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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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letzten Moment kamen ihm Zweifel. Er war ein Ritter! Er sollte nicht als Bittsteller auf der Schwelle zum Haus eines Kaufmanns stehen!
    Amra hatte jedoch keine Bedenken. Gefolgt von ihrem Hund sprang sie vom Wagen und betätigte den schweren, fein geschmiedeten Türklopfer. Gleich darauf öffnete eine adrett gekleidete Frau. Magnus erschrak, da er seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet sah, aber die Tracht der Frau wies sie als Magd aus.
    »Was wollt ihr?«, fragte sie unfreundlich und warf einen mehr als skeptischen Blick auf den Planwagen, obwohl Amra und Magnus ihn nicht halb so bunt angemalt hatten wie die Gaukler die ihren. »Hausieren? Wir kaufen nichts.«
    Magnus blitzte sie an. »Ich bin Magnus von Lund, und dies ist Amra von Arkona. Herr Baruch ist … hm … ihr Ziehvater. Wir würden ihn gern sprechen.«
    Die Magd runzelte die Stirn. »Das Balg von dem Kebsweib in Rujana?«, fragte sie schroff. »Ich denk, das ist verschwunden? Was nur gut ist, wie der Rabbi sagt, aber der Herr Baruch hadert da ja mit unserem Gott.«
    Die Magd war offensichtlich Jüdin und sicher nicht die Geliebte Herrn Baruchs. Magnus fiel ein Stein vom Herzen. Amra jedoch errötete. Sie schämte sich vor der Frau, obwohl sie ja wirklich keine Schuld an ihrer Abkunft hatte. Nun warf die Alte auch noch hämische Blicke auf ihren sich rundenden Bauch. Oder täuschte sie sich?
    Jetzt jedoch kam Magnus wieder zu sich. »Meine Gattin muss dir wohl keine Rechenschaft darüber abgeben, wer und was sie ist, und der Herr Baruch schuldet dir schon gar keine Auskunft«, wies er die Magd in ihre Schranken. »Also lass uns nun ein, und …«
    »So weit kommt’s noch, hergelaufenes Volk einlassen!« Die Magd lachte, weit davon entfernt, sich einschüchtern zu lassen. »Ihr wartet schön hier, bis ich den Herrn Baruch gesprochen habe.«
    »Er ist hier?«, fragte Amra. Ihr schwindelte vor Erleichterung.
    »Er ist in seiner Schreibstube am Hafen. Am Abend wird er wiederkommen. Solange könnt ihr warten.«
    Die Frau machte Anstalten, sich ins Haus zurückzuziehen, aber Magnus stellte blitzschnell den Fuß in die Tür. »Wir werden keineswegs bis zum Abend auf dieser Türschwelle verharren!«, erklärte er mit drohendem Unterton. »Ich verstehe, dass du keinen Fremden einlassen willst, aber du wirst jetzt einen Knecht oder ein Küchenmädchen oder was auch immer du hier hast …«
    »Schön wär’s, wenn ich ein Küchenmädchen hätt! Doch der Herr meint ja, das wär nicht nötig, ich käm allein zurecht! In dem großen Haus … Andere Handelsherren haben drei, vier Dienstboten.« Die Magd begann zu lamentieren.
    Magnus verlor jetzt endgültig die Geduld. »Du schickst augenblicklich jemanden zu Herrn Baruch, oder du gehst selbst!«, herrschte er die Frau an. »Sonst kannst du dir gleich eine neue Stellung suchen. Oder was denkst du, was der Herr dazu sagen wird, wenn du seine Tochter auf der Schwelle warten lässt wie einen Hund?«
    »Seine Toch …«
    »Geh jetzt, Weib!«, donnerte Magnus.
    Er konnte nicht verhindern, dass die Tür nun wirklich vor ihnen ins Schloss fiel, gleich darauf schlüpfte allerdings ein kleiner Botenjunge durch einen Nebenausgang.
    »Ich hol den Herrn Baruch!«, erklärte er fröhlich. »Na, der wird sich freuen! Wo er doch nichts von Euch gehört hat, Frau … Amra, nicht? Er sagte mir, Ihr wärt ausgestattet worden wie eine Prinzessin, um an den Hof von Herzog Heinrich zu gehen. Aber dann …«
    Amra bemühte sich um ein Lächeln. »Ich werde mich auch freuen, ihn zu sehen«, meinte sie, bevor Magnus womöglich wieder lospolterte. »Aber bitte, es ist kalt, und es wird gleich wieder regnen. Kannst du dich etwas beeilen?«
    Der Junge lachte spitzbübisch und versuchte sich in einer förmlichen Verneigung. »Zu Euren Diensten, Herrin! Aber nutzt doch schon mal die Zeit, die Pferde einzustellen. Wenn Ihr einmal um den Block herumfahrt – auf der Rückseite des Hauses ist ein Stall. Ich kümmere mich dann um die Rösser, wenn ich zurück bin. Und was für hochedle Rösser! Ist das wahrlich ein Streithengst, Herr …?«
    »Geh!«, befahl Amra.
    Der Junge trollte sich nun wirklich. Im Laufschritt trabte er Richtung Hafen. Das konnte tatsächlich nicht lange dauern. Amra und Magnus zogen es daher vor, am Haus zu warten, statt die Einfahrt zum Hof zu suchen. Keiner von ihnen hatte Lust auf einen weiteren Zusammenstoß mit der grimmigen Magd.
    Und tatsächlich fand Amra kaum Zeit, sich den Mantel der Äbtissin gegen den

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