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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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fügte Padrig fordernd hinzu, »und der sicherste.«
    Ohne ein Wort zu sagen, ging der Tempeldiener voraus und steuerte auf eine unscheinbare Holztür zu, die uralt und mit den
     gleichen verschnörkelten Eisenornamenten überzogen war wie die Tür zum Tempelareal. Nur daß man hier auf eine elektronische
     Sicherung verzichtet hatte.
    Der dahinterliegende düstere Abgang sah wenig einladend aus.
    »Wenn das eine Falle ist«, bemerkte Padrig grimmig, »schieße ich dir eine Kugel in den Schädel.«
    Der hagere Mann schüttelte heftig den Kopf. »Das ist keine |429| Falle«, antwortete er mit dünner Stimme, »sondern ein uralter Fluchtweg nach draußen. Er führt direkt hinter den Verteidigungswall
     des Castellos.« Der Mann zitterte, während er mühsam einen Fuß vor den anderen setzte.
    »Schneller«, fauchte Padrig, während Sarah ihm mit einer hocherhobenen Fackel den Weg ausleuchtete, damit er und seine Geisel
     auf der Treppe nicht ins Stolpern gerieten.
    Sarah hatte ihre Schuhe ausgezogen. Mit Pumps konnte man die ausgetretenen, glatten Marmorstufen nicht bewältigen. Der Abgang
     war eng, und von unten herauf roch es nach Moder. Am unteren Ende der Treppe angekommen, verzweigten sich die anschließenden
     Gänge wie in einem Labyrinth, doch Padrigs Gefangener war offensichtlich nicht daran interessiert, Schwierigkeiten zu bereiten.
     Zielstrebig ging er voran. Padrigs Haltung war trotz der Tatsache, daß er humpelte und sein Rücken völlig zerschunden war,
     unnachgiebig genug, um angsteinflößend zu wirken.
    Mit Schaudern leuchtete Sarah das Deckengewölbe aus. Von überall her grinsten sie dämonische Fratzen an. Gestalten mit unzähligen
     Gliedmaßen in obszöner Darstellung, die sich in den unmöglichsten Stellungen miteinander paarten. Schlangen krochen aus Winkeln
     und Ecken hervor, und die Wände waren übersät mit Hieroglyphen und Zeichen. Im Vorbeigehen fiel der Schein des Feuers in einen
     hohen Raum hinein, in dessen Mitte ein Opferaltar stand, der von wilden Tierfresken umgeben war, deren lange Zähne furchteinflößende
     Schatten warfen. Allem Anschein nach waren sie hier in die ehemalige Hexenküche des Castellos geraten, und es blieb zu vermuten,
     daß die dämonischen Traditionen des Hauses Nero weit in die Vergangenheit reichten.
    Plötzlich brandeten Stimmen auf. »Sie folgen uns«, stellte Padrig trocken fest.
    »Es war anzunehmen, daß sie uns nicht einfach so laufen lassen«, erwiderte Sarah mit erschöpfter Stimme.
    |430| Padrig drängte seinen unfreiwilligen Schloßführer zur Eile. Der Mann war ganz außer Atem und deutete nach einem längeren Marsch
     durch einen tunnelartigen Durchlauf, bei dem Padrig den Kopf einziehen mußte, auf den angeblichen Ausgang ihn.
    »Und wo sind wir jetzt?« fragte Padrig in einem unfreundlichen Tonfall.
    »Bei den Lavendelfeldern, hinter der Mauer«, antwortete der Tempeldiener mit einem unterwürfigen Blick.
    »Die Tür ist verschlossen«, stellte der Alte mit unerwarteter Gleichgültigkeit fest, als sie an der eisenbeschlagenen Ausgangstür
     angelangt waren und Padrig ihm überraschend den Vortritt gelassen hatte.
    »Na großartig«, sagte Padrig. Sein Griff am Oberarm seines Gefangenen verstärkte sich ebenso wie der Druck des Pistolenlaufs,
     den er immer noch auf den Mann gerichtet hielt. »Und jetzt? Sag nur, du hast das nicht gewußt?«
    Der Alte zog den Kopf ein, wie ein Hund, der die Prügel seines Herrn erwartet.
    »Es ist ein ganz normales Schloß«, bemerkte Sarah, mit Blick auf die archaische Vorrichtung. »Wir könnten versuchen, es mit
     einem gezielten Schuß zu öffnen.«
    »Und was ist, wenn es einen Querschläger gibt?« Padrig sah sie zweifelnd an. »Also gut, paß du auf ihn auf«, entschied er
     spontan und schob Sarah den Alten hin. »Ich übernehme das. Geht in Deckung!«
    Die Stimmen waren lauter geworden. Padrig hatte die Fackel an sich genommen, dann zielte er mit ausgestrecktem Arm auf die
     verrostete Vorrichtung, während Sarah in einiger Entfernung mit ihrer Geisel am Fuße des verwitterten Mauerwerks kauerte.
    Ein ohrenbetäubender Knall ließ sie zusammenfahren, und auch die Stimmen verstummten abrupt. Einen Moment später sahen sie,
     daß die Tür tatsächlich aufgesprungen war und den Weg in eine kristallklare Nacht freigab.
    |431| »Los, beeilen wir uns!« sagte Padrig und war mit zwei Schritten bei Sarah, um sie nach draußen zu zerren. Den Tempeldiener
     ließen sie zurück. Er schlotterte vor Angst und

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