Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Titel: Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Tenner
Vom Netzwerk:
Vorfreude war ganz sicher im letzten Jahr 2008 nicht da gewesen. Leider war die Vorfreude das Beste an meinem Entschluss, das gewonnene Geld in den Mazda zu investieren.
    Viel Freude sollte ich nach der Auslieferung nicht mehr haben. Genau genommen dauerte der Spaß nur etwa fünfzehn Minuten. Ich hatte mit dem Verkäufer mit einem Glas Sekt auf das Auto angestoßen. Außerdem überreichte er mir im Namen des Hauses noch zwei mit bunten Schleifen geschmückte Flaschen Sekt einer Marke, die man im Großhandel für 2,69 EUR erhalten kann. Dennoch eine nette Geste. Er setzte sich auf den Fahrersitz und erklärte mir die Funktion der einzelnen Bedienelemente. Dann bat er mich einzusteigen und verabschiedete sich mit einem „Allzeit gute und unfallfreie Fahrt.“
    Dieser Wunsch wurde leider nicht erhört. Ich atmete tief den Duft des neuen Leders ein, auch die Apparaturen hatten einen einzigartigen Geruch des Neuen und Unverbrauchten. Der Wankelmotor beschleunigte wie eine Raketenturbine. Ich fühlte mich wie im siebten Himmel. Um ein Haar wäre ich auch dort gelandet, oder einen der darunter liegenden. Ich fuhr die B 179 Richtung Berlin, Tempo 80 war erlaubt, bei dem Sport-Motor konnte ich nicht anders, als auf knapp 100 Stundenkilometern zu beschleunigen. Ich rechnete mir aus, damit unter der Strafpunktegrenze zu liegen.
    Damit sollte ich mich irren und mit der Einschätzung der Straßenverhältnisse leider auch. Irgendjemand musste Öl verloren haben oder ein Schmiermittel, zumindest kam es mir in diesem Augenblick so vor. Ich konnte lenken so viel ich wollte, der Wagen rutschte in einer gar nicht so steilen Kurve nach außen, dass Letzte was ich sah, war ein halbmeterdicker Baumstamm, dass Letzte was ich dachte, war: hätte ich bloß den Blüthner gekauft. Bereits am nächsten Tag kam ich wieder zu Bewusstsein. Die Ärzte sprachen von einem Wunder. Ohne Werbung für Mazda machen zu wollen, ich denke, die Sicherheitsverstärkungen plus Airbag waren einfach so gut, dass der Tod sich daran die Zähne ausbeißen musste. Vielleicht und dieser Gedanke fuhr mir einige Tage später durch den Kopf, konnte ich innerhalb des laufenden Jahres auch gar nicht sterben, schließlich hatte ich ja vorher zumindest bis zum 24. Dezember als Person existiert.
    Ich hatte mit Vorwürfen gerechnet, aber meine Frau war zunächst einmal froh, um die Beerdigungsformalitäten herum gekommen zu sein. Schwarz stand ihr nicht besonders, das wusste sie. Die Vorhaltungen kamen später und wie ich zugeben muss mit einer rationalen Berechtigung. Der Wagen war schrottreif. Die Versicherung weigerte sich trotz der Vollkasko zu zahlen, da ich fast das doppelte der erlaubten Geschwindigkeit gefahren sei(ich muss das Schild mit den vorgeschriebenen 50 km auf einer kleinen Teilstrecke zwischen der langen, mit 80 km ausgewiesenen Straße übersehen haben), überdies hätte man 1,0 Promille Alkohol im Blut festgestellt und neben dem Sitz wären zwei leere Flaschen Sekt gefunden worden. Warum die Glasflaschen in dem zerstörten Auto heil geblieben waren, konnte mir niemand erklären. Die Korken schienen durch den Aufprall herausgesprungen zu sein. Meine Erklärung, ich hätte ein einziges Glas Sekt getrunken und die Blutproben wären wahrscheinlich vertauscht worden, wurde als Schutzbehauptung eingestuft. Ich hätte ein Rechtsanwalt einschalten und den Autoverkäufer als Zeugen aufbieten können, dass ich die Flaschen beide während des Fahrens und in weniger als einer Viertelstunde ausgetrunken haben musste. Was doch eher ins Reich der Fantasie gehören würde. Aber ich hätte vor der Autoübergabe schon Alkohol zu mir genommen haben können, zum anderen und dies war der Hauptgrund dafür, dass ich keinen Rechtsstreit begann, hatte ich ein eigenartiges Gefühl.
    Vielleicht sollte ich das Geld wieder verlieren, vielleicht hatte meine Frau recht und es handelte sich um schmutziges Geld. Vielleicht durfte ich mein Wissen um die Zukunft nicht zur persönlichen Bereicherung verwenden. Später habe ich diese Überlegung weit von mir weggeschoben und es ein zweites Mal versucht, mit noch fataleren Folgen. Davon im Jahre 2003. Als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, bis auf leichte Kopfschmerzen und hin und wieder auftretende Rückenschmerzen war ich im wahrsten Sinne des Wortes mit einem blauen Auge davon gekommen, stürzte ich mich wieder in die Arbeit. Diese ging mir leicht und schnell von der Hand, da ich die Texte schon einmal geschrieben hatte, brauchte

Weitere Kostenlose Bücher