Die Gespenster von Berlin
dem Krieg in seinem Aufsatz: ›Als wir aus dem Bunker wieder rauskamen, mußte auf dem Hof notdürftig ein Weg durch den Schutt gegraben werden, damit man einigermaßen laufen konnte. Nun konnten wir in einer ziemlich demolierten Wohnung meine Konfirmation feiern. In diesem Wirrwarr fanden wir aber weder den Kuchen, noch die Kaffeekanne oder die Blumen.‹ Ist dem Haus noch etwas davon anzumerken?«, frage ich Herrn Neumann. »Dem Haus ist von einer Bombe nichts anzumerken«, antwortete der Hausentstörer. »Nur dass sich im dritten Stock der Handlauf ändert und die gedrechselten Beine des Stiegengeländers sich in einfache Kanthölzer verwandeln. Wenn Sie Auskunft bezüglich meiner Arbeit brauchen – jederzeit!«
Brennpunkt Biedermeier
»Hallo, ich habe soeben Ihr Buch gelesen und frage, ob Sie noch weitere Spukgeschichten sammeln. Ich hätte vier Suizide auf engstem Raum, aber über längere Zeit verteilt anzubieten.«
Leserbrief aus dem Juni 2010
Bei Frau Merkel im Haus spukt es. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, warum es dort spukt, aber dass es so ist, geht aus einem Leserbrief hervor, der mich vor einiger Zeit erreichte.
Es gab einige Leser, die über meine Webseite www.sarahkhan.de Kontakt mit mir aufnahmen. Die Zuschriften waren alle freundlich, einige sogar schmeichlerisch.
»Sicher bekommen Sie tonnenweise Post und irgendwann kommt es einem dann vielleicht auch schon zu den Ohren heraus. Aber Ihr Buch hat etwas in mir ausgelöst, das ich gerne in Worte fassen würde.«
Kritik, Ablehnung oder Beschwerden zu einzelnen Fallgeschichten gab es nicht. Einige Schreiber wirkten ein bisschen verwirrt, wie sie mir hastig und abgehackt von Straßen, Ereignissen und Häusern berichteten, oft verbunden mit dem Angebot, dass ich sie kontaktieren dürfe, falls ich weitere Geschichten plane.
»Geister und Gäste, host(el) ghost(s) und gospells, verstehend Stadt begreifen anstatt staats begräbnis stätten. Daran hast Du mich wieder erinnert ...« – »... ich komme mir manchmal wie ein kleiner Geister-Junkie vor, der versucht das eine oder andere Loch im eigenen Sein zu kompensieren ..«
Den meisten Briefschreibern, nicht allen, antwortete ichgleich, bedankte mich für die Anregung und informierte sie, dass kein weiteres Gespensterbuch geplant sei – » aber wer weiß?« Vollkommen ignorierte ich Leute, die das Buch offensichtlich nicht gelesen hatten, mir dann aber anvertrauten, dass sie beim Verlag ein Exemplar schnorren wollten. Bei einem zeigte sich der Geiz sogar in den Abkürzungen: » Ich bin auf Sie gestoßen, da ich auf Suche nach Geistergesch.ten mit realem Hintergrund aus dem Berliner Rm bin. Dort stieß ich auf Ihr Buch und hatte heute auch schon eine Mail an den Suhrkamp-Vlg versendet; wobei ich allerdings hinterher dann Ihre HP entdeckt hatte.«
Verblüffend, wie einige Hobby-Ghosthunter-Teams es mittels weniger Formulierungen schafften, dass ich mich so gar nicht für sie interessierte: » Zu meiner Person gibt es recht wenig zu erzählen, mein Name ist Reinhold M., zusammen mit meiner Lebensgefährtin sind wir Begründer eines neuen Ghosthunter-Teams aus BaWü und kommen aus T. Wir waren bis vor ca. 2 Monaten Mitglieder eines des öfteren in den Medien präsenten Ghosthunterteams seit 2010. Seit frühester Jugend interessiere ich mich für Paranormales und habe auch einige sehr interessante und einschlägige Erfahrungen sammeln können (nicht nur im Rahmen meiner Tätigkeit als Ghosthunter).«
Doch überkam mich Verdruss, wenn diese Ghosthunter davon ausgingen, dass ich nichts lieber täte, als unentgeltlich und tagelang mit ihnen abzuhängen.
»Besteht irgendwie die Möglichkeit, dass wir evtl. mal zusammenarbeiten könnten (Sie uns evtl. zu bestimmten Locations nähere Hintergrundinfos geben)? Oder hätten Sie evtl. mal Interesse, uns bei unserer Arbeit zu begleiten evtl. sogar im Rahmen einer Untersuchung der von Ihnen beschriebenen Spukfälle?«
Vielleicht hätte ich einen Kostenvoranschlag schicken sollen?
Die »Berliner Verbindung für Paranormales (BVP)« mit ihrem mystizistisch gestalteten Briefkopf auf dem Anschreiben (Hirnströme) war durch »Geisterjagd in Bethanien« angeregt worden, sich näher mit dem ehemaligen Krankenhaus zu beschäftigen. Die Herren wollten meinem Beispiel folgen und dort übernachten – stießen aber auf Probleme. »Wir, die Berliner Verbindung für Paranormales, haben Ihr Buch mit Freude gelesen und haben nun ein paar Fragen an Sie (s. Anhang).
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