … Auguste Roussel, ja, das wussten wir schon … Unternehmer … Aha, geboren 1910 … Nicht mehr der Jüngste … Vater Landwirt, sieh einer an … Ärger mit der Polizei, als er achtzehn war … Dienstunfähig, die Lungen … Ja, ja, die Lungen, das ist schlimm.«
    Guidoni lacht.
    »Furchtbar!«
    Der Kommissar liest weiter.
    »Maurer, dann sehr schnell zum Unternehmer aufgestiegen. Politik, Geschäfte … Der Krieg … Die Milice …«
    Ein Foto fällt heraus.
    »Hé bé« ,ruft Philippe.
    Sein überraschter Ausruf weckt unsere Neugier, und so schauen

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