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Die Gauklerin von Kaltenberg

Titel: Die Gauklerin von Kaltenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Freidank
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Tisch. Über ihm prangte das Wappen mit dem neu hinzugefügten Freisinger Mohren. Ein Schirm aus Korbge flecht schützte ihn vor der Hitze des Kamins, vor ihm standen sein Becher und einige Schüsseln, in denen den verführerischen Ge rüchen nach Wildschwein und Wachteln sein mussten. Ein gol denes Salzfass thronte in der Mitte. Hinter ihm stand mit gotter gebener Miene sein Sekretär, der sichtlich darum betete, diese Prüfung unbeschadet zu überstehen. Denn auf einem Schemel zu Füßen des geistlichen Herrn hockte ein Mädchen. Selbst in Ge genwart der Würdenträger trug sie die flammend roten Zöpfe un bedeckt. Sie sang ein Liedchen in ihrem Dialekt – und der Bischof lachte aus tiefster Kehle.
    »Bischof Konrad hat sie auf dem Domplatz aufgelesen«, zischte der Hofnarr, der Meinrad gut kannte. Unter seinen wimpernlosen Augen verrieten Tränensäcke die Vorliebe für geistige Getränke. Doch der flachsblonde Bart war gepflegt wie bei einem hohen Herrn. »Sie sang Liebeslieder! Seit sie hier ist, will er nur noch ihre Possen hören.«
    Anna trat höflich zurück, als der Bote hereinkam. Auf keinen Fall wollte sie wieder auf der Straße landen. Als sie die erste heiße Suppe bekommen hatte, hatte sie das Gefühl gehabt, nie etwas Besseres gegessen zu haben. Tagelang hatten ihre Glieder noch in der Wärme geprickelt. Konrad III. hätte sie für ihren Auftritt in Männerkleidern streng bestrafen können. Aber schnell hatte sie gemerkt, dass er nicht zu den Geistlichen gehörte, die alles Irdi sche als verboten betrachteten, und sie war ihm unendlich dank bar dafür. Erwartungsvoll sah sie dem Waffenknecht entgegen. Schnee und Schmutzspuren verrieten, dass er schnell und weit ge ritten war. Vielleicht war er in Landsberg gewesen und wusste etwas von Ulrich? Dass sie nichts von ihm gehört hatte, machte sie fast wahnsinnig.
    DerSendlinger hob die Hände, um sich von seinem Pagen Wasser darübergießen zu lassen. »Und?«, fragte er knapp. »Was bringst du?« Frauen hatten bei solchen Unterredungen eigentlich nichts zu suchen. Aber Anna machte keine Anstalten zu gehen, und er schickte sie nicht weg.
    Der Mann kniete nieder. »Schlimme Nachrichten, Herr. König Ludwig hat zwar Landsberg gegen seinen Feind, Friedrich von Österreich, gehalten. Aber alle Dörfer in der Gegend sind in der Hand des Habsburgers. Auch Eure Besitzungen in Dießen und Peißenberg sind verloren. Friedrichs Bruder, Herzog Leopold, hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Seine Ritter stehen nicht mehr weit von München.«
    »Euer Versuch zu vermitteln war vergeblich.« Der Narr war von seinem Platz an der Tür näher gekommen. Er sprach schnell, beinahe gehetzt. »Ludwig hat Euch ein paar Vergünstigungen zu gesprochen, aber er kann sein Land nicht beschützen.« In seinen blasshellen Augen lag ein seltsames Glitzern, das Anna misstrau isch machte. Vielleicht bildete sie es sich nur ein, weil sie ihn nicht leiden konnte: Wenn er sich unbeobachtet glaubte, tuschelte er mit den jungen Diakonen über sie.
    »Verzeiht, Herr«, mischte sie sich ein.
    Selbst dem Hofnarren verschlug es die Sprache, als sie von sich aus das Wort ergriff. »Ich komme aus dieser Gegend«, fuhr Anna entschlossen fort, »aber von einem feindlichen Heer habe ich nichts gesehen.«
    Das erste Erschrecken des Waffenknechts wich einem Grinsen.
    »Eine Straßenmetze sagt dem Bischof, was er zu tun hat!«, sti chelte der Hofnarr. Aber seine wimpernlosen Augen waren kalt. »Ihr solltet sie einem Eurer Stallknechte ins Bett legen, vielleicht erinnert sie sich dann, wo der Platz einer Frau ist.«
    Der Bischof winkte ihm zu schweigen, aber er spottete: »Sie hat nichts vom Krieg gesehen! Oft finden sich ja nicht einmal die verfeindeten Heere und müssen sich zur Schlacht verabreden!«
    Auchwenn sie ihm innerlich den dürren Hals umdrehte, tat Anna, als kümmerte sie sich nicht um ihn. »Als ich aus Kaltenberg wegging, hatten die Österreicher das Land verlassen.«
    »Das hat mir auch der König berichtet, als er Anfang des Mo nats hier war«, erwiderte der Bischof ohne eine Miene zu ver ziehen. Er ließ nicht erkennen, ob er sie ernst nahm oder ihre Ein mischung nur als eine Art Posse belächelte. »Aber offenbar ist Herzog Leopold zurückgekehrt.«
    »So ist es«, warf der Waffenknecht ein.
    »Wenn Leopold nach Baiern zurückgekehrt ist«, erwiderte Anna ruhig, »wie konnte er dann am Sankt-Othmars-Tag in der Schweiz eine Schlacht verlieren?«
    Der Bischof erhob sich, und die

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