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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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mitangehört.
    »Will er mich denn hierbehalten?«, fragte Amra hoffnungsvoll. Wenn sie am Hof bleiben dürfte, würde sich bald eine Gelegenheit zur Flucht ergeben.
    »Nein«, meinte Joana. »Aber er will dich im Herzogtum Sachsen behalten. Im Grenzbereich zu den slawischen Eroberungen. Irgendwo nördlich von hier, in Walsrode, liegt ein Kloster. Und er will dich selbst hinbringen! Er muss ohnehin nach Mikelenburg, wenn ich das richtig verstanden habe, und so erledigt er das auf einem Weg. Mathilde ist davon nicht begeistert, aber sie fügt sich natürlich. Sie hat auch um Vergebung gebeten. Sie habe das nicht wissen können, der Herzog habe ja nichts davon gesagt, das Kloster auswählen zu wollen. Jedenfalls wird sich dein Aufbruch ein wenig verzögern.«
    »Bis morgen?«, erkundigte sich Amra.
    Sollte ihr das Glück hold sein und sich eine weitere Fluchtmöglichkeit auftun? Hatte Magnus wohl gewartet? Melisande hatte ihr erzählt, dass er im Zweifelsfall sogar ihre Eskorte überfallen wollte, nur um sie zu retten. Er schmiedete also sicher auch seinerseits Pläne. Und wenn der Falkner ihm eine Nachricht brachte …
    »Nein, nur ein paar Stunden«, zerstörte Joana ihre letzte Hoffnung. »Ihr werdet am Nachmittag reiten, wenn der Herzog bereit ist. Es ist nicht so weit, es sind vielleicht drei Tagesritte.« Nach Bayern wären sie sehr viel länger unterwegs gewesen.
    Amra konnte Mariana die Enttäuschung über die Planänderung ansehen, und sie tat ihr fast ein wenig leid. Ihr selbst war es egal, in welchem Konvent man sie vergrub, etwas jedoch ließ sie gänzlich verzweifeln. Eine Eskorte, geführt von einem der Ritter, hätte Magnus vielleicht angreifen können – womöglich hätte der Ritter sogar gemeinsame Sache mit ihm gemacht, er war doch mit allen verbandelt. Wenn Herzog Heinrich jedoch an der Spitze ihrer Gruppe ritt, war das aussichtslos. Magnus würde das Schwert nicht gegen seinen früheren Herrn erheben, und wenn er es täte, hätte er nicht den Hauch einer Chance. Das Gefolge der Herzogs bestand nie aus weniger als zwanzig schwer bewaffneten und gänzlich loyalen Rittern.
    Amra würde sich mit dem Gedanken an das Kloster abfinden müssen. Nichts und niemand konnte ihr jetzt noch helfen.
    Die Reise durch das verschneite Sachsen war anstrengend, und natürlich froren die Reiter dabei bis ins Mark. Immerhin gab es genügend Burgen und Gutshöfe auf dem Weg, und Heinrichs Lehnsleute wetteiferten darum, ihn an ihren Höfen willkommen zu heißen. Ihre Frauen nahmen Amra und Mariana gastlich auf, hielten sie auf Befehl vom Herzog aber streng von den Rittern getrennt, auch wenn sie sonst offene Höfe führten und bei feierlichen Anlässen gemeinsam mit dem Hausherrn und seinen Rittern tafelten. Heinrich stellte stets gleich klar, dass er eine ranische Fürstentochter ins Kloster begleitete. Offiziell ließ er keinen Zweifel an ihrer Berufung und der Freiwilligkeit der Reise, aber natürlich lasen die Frauen seiner Lehnsleute zwischen den Zeilen. Einige begegneten Amra fast mit Bedauern, einige mit Neugierde, allerdings ließ keine von ihnen die junge Frau aus den Augen. Amra und Mariana waren froh darüber. Nach dem Ritt durch die Kälte sehnten sie sich nur noch nach einem Platz am Kamin und waren glücklich, als die zweite Burg sogar ein Badehaus für Frauen aufwies.
    »Genießt es noch einmal«, meinte die noch recht junge Burgherrin. »Das Kloster hat ganz sicher keins.«
    »Und wo waschen sich die Nonnen?«, fragte Amra naiv.
    Die Freifrau, die erzählt hatte, dass sie als Mädchen in einem Kloster gelebt hatte, um lesen und schreiben zu lernen, musste lachen. »Wenn Ihr mich fragt, gar nicht«, antwortete sie. »Ich fand immer, sie röchen ziemlich streng. Aber es steht ihnen sicher frei, sich am Brunnen zu waschen oder wenigstens mit nassen Tüchern abzureiben. Ihr werdet schon eine Möglichkeit finden.«
    Amra hoffte das, obwohl es nicht ihre dringlichste Sorge war. Auch die Fischersfrauen in Vitt hatten nicht viel von Körperpflege gehalten. Natürlich wurden sie nass, wenn sie den Männern halfen, die Boote hereinzuholen, doch freiwillig ins Meer oder in einen Weiher steigen? Vielen, vor allem älteren Frauen, lag das fern. Amra war allerdings von klein auf dazu angehalten worden, sich zu reinigen. Für Herrn Baruch war es wichtig gewesen, bei den Juden hatte es wohl auch irgendetwas mit Religion zu tun. Das Haus des Herrn Baruch in Vitt enthielt zwar kein richtiges Badehaus, aber Mirnesa pflegte

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