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Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
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Nachricht von Beth?«
    »Nein. Aber ich weiß, wo sie ist und wer sie gefangen hält.«
    TC deutete auf das Handy und drohte mit dem Finger wie eine Lehrerin. Will kapierte.
    »Dad, vielleicht sollten wir nicht übers Handy darüber sprechen. Kann ich dich nachher anrufen?«
    »Nein, sag es mir sofort! Ich werde fast verrückt vor Sorge. Wo ist sie?«
    »In New York. In Brooklyn.«
    Sofort bereute Will, dass er es gesagt hatte. Mobiltelefone waren nicht abhörsicher, das wusste er von den Experten in der Redaktion: Der Polizeifunk war leichter zu empfangen als das National Public Radio. Für jemanden, der sich damit auskannte, war es ein Kinderspiel, Handy-Gespräche aus dem Äther zu pflücken.
    »Dad, es ist mein Ernst. Es darf keinen übereilten Rettungsversuch geben. Kein Anruf beim Polizeichef, mit dem du in Yale studiert hast. Das würde wirklich alles vermasseln, und Beth könnte es das Leben kosten.« Seine Stimme zitterte; er wusste nicht, ob er seinen Vater anschreien oder weinen sollte. »Versprich es mir, Dad. Versprich mir, dass du nichts unternehmen wirst.«
    Die Antwort seines Vaters konnte Will nicht verstehen; ein Piepton in der Übertragung übertönte ein Wort.
    »Okay, Dad, ich muss Schluss machen. Wir unterhalten uns später.« Er hatte keine Zeit für Artigkeiten; er musste seinen Vater abwimmeln und feststellen, wer ihn da anzurufen versuchte.
    Er drückte die Tasten, so schnell er es mit seinem vor Müdigkeit zitternden Daumen konnte, aber da war kein Anruf. Der Piepton hatte eine ankommende SMS signalisiert.
    TC lehnte sich an seinen Oberarm, um das Telefondisplay sehen zu können.
    »Nachricht lesen?«, fragte das Telefon blöde. Natürlich will ich sie lesen, du Idiot! Will drückte auf die »Ja«-Taste, aber die Tastatur war gesperrt. Verdammt. Weiteres Tastendrücken – er musste einen Umweg nehmen: Erst »Mitteilungen«, dann »Eingang« aufrufen und warten, während das Display versprach: »Ordner wird geöffnet.« Und endlich erschien die Nachricht: kurz, knapp – und absolut rätselhaft.

24
    2 Down: Moses to Bond.
    Nachdem TC den Code geknackt hatte, war diese Message kein großes Rätsel mehr – er wusste, dass sie sie in wenigen Augenblicken entschlüsseln würden –, aber beängstigend war sie doch. Die Nonsense-Wörter konnten alles Mögliche bedeuten. Wenn nun eins davon »Beth« bedeutete?
    TC griff nach dem Handy und fing an, auf die Tasten zu drücken, aber plötzlich hörte sie auf. »Die 2 kann A oder B oder C bedeuten. Aber für down bietet das Korrekturprogramm keine Alternative. Es muss ein anderer Code sein.«
    »Nein, es ist eine Kreuzworträtselfrage.«
    »Was?«
    »2 Down. Zwei senkrecht. Wie im Kreuzworträtsel.«
    »Okay. Und was ist Moses to Bond ? Darin läge eine Bewegung – wir sollen irgendwie Moses zu Bond bringen. Aber was zum Teufel ist Bond?«
    »James Bond? Es könnte eine Zahl sein. 007, weißt du?«
    TC sah ihn verständnislos an.
    »Vielleicht bedeutet es: Von sieben aus zwei senkrecht. Dann blieben fünf.«
    »Das könnten die Fünf Bücher Moses sein. Aber das gibt nicht viel her. Fley, mir ist kalt.« Sie standen immer noch auf der Straße. »Da.« Sie zeigte auf ein McDonald’s.
    Wenig später hielt sie ein Bacon-Brötchen in der einen Hand und kritzelte mit der anderen Kombinationen von Buchstaben und Zahlen auf ein Blatt.
    »Wie wär’s mit Bond Street?«, fragte Will, der hinter ihr auf und ab ging. »Moses zur Bond Street?«
    TC sah ihn wortlos und mit hochgezogenen Brauen an.
    »Okay, okay.«
    »Wir müssen es gründlich durchdenken.« Sie strich alles durch, was sie bisher geschrieben hatte. »Was hast du ihm in deiner Antwort geschrieben?«
    Will wollte gerade nach den Pommes frites greifen, aber er hielt inne.
    »Nichts«, sagte er mit vollem Mund.
    »Wie bitte?«
    »Ich wollte ihm antworten. Ich wollt’s gerade tun. Aber dann kam die Sache mit Bangkok in den Nachrichten, und es wurde vergessen.«
    Er rechnete fast damit, dass TC auf diesen Lapsus eingehen würde. Es wurde vergessen hatte sie immer »Feiglingspassiv« genannt. Es war seine feige Art gewesen, zu sagen, dass er etwas vergessen hatte. (TC hatte diesen Ausdruck für eine alte Wohnungsgenossin geprägt, die sich zwar über den Zustand der gemeinsamen Küche geärgert hatte, aber zu feige gewesen war, TC unmittelbar zur Rede zu stellen, und deshalb erklärt hatte: »Das Geschirr wurde vergessen.« Daher und in alle Zukunft: das Feiglingspassiv.)
    Der Gedanke daran weckte

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