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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Anfeindungen hingegen kann ich natürlich nicht gutheißen.»
    «Seht Ihr, das ist auch meine Meinung. Und um unseren Streitigkeiten ein für alle Mal einen Riegel vorzuschieben, habe ich mir überlegt, dass es doch von außerordentlichem Vorteil wäre, wenn wir zukünftig nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten würden.»
    «Und wie stellt Ihr Euch das vor?»
    Thal beugte sich vor und stützte sich auf seinem Schreibpult ab. «Ihr seid noch jung, Wied, aber allmählich solltet Ihr daran denken, einen eigenen Hausstand zu gründen. Erben müssen her, wenn Ihr Euer Geschäft nicht vergeuden wollt. Ist es nicht so?»
    Martin schwieg.
    Mit einem selbstgefälligen Ausdruck in den Augen lehnte Thal sich auf seinem Stuhl wieder zurück. «Die Vorteile einer Ehe dürften auf der Hand liegen, nicht wahr? Und vermehrt werden können sie zudem noch, wenn die betreffende Braut aus einem Hause kommt, das sich, was das Gewerbe betrifft, mit dem Euren aufs vortrefflichste ergänzen würde.»
    «Ihr sprecht von Eurer Tochter Irmhild», stellte Martin kühl fest.
    «Sie ist jetzt siebzehn Jahre alt, genau im richtigen Alter also», bestätigte Thal. «Ich habe sie ordentlich unterrichten lassen. Lesen und schreiben kann sie, und sie hat auch schon oft in meinem Lager ausgeholfen. Sie weiß, was ein gutes Eheweib ausmacht; ihre Mutter hat sie in allen Belangen der Haushaltsführung unterwiesen. Sie ist von fröhlicher Natur, stets gehorsam und durchaus gewillt, die Ehe mit Euch einzugehen.» Thals Blick wanderte bedeutungsvoll zu Martins Händen, die dieser in einer nachdenklichen Geste verschränkt hatte. «Mir ist bewusst, dass Frauen auf Euer … Gebrechen nicht selten mit Abneigung reagieren. Seid gewiss, dass ich meinem Mädchen derartige Flausen schon ausgetrieben habe. Sie wird erfreut sein, wenn Ihr sie auserwählt, und Euch stets eine willige und folgsame Gefährtin sein.» Er schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr: «Die geschäftlichen Vorteile dieser Verbindung muss ich Euch nicht im Einzelnen aufzählen. Ihr seid klug genug, sie selbst zu erkennen.»
    Martin nickte leicht. Natürlich sah er die Vorteile einer Zusammenlegung beider Geschäfte. Allerdings würde er sich sehr genau überlegen müssen, welche Nachteile dieser Handel für ihn bereithalten könnte. «Ich werde Euch darauf heute keine Antwort geben, Thal.»
    «Natürlich nicht.» Thals Lächeln wurde noch eine Spur breiter. «Aber es freut mich, dass Ihr darüber nachdenken werdet. Gerne würde ich Euch für den heutigen Abend zum Essen einladen. Bei dieser Gelegenheit könnt Ihr Euch auch einmal ganz ungezwungen mit Irmhild unterhalten. Ihr werdet sehen, dass ihre Gesellschaft sehr angenehm ist.»
    «Das glaube ich Euch, Thal, aber heute habe ich schon etwas anderes vor.»
    «Nun, dann vielleicht morgen oder übermorgen? Wir richten uns ganz nach Euch.»
    «Übermorgen passt sehr gut.» Martin erhob sich. «Ich möchte aber klarstellen, dass dies in keiner Weise als Zusage zu werten ist.»
    «Selbstverständlich.» Thal geleitete ihn hinaus. «Schlaft ein paar Nächte darüber, bevor Ihr Eure Entscheidung fällt.»
    «Das werde ich.» Martin nickte ihm noch einmal zu und wandte sich dann in Richtung Florinshof.
    * * *
    «Eine Ehe mit Thals Tochter?» Augusta blickte ihren Sohn halb erstaunt, halb ungläubig an. «Ich hätte nie vermutet, dass er dir das anbieten würde.»
    «Ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll», gestand Martin und schenkte erst seiner Mutter, dann sich selbst Wein ein. Sie saßen allein in der Stube. Martins Schwestern und das Gesinde hatten sich bereits zu Bett begeben, und Konrad war noch einmal ausgegangen. Martin kräuselte nachdenklich die Lippen. «In unserer derzeitigen Situation wäre eine Zusammenlegung der beiden Geschäfte sicherlich von Vorteil, obgleich ich der Ansicht bin, dass wir es auch ohne Thals Hilfe schaffen werden. Mit Muskins Kredit kann ich gut wirtschaften. Die Zinsen sind hoch, aber zu verkraften.»
    «Irmhild ist ein liebes Mädchen», sagte Augusta. «Ein wenig still vielleicht, aber das kann auch daran liegen, dass Thal sie in strenger Zucht hält. Seine älteste Tochter Nela ist auch erst aufgeblüht, nachdem sie den Fleischhauer Hans geheiratet und ihren eigenen Hausstand gegründet hat. Ich fürchte, Thal hält seine Töchter unangebracht kurz. Aber das muss er ja selbst wissen, nicht wahr?»
    «Sicher. Gegen Irmhild habe ich auch nichts», stimmte Martin zu. «Gegen Thals plötzlichen

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