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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dem Lavendelfeld landete. Staub und kleine Äste wirbelten auf. Ein weiterer
     Arzt entstieg dem Helikopter, während der Schwung der Rotorblätter sich mehr und mehr verlangsamte. Padrig hatte man in eine
     goldglänzende Wärmedecke gepackt und auf eine Trage gebettet. Einer der Sanitäter kniete neben dem Notfallpatienten und hielt
     eine Infusion in die Höhe, während sich der Rettungsarzt im Laufschritt näherte.
    »Darf ich ihn begleiten?« Sarahs Stimme zitterte, als sie den Arzt beobachtete, wie er Padrig einer raschen Untersuchung unterzog.
     »Kreislaufprobleme«, sagte er nur, ohne auf Sarahs Frage einzugehen. »Wir müssen den Blutdruck stabilisieren.«
    Inspektor Morgenstern mischte sich mit ruhiger Stimme ein und klärte den Arzt über den Zustand Sarahs auf, deren schlechte
     Verfassung in der allgemeinen Hektik anscheinend niemand beachtet hatte. Der Arzt beschied umgehend, daß man Sarah ebenfalls
     eingehend untersuchen müsse. Morgenstern überantwortete sie der Helikopterbesatzung, die ihm versicherte, daß man Sarah und
     Padrig schnellstmöglich in eine der renommiertesten Privatkliniken im Nordosten Roms fliegen würde. Der Inspektor versprach |434| Sarah, so schnell wie möglich mit dem Wagen nachzukommen. Sie brauche sich nun keine Sorgen mehr zu machen, sie und Padrig
     würden unter dem Schutz der italienischen Polizei stehen.
    Vor Kälte und Aufregung zitternd, saß Sarah in dem mit medizinischem Equipment vollgestopften Helikopter, der sich mit ohrenbetäubendem
     Lärm in die sternenklare Nacht erhob. Eingeklemmt zwischen Pilot, Arzt und Rettungsassistenten, legte sie Padrig ihre Handfläche
     auf die Wange, als ob sie während des Fluges mit ihrer bloßen Berührung sein Überleben sichern könnte. Im Landeanflug auf
     die Klinik konnte sie den Petersplatz und die hellerleuchteten Gebäude des Vatikanstaates sehen.
    Am Aufgang zur Klinik wurden sie von einem rasch zusammengerufenen Ärzteteam erwartet. Sarah lehnte es vorerst ab, sich untersuchen
     zu lassen. Sie wollte bei Padrig bleiben.
    Zwei Polizisten hatten die Ankunft des Hubschraubers in der Klinik erwartet und übernahmen unauffällig die Sicherung. Niemand
     konnte schließlich wissen, wie und wo Neros Leute agierten. Daß seine Anhänger weit zahlreicher waren als die im Castello
     di Nero Festgenommenen, verstand sich von selbst.
    Trotz Aufforderung eines Krankenpflegers wich Sarah nicht von Padrigs Seite, als er zu einer gründlichen Untersuchung in die
     Notaufnahme geschoben wurde.
    Der leitende Klinikarzt sprach englisch, als er ihr die anstehenden Maßnahmen erklärte.
    »Wir müssen sofort operieren«, befand er. »Der Kreislauf ist instabil, und wir können nicht mit Gewißheit sagen, ob lebensnotwendige
     Funktionen beeinträchtigt sind.«
     
    Drei Stunden hatte Sarah bereits auf dem langen, sterilen Flur vor dem OP-Saal verbracht, ohne zu wissen, wie es Padrig erging.
     Eine Krankenschwester hatte ihr zuvor zu einer Dusche verholfen und ihr einen frischen Jogginganzug aus dem Fundus der Klinik
     überlassen. Danach hatte man sie ebenfalls untersucht. Das |435| Angebot, ein Krankenzimmer zu beziehen, wo sie sich von den Strapazen erholen konnte, hatte sie jedoch ausgeschlagen. Immer
     wieder wanderte sie auf und ab, in der ständigen Angst, einen weiteren geliebten Menschen zu verlieren.
    Schließlich hatte sie sich auf einen der vielen Stühle gesetzt und war in ein stummes Gebet verfallen. Im Castello hatte es
     geholfen – warum nicht auch jetzt, wo Padrig alle Hilfe gebrauchen konnte, die nur möglich war?
    Plötzlich öffneten sich die Schwingtüren am anderen Ende des kahlen Flures, und ein Mann trat herein, gefolgt von einem weiteren,
     der die Uniform einer israelischen Spezialeinheit trug. Sarah mußte sich konzentrieren, weil ihr vor Erschöpfung die Sicht
     verschwamm.
    An der leicht gebeugten Haltung des vorangehenden Mannes konnte sie Morgenstern erkennen. Der andere stellte sich als Gabriel
     Leon, Militärattaché der israelischen Botschaft in Rom, vor.
    »Sie müssen sich schonen«, mahnte Morgenstern zu Sarah und strich ihr mitfühlend über den Arm. »Denken Sie an das Kind!«
    Sarah lächelte schwach. »Ich denke an nichts anderes. Im Moment geht es jedoch mehr um den Vater des Kindes.«
    »Wie geht es ihm?« Morgenstern setzte sich neben sie, während der Attaché es vorzog stehenzubleiben.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Sarah mit tränenerstickter Stimme, und dann legte sie den Kopf an

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