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Die Gassen von Marseille

Die Gassen von Marseille

Titel: Die Gassen von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilles Del Pappas
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gibt.«
    Sie fühlt sich nicht gut. Plötzlich hört man einen LKW-Motor. Verstärkt durch einen Lautsprecher, dringt eine blecherne Stimme an ihre Ohren …
     
    »An alle Bewohner des Viertels,
    aus militärischen Gründen und um unter allen Umständen die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, hat die deutsche Verwaltung beschlossen, Sie zu evakuieren. Bereiten Sie sich darauf vor, Ihre Wohnungen umgehend zu verlassen. Nehmen Sie nur Handgepäck, Decken, Leibwäsche, warme Kleidung und Lebensmittel für achtundvierzig Stunden mit. Für Ihre Unterbringung wird gesorgt, Schadenersatz wird gezahlt. Verhalten Sie sich ruhig und diszipliniert. «
    Die jungen Verliebten schauen sich an.
    »Was hat das zu bedeuten? Müssen wir weg? Aber wohin?«
    »Aber nein«, antwortet Mario. »Wir haben nichts zu befürchten. Hier nicht … Wir sind an der Grenze. Die Straßensperren wurden nicht weit von hier errichtet, doch wir sind auf der richtigen Seite …«
    Die blecherne Stimme fährt fort.
     
    »Von diesem Moment an ist es Ihnen strengstens verboten, sich auf der Straße aufzuhalten, es sei denn in Gruppen und unter Führung der mit der Evakuierung betrauten Beamten. Verlassen Sie Ihre Wohnung erst, wenn Sie dazu aufgefordert werden. «
     
    Sie versteht nichts mehr, Agostino und sein Chef lauschen aufmerksam. Sie sind angespannt, blass …
     
    »ACHTUNG!
    Jeder, der mit einer Feuerwaffe oder einem Messer aufgegriffen wird, wird umgehend verhaftet und verurteilt. Auf das Mitführen einer solchen Waffe steht die Todesstrafe. Es liegt in Ihrem eigenen Interesse, die Aufgabe der französischen Behörden zu erleichtern, die für die Durchführung dieser schwierigen Operation auf Ihre Disziplin und Ihre Mitarbeit angewiesen sind. «
     
    Ein eisiger Schauer läuft ihr über den Rücken. Sie erkennt, dass sie nicht nach Hause zurückkann. Ihre Eltern werden aufwachen und sich Sorgen machen, sich fragen, wo sie ist …
    »Ich muss nach Hause.«
    Mario wird ungeduldig.
    »Nein! Ihr müsst wieder hoch ins Zimmer. Legt euch hin. Ich komme gleich und sage euch, was los ist. Agostino, bring sie hoch und versucht, ein bisschen zu schlafen.«
    Väterlich schiebt er sie auf die Treppe zu. Sie geben nach und gehen zurück nach oben. Ihre Füße schleifen über die Stufen. Mein Gott, ihre Eltern! Was ist da draußen bloß los? Agostino zieht sie an der Hand mit sich.
    »Mach dir keine Sorgen, Mario wird alles regeln. Er hat versprochen, dass er sich etwas einfallen lässt. Wir müssen ihm vertrauen …«
    Sie betreten das Zimmer.
    »Willst du noch etwas Kaffee?«
    Sie schüttelt den Kopf. Er nimmt sie in die Arme und wiegt sie zärtlich. Sie fürchtet sich vor dem Ärger, den es zu Hause geben wird, wenn ihre Eltern merken, dass sie fort ist. Sie wird ihnen alles erklären müssen …. Das ist einfach zu viel für sie …
    »Was denkst du, carina?«
    Sie legt die Hände um seinen Kopf. Er ist groß, sie muss sich dazu auf die Zehenspitzen stellen.
    »Tino! Vielleicht müssen wir früher mit meinen Eltern reden, als wir gedacht haben … Jetzt werden sie es doch erfahren, Mario wird es ihnen erzählen …«
    Sie macht sich Sorgen, aber der Junge lächelt. Sie sieht seine Grübchen. Mühelos hebt er sie hoch und legt sie behutsam aufs Bett.
    »Dann gehen wir gemeinsam zu ihnen und reden mit ihnen. Ich habe dir nichts davon gesagt, aber deine Mutter hat mich vor ein paar Tagen erwischt und gefragt, ob ich ernste Absichten hätte. Sie hat gespürt, dass etwas zwischen uns ist. Und sie hat mich gebeten, dir nichts davon zu erzählen, ehe wir offiziell unsere Verlobung verkünden … Aber jetzt …«
    Sie ist erleichtert. Ein großer Stein fällt ihr vom Herzen. Sie schmiegt sich an ihn.
    »Ist das wirklich wahr? Das ist ja unglaublich! Dann sind sie also einverstanden? Und mein Vater? Er auch?«
    Er nickt. Ja, ihr Vater auch! Sie spürt, wie die Liebe zu ihren Eltern sie durchströmt … Ihre Eltern … Warum sollen die Leute auf einmal ihre Häuser verlassen? Was reden sie da von Schadenersatzzahlungen, Waffen, Todesstrafe?
    »Ich fühle mich trotzdem nicht gut …«
    Der junge Mann streichelt ihr beruhigend über den Rücken.
    »Mario hat recht! Wir müssen schlafen …«
    Sie ziehen sich aus und legen sich wieder hin. Agostino drängt sich an sie. Sie weiß genau, dass der Junge gerne wieder mit ihr schlafen würde. Aber ihr Unterleib tut ein bisschen weh.
    Sie küsst und streichelt ihn und achtet dabei auf seine Reaktionen. Mit einer

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