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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
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hat, denn unumstößlich gilt der Satz: Der Autor soll die Bücher schreiben und der Verleger soll sie auf den Markt bringen. Und zu diesem Auf-den-Markt-Bringen gehört nun einmal die Gestaltung, das Aussehen der Bücher, die Auswahl der Grafiker und Zeichner für die Deckelbilder, und er hat mit Max Mandl, Fritz Bergen, Albert Richter und weiteren die besten Künstler unter Vertrag, die es für dieses Genre derzeit auf dem deutschen Markt gibt, alle auch im Einvernehmen mit Felix Krais, seinem Cousin, der die meisten ausgewählt und angeworben hat, schließlich ist er der Drucker und zeichnet für die Gestaltung und das Erscheinungsbild der Bücher – warum sollte er das ändern? Zehntausende Bücher hat er so verkauft, und keiner hat sich beklagt, dass die Deckelbilder nichts taugen würden, im Gegenteil. Sie sind Kult, es gibt Nachfragen zum Nachdruck, den May will man in dieser Aufmachung, ein Markenzeichen ist erschaffen worden … Und dann ist da noch alles andere, was die Profession eines Verlegers ausmacht, die Fleißarbeit, das Zeitraubende, das Alltagsgeschäft: Zeitungswerbung, Anzeigen, Rezensionen, Lesungen, Vorträge, die Verträge mit den Buchhändlern, eine besonders schwierige Sache, nervenzerfetzend, voller Rückschläge, mit riesigem Aufwand, Reisen quer durch Deutschland usw. – der ganze organisatorische Kram also. Davon will der kleine, allwissende Herr May natürlich nichts wissen. Das setzt er voraus, obwohl es die meiste Arbeit macht.
    Oh, wieder einmal zerbricht sich der Radebeuler meinen Kopf, murmelt Fehsenfeld, und er bringt schließlich die ganze Verlagsmaschine zum Stillstand, alles, was er, Fehsenfeld, mühsam aufgebaut hat und am Leben hält, wird durch irgend so eine verrückte Idee dieses kleinen krummbeinigen Menschen in Frage gestellt, und Fehsenfeld langt mit einer Hand unter den Tisch, um seine Hündin zu streicheln. Aber nein, sagt er sich entschlossen, und die Hündin jault kurz auf, denn er hat zu derb zugegriffen, nein und nein, diesmal wird er stur wie ein Ochse sein, denn wenn er sich darauf einlässt, er erinnert sich, dann wird es wieder schiefgehen, die Kosten schießen in die Höhe, er wird Kredite nehmen müssen …
    Und der Verleger Fehsenfeld muss an die zwei Bücher denken, die er sich von seinem lieben kleinen Sachsen vor drei und vor vier Jahren hat aufdrängen lassen, und die jetzt, trotz all seiner Warnungen, nämlich, mit diesen beiden so schwierigen Büchern noch zu warten, tatsächlich, wie er vorhergesagt hat, echte
Rohrkrepierer
geworden sind. Erst „Am Jenseits“ und dann noch schlimmer die „Himmelsgedanken“. Nun liegen sie wie Blei in den Läden, diese beiden Wunder, wie May gesagt hat. Keine Nachfragen, keine Bestellungen vom Buchhandel und den Händlern. Und bei Krais in der Druckerei wachsen die Bücherstapel bis zur Decke. Die Leute wollen nun einmal diesen neuen May nicht. Die wollen den alten, bekannten, den der Winnetou-Bände, des Surehand und des Schut – aber in Radebeul wird das nicht begriffen. Die Leute sind doch nicht dumm. Die glauben ihrem Shatterhand den Wandel sowieso nicht, die wollen ihr Vergnügen, so wie sie es gewohnt sind. Der Mensch will zu seiner Unterhaltung lesen, er will Spaß haben, sich ablenken, vielleicht ganz nebenbei ein bisschen gebildet werden, und nur wenige nehmen Belehrungen und Moralpredigten an. Wer liebt schon den erhobenen Zeigefinger? Wer will Bücher in einem Ton, als predigte der Pfaffe von der Kanzel? Die Jugend ganz bestimmt nicht. Und auch die Älteren klappen solche Bücher beizeiten zu. Die Zeiten sind nicht mehr danach. Die Freigeisterei, so wie er, Fehsenfeld, selber ein Freigeist ist, kommt immer mehr in Mode. Aber unser famoser May glaubt, weil er jetzt ein wenig Gegenwind bekommt, weil die Presse gegen ihn anschreibt, weil er befürchtet, es werde Enthüllungen geben, was seine stürmische Jugendzeit betrifft, oh, da denkt er, er müsse sich nur ein neues Gewand überstreifen, ein schillerndes Märchengewand zum Beispiel, und schon, wie von Zauberhand, seien alle Schwierigkeiten überwunden, er könne predigen und die Menschen liefen ihm nach wie dem Hamelner Rattenfänger. Pustekuchen.
    Ach, lieber kleiner Herr May! Du weltfremder Held. Wenn auf unserer Erde alles nur so einfach wäre!
    Er liest weiter:
…Die Leser werden sich wundern! Es kommt die Zeit, und sie ist gar nicht fern, wo unsere bisherigen Bände plötzlich so gelesen werden, wie sie noch gar nicht gelesen worden sind. Es

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