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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Huesmann
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verstecken und dann zurück nach Heidelberg.«
    »Okay«, erwiderte Grieser. »Bleibt nur das kleine unbedeutende Detail, dass wir keine Ahnung haben, wie er in den Klosterhof hätte kommen können.«
    Er nahm seinen Spaziergang wieder auf und wartete, bis Baum an seiner Seite war. »Kern hatte die Gelegenheit«, fuhr Grieser fort. »Das Motiv?«
    Baum hob fragend die Schultern. »Was ist mit Lehmann, dem Schulleiter?«, fragte sie. »Er kannte den Mönch, und er war an dem Abend im Kloster.«
    »Und sein Motiv?«
    »Keine Ahnung.«
    »Also Hertl«, sagte Grieser. »Er verließ kurz nach ihr das Refektorium und kehrte ins Gästehaus zurück, um zu lesen, wie er sagte. An dem Abend hat ihn keiner mehr gesehen.«
    »Sein Motiv?«, fragte Sabine Baum.
    »Er hat zugegeben, dass er von dem Mordopfer ein Buch haben wollte. Seine Mails zeigen, dass er ziemlich scharf darauf war. Vielleicht hat er ihr das Buch abgenommenund sie umgebracht, damit sie es nicht mehr zurückfordern kann.«
    »Warum?« Baum schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Angenommen, es gibt diese alte Handschrift der Hildegard von Bingen.« Grieser blieb stehen und sah sie an. »Angenommen, Miriam Schürmann hat sie vor zwanzig Jahren von ihrem Lehrer erhalten, kurz bevor er sich umbrachte. Alle aus der Clique wussten es. Hertl ist inzwischen ein angesehener Hildegard-Forscher. Wenn er die verschollene Handschrift in Händen hätte, könnte das die Krönung seiner Karriere sein.«
    Baum verschränkte fröstelnd die Arme vor der Brust. »Ich hab mir im Internet seinen Werdegang angesehen. Er hat sich vor fünf Jahren habilitiert. Das heißt, er könnte an einer Universität Professor werden und bewirbt sich vermutlich auch seither, bisher wohl ohne Erfolg. Mit so einem wichtigen Fund hätte er bestimmt bessere Chancen, einen Lehrstuhl zu bekommen.«
    Grieser ging zu einem Strauch, an dessen Zweigen zwischen etlichen Dornen zartes Grün zu sehen war. »Warum sollte er sie umbringen, wenn er nur das Buch wollte?«
    Vom Rhein drang Kinderlachen zu ihnen herauf.
    »Vielleicht hat er gefürchtet, sie würde den Fund für sich beanspruchen und ihm damit die Tour vermasseln«, meinte seine Kollegin zweifelnd.
    »Warum der Eselskopf?«, fragte Grieser.
    Baum seufzte. »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, erwiderte sie düster. Sie wandte sich ab und nahm die Wanderung zwischen den Beeten wieder auf. Grieser folgte ihr.
    »Angenommen, vor zwanzig Jahren gab es in der Clique einen Vorfall, der damit endete, dass alle gemeinsam dem Mönch ein Brandzeichen verpasst haben. Er fühlt sich gedemütigt und bringt sich um.«
    »Warum überlässt er dann die wertvolle Handschrift seiner Schülerin?«, wandte Baum ein. »Warum ihr und nicht einem der anderen?«
    Die Sonne verschwand hinter den Wolken. Grieser blickte nach oben und beobachtete, wie der Himmel sich zuzog.
    »Warum war er kastriert?«
    Baum zuckte mit den Achseln. »Er und Miriam Schürmann trugen das Brandzeichen in der Leiste. Könnte doch sein, dass alle Vorfälle sexuell motiviert waren. Vielleicht begann alles mit einem sexuellen Übergriff des Mönchs.«
    »Trotz Kastration?«, fragte Grieser zweifelnd.
    »Die Kastraten im Mittelalter hatten durchaus Sex«, erwiderte Baum.
    Grieser sah sie erstaunt an.
    »Habe ich nachgelesen«, verteidigte sich seine Kollegin. »Die meisten bekamen zwar keine Erektion mehr, aber sie hatten trotzdem Sex. Anders eben.«
    »Kastraten im Mittelalter«, murmelte Grieser unzufrieden. »Warum sind die eigentlich kastriert worden?«
    »Weil sie dann höhere Töne singen konnten. Arme Leute ließen ihre Söhne für eine Sängerkarriere kastrieren. Manche Komponisten haben ihre Werke eigens für Kastraten geschrieben.«
    »Was für ein gewalttätiger Akt, nur um Sänger mit helleren Stimmen zu haben«, knurrte Grieser. »Aber das kann bei Pater Benedikt wohl kaum der Grund gewesen sein.«
    »Wenn man einen Jungen kastriert, dann kommt er nicht in den Stimmbruch. Wird ein erwachsener Mann kastriert, werden dadurch die Veränderungen des Körpers nicht rückgängig gemacht. Aber es führt zu einem Rückgang der Libido.«
    »Das heißt?«, fragte Grieser.
    »Der sexuelle Trieb ist weg.«
    »Vielleicht war das der Grund«, meinte Grieser nachdenklich.
    »Das bringt uns keinen Schritt weiter«, sagte Baum unzufrieden.
    »Wenn wir diesen Fall lösen wollen, müssen wir herausfinden, was damals passiert ist.«
    Baum sah den Hauptkommissar skeptisch an. »Ich glaube nicht, dass uns das

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