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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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kommen werde. Ein enttäuschtes »Oh!« war von den Zuschauerrängen aufgestiegen. Am nächsten Morgen hatte man erfahren, dass er die ganze Nacht in einem Jazzklub in Harlem gefeiert hatte. Man kann sich einfach nicht auf ihn verlassen, hatte ein Produzent missmutig erklärt. Ständig muss man sich seinen Launen beugen. Vielleicht dreht er gerade deswegen so kraftvolle Filme, hatte ein anderer zu bedenken gegeben. Beim Frühstück sprachen alle über das Ausbleiben von Gabor Minar. Nachmittags hatten sie weitere Filme gesehen. Iris rutschte im Sessel neben ihm hin und her, bis sie plötzlich erstarrte, als ein verspäteter Zuschauer sich direkt vor sie setzte. Er spürte, wie sich ihr Körper in der Hoffnung, Gabor zu sehen, verkrampfte. Er wagte nicht, seine Hand auf die ihre zu legen, aus Angst, sie würde wie eine Feder zurückschnellen. Abends hatte sie sich erneut vorbereitet. Ein Defilee von Kleidern, ratlosen Mienen, Schuhen, besorgten Mienen, Schmuck, verärgerten Mienen. Es war das Galadinner. Er würde kommen. Er war der Ehrengast. Sie hatte sich schließlich für ein langes Abendkleid aus fliederfarbenem Taft entschieden, das ihre Augen, ihren langen Hals und ihre anmutige Haltung betonte. Eine lange Liane mit zwei großen, tiefblauen Augen, hatte Philippe gedacht, als er sie ansah. Als sie das Zimmer verließen, sang sie leise vor sich hin und lief mit wehendem Kleid zum Aufzug.
    Sie saßen am Ehrentisch. Am Tisch von Gabor Minar. Als er hereingekommen war, hatte sich der ganze Saal erhoben, um ihm zu applaudieren. Jeder Groll war verflogen. Plötzlich redete man nur noch über seinen Film. Wundervoll, erhaben, betörend, fremdartig! Welche Kraft! Was für eine Inszenierung! Welche Energie! Die Münder der Frauen reckten sich ihm in flehender Hingabe entgegen. Die Männer applaudierten mit erhobenen Armen, um im Angesicht des Genies selbst größer zu wirken. Er war umringt von seinen Schauspielern. Ein schlampiger, bärtiger Riese in einer alten, zerrissenen Jeans, Lederjacke, Motorradstiefeln und mit seiner unvermeidlichen Wollmütze auf dem Kopf. Lächelnd hatte er sich verbeugt und zum Zeichen des Dankes die Mütze abgenommen. Das wirre, fettige Haar, das darunter
zum Vorschein gekommen war, hatte er mit einer unwirschen Geste zurückgestrichen. Dann hatte er mit seiner gesamten Truppe den Saal durchquert und war an ihren Tisch gekommen. Man war zusammengerückt und hatte ihnen Platz gemacht. Iris saß auf der Stuhlkante, den Hals nach vorn gereckt, den Blick unverwandt auf ihn gerichtet. In dem Moment hatte Philippe ihr sacht über den Arm gestrichen; sie hatte ihn so abrupt zurückgezogen, als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen. Gabor Minar hatte die Gäste am Tisch einzeln mit einem Kopfnicken begrüßt und ihnen dafür gedankt, dass sie aufgerückt waren. Sein Blick war auf Iris gefallen. Er hatte sie angeschaut, angestrengt versucht, sich zu erinnern … Es hatte einige Sekunden gedauert. Iris bebte erwartungsvoll. Die Gäste am Tisch wunderten sich und blickten von ihm zu ihr und wieder zurück. »Irisch« , hatte Gabor schließlich gerufen, »Irisch!« Sie hatte sich aufgerichtet, wunderschön, lächelnd, strahlend vor unermesslichem Glück. »Irisch! You! Here! Unbelievable! Such a long time!« Iris war aufgestanden, um ihn zu begrüßen. Er hatte sie umarmt. Alle hatten sie angeschaut. »Ihre Frau kennt Gabor Minar persönlich?«, hatte Philippes Tischnachbar gefragt. »Ja«, hatte Philippe geantwortet, ohne den Blick von Iris zu wenden, um keine Sekunde von diesem Anblick zu verpassen. Iris und Gabor, in einem Lichtkranz vereint, getragen von neugierigem Geflüster. »Sie hat ihn während des Studiums an der Columbia kennengelernt.« Alle Anwesenden sahen, wie Gabor Minar Iris Dupin umarmte und küsste. In Gabors Armen nahm Iris die stumme Huldigung der Gäste entgegen, als wäre sie Gabors Frau, als wäre ihr endlich Gerechtigkeit widerfahren, als wäre das Versäumnis endlich korrigiert. Den Blick, mit dem sie Gabor in diesem Moment ansah, würde Philippe niemals vergessen … Es war der Blick einer Frau, die wohlbehalten am Ziel angekommen war, die sich vertrauensvoll in die Arme des Mannes, ihres Mannes gab! Ihre großen blauen Augen verschlangen Gabor, ihre Hände fanden wie selbstverständlich ihren Weg in die seinen. Er umschlang sie mit seinen kräftigen Armen und drückte sie an sich.
    Dann hatte er sich zu einer kleinen, zierlichen blonden Frau in langem Zigeunerrock

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