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Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Titel: Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Sand, Staub, wallendes, wirbelndes Braun. Nicht einmal seine Füße sah er mehr, kaum noch die Hände, es sei denn, er presste sie gegen den Helm.
    Aber er wusste doch die Richtung! Das musste doch reichen! Carl ging blind weiter, tastete sich mit den Füßen voran, Schritt um Schritt.
    Bis es auf einmal abwärts ging, wo es hätte aufwärts gehen müssen, und er stürzte, ein schreckliches Stück abwärts rollte, endlich zum Liegen kam und nicht mehr wusste, woher er gekommen war und wohin er gehen musste.
    Man konnte regelrecht zusehen, wie das blaue, zähflüssige Zeug im Boden versank. Noch ein paar Sekunden, dann würde es vollends verschwunden sein.
    Mit einem Satz war Professor Caphurna wieder auf den Beinen. »Was ist unter dem Labor?«
    »Nichts«, antwortete jemand. »Gestein. Wir sind im untersten Stockwerk dieses Abschnitts.«
    »Ein Mäusegang«, sagte Elinn.
    Caphurnas Kopf fuhr herum. »Was?«
    Ronny hatte das Gefühl, sich vor Elinn stellen und sie vor diesem Mann beschützen zu müssen, aber sie schien nicht im Mindesten Angst vor ihm zu haben. »Das sind Gänge durch den Fels, die etwa einen Meter Durchmesser haben und kilometerlang sein können«, erklärte sie unbeeindruckt. »Sie haben völlig glatte Wände und …«
    »Ich weiß, was Mäusegänge sind«, versetzte der Professor. »Aber wie kommst du darauf, dass unter uns einer ist?«
    »Weil ich als kleines Kind da oft durchgekrabbelt bin.«
    Jetzt schob sich Ronny doch vor sie, ein bisschen wenigstens, so gerade eben vor die Schulter. »Ihre Mutter ist Bauleiterin«, sagte er. »Sie hat alle Baupläne der Siedlung.«
    Eine der Assistentinnen, eine große, hagere Frau mit graubraunen Haaren, fügte hinzu: »In unmittelbarer Nähe der Siedlung verlaufen insgesamt drei Mäusegänge. Einer davon wird als Bestandteil des Belüftungssystems verwendet, durch einen zweiten, tiefer liegenden gehen Leitungen zu den Eisreservoirs in der Tiefe, und …«
    »Danke«, sagte Caphurna eisig. »Danke, das weiß ich alles.«
    Keiner wagte mehr etwas zu sagen. Mittlerweile konnte man sehen, dass das blaue, irisierende Material dabei war, einen etwa achtzig Zentimeter durchmessenden, kreisrunden Schacht in den Boden zu treiben, in dem es langsam versank. Es knackte und knisterte unheimlich und es begann nach verbranntem Steinstaub zu riechen – so ähnlich roch es, wenn die Tunnelfräse zum Einsatz kam.
    Der Professor sah in die Runde. »Ich glaube, wir sind heute zumindest der Antwort auf die dreißig Jahre alte Frage, wie die Mäusegänge entstanden sind, einen entscheidenden Schritt näher gekommen, oder?« Er warf seinem rasch entschwindenden Versuchsobjekt noch einen letzten Blick zu und fuhr dann fort: »Der springende Punkt ist, dass alle Mäusegänge an irgendeiner Stelle abgedichtet sind. Sollte dieses … Ding da besagte Abdichtungen durchbrechen, wird sich die Atemluft der Marssiedlung in einem Tunnelsystem verteilen, das den halben Mars umspannt.« Er sah hoch. »Phyllis, geben Sie Alarm. Und informieren Sie Pigrato.«
    Das Gefährliche an marsianischen Sandstürmen war nicht der Sturm selber. Obwohl Windgeschwindigkeiten von dreihundert, vierhundert oder noch mehr Stundenkilometern vorkamen, war die Marsatmosphäre doch von so geringer Dichte, dass man selten mehr als einen kräftigen Druck verspürte, allenfalls mal ins Stolpern geriet. Der Wind alleine war ungefährlich.
    Doch der Wind kam auf dem Mars so gut wie nie alleine. Er brachte Sand mit und der war gefährlich.
    Man hatte es mit feinstem Flugsand zu tun, Steinstaub beinahe mit der Konsistenz von Zement und der unangenehmen Eigenschaft, überall einzudringen, in alle Ritzen und Gelenke, in kleinste Spalten, in Schalter, Tasten und Gewinde, in alles. Geräte, die bewegliche Teile enthielten – und sei es nur ein Schaltknopf –, blockierten, wenn Sand eindrang. Und ein Raumanzug bestand praktisch ausschließlich aus Geräten mit beweglichen Teilen und alle waren sie lebenswichtig.
    Hinzu kamen elektrische Effekte, sobald man es mit einem Wirbelsturm zu tun hatte, erst recht bei weiträumigen Stürmen wie diesem. Wirbel erzeugten in der absolut trockenen Atmosphäre des Mars Reibungselektrizität zwischen den Sandteilchen, die wiederum elektrische Entladungen und magnetische Felder verursachten, die weitere Wirbel hervorriefen – und so fort. Das Ganze schaukelte sich hoch und konnte je nach Größe des Sturmgebiets Stunden, ja sogar Tage dauern.
    Vor allem die elektrischen Kräfte waren

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