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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Hölle entkommen konnte. Erst einmal mußte sie diese Zelle verlassen, und das ging nur, wenn sie sich den Anschein gab, Nero
     zu Willen zu sein.
    Der Geruch von Rosenöl ging von der Seife aus, als sie sich unter der Dusche wusch. Nero betrachtete sie wohlgefällig und
     ohne ein Wort zu sagen. Dann, nachdem sie sich abgetrocknet hatte, zwang er sie, in einen bodenlangen blutroten Satinmantel
     zu steigen und rote, hochhackige Pumps anzuziehen.
    Mit seinen Wachleuten im Schlepptau gingen sie dann in den Gang hinaus und eine enge steinerne Wendeltreppe hinunter, die
     in eine schwarze Halle führte. Die Angst kroch wie Blei in ihre Glieder. Es war, als könne sie keinen Schritt mehr weitergehen,
     doch Neros Helfer zerrten sie voran. Unzählige Kerzen spiegelten sich in den nachtschwarzen Wänden wider. Der Raum schien
     achteckig, und in der Mitte erhob sich ein riesiger Altar aus einem tiefschwarzen Gestein.
    Entsetzt erinnerte Sarah sich an die blutüberströmten Frauen und wich in Panik zurück. »Nein«, flüsterte sie und blieb augenblicklich
     stehen.
    Mit einer kalten Geste befahl Nero seinen Männern, daß man sie erneut fesselte, und während sie sich mit all ihrer verbliebenen
     Kraft zu Wehr setzte, hoben zwei starke Arme sie mühelos auf den hellerleuchteten Altar. Einer der Männer stemmte sich mit
     seinem Ellbogen auf ihr Brustbein, damit sie nicht entkommen konnte, dann fixierte man ihre Handgelenke in zwei passenden
     Vorrichtungen aus Metall, die in den Altar eingelassen waren.
    Immer mehr schwarzgekleidete Kapuzengestalten bevölkerten den Saal und postierten sich in einem Halbkreis um den Altar.
    Sarah gab ihren Widerstand auf. Schließlich lag sie mit ausgebreiteten Armen da, rücklings auf dem kalten Stein. Erst jetzt
     sah sie den monströsen goldenen Widderkopf, der mit nach unten |425| gebogenen Hörnern über ihr schwebte und mit düsterem Blick auf sie herabglotzte.
    Eine merkwürdige Melodie erhob sich, und eine seltsam anmutende blaue Flamme, die hinter ihr in einer Schale brannte, begann
     wie wild zu flackern.
    Für einen Moment hatte Sarah das Gefühl zu hyperventilieren. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen, und die Befürchtung,
     das Bewußtsein zu verlieren, wollte nicht weichen. Unter sonoren Beschwörungsformeln baute sich Nero vor ihr auf und stieg
     auf ein goldenes Podest, das zwei Diener herangeschoben hatten. Dann löste er das Band seines Mantels. Darunter war er vollkommen
     nackt. Sein muskulöser, gebräunter Körper war dunkel behaart, und seine überaus stattliche Männlichkeit präsentierte er ihr
     ohne einen Funken von Scham. Sein entrückter Blick richtete sich derweil auf den goldenen Götzen.
    Für Sarah verschwamm die Umgebung zu einem schwarzgoldenen Lichtermeer. Ohnmächtig mußte sie mit ansehen, wie vier stattliche
     Wächter etwas hereintrugen, das von weitem aussah wie zwei Holzbalken, die man zu einem großen T verbunden hatte.
    Nero machte sich inzwischen an einem goldenen Kelch zu schaffen, den ihm einer seiner Diener gereicht hatte. Er schlug Sarahs
     Mantel auf und goß etwas Warmes über ihren Unterleib. Blut. Ein metallischer Geruch stieg ihr in die Nase, so daß sie zu würgen
     begann, während sich ihr ganzer Körper verkampfte.
    In stummer Verzweiflung preßte sie ihre Schenkel zusammen und zerrte wie wild an ihren Fesseln. Als sie den Kopf zur Seite
     warf, stellte sie fest, daß sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Altar noch etwas viel Schrecklicheres ereignete. Dort
     hatte man das riesige Holzkreuz am Boden abgelegt, darauf lag ein regloser, halbnackter Mann, dessen Arm- und Fußgelenke jeweils
     mit Ketten gefesselt waren. Blut rann über seine Arme, und zusammen mit seiner blutgetränkten weißen Unterhose ähnelte er
     auf gespenstische Weise dem Aussehen eines Gekreuzigten.
    |426| Sarah stieß einen erstickten Schrei aus. Es war Padrig, und so wie es sich darstellte, würde man nicht davor zurückschrecken,
     ihn tatsächlich zu kreuzigen. Neben dem Kreuz lagen überdimensionale Eisennägel und ein Hammer in einer flachen Holzkiste
     sowie eine archaische Lanze, die, nachlässig an die Wand gelehnt, ihm wohl später ins Herz gestoßen werden sollte.
    Nero schien ihre Abwehrhaltung nicht zu gefallen. »Wenn du nicht fügsam bist«, schrie er so laut, daß es von den Wänden widerhallte,
     »wird er sterben!«
    Die Kapuzenträger, zwölf an der Zahl, formierten sich in zwei Reihen und bildeten eine Gasse. Sie stampften laut auf

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