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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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Dienstag abend nach Hause kommen würde.
    Sie hob die Teetasse, betrachtete Martine starr über deren Rand und sagte dramatisch:
    – Aber er ist nie nach Hause gekommen!
    – Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen? wiederholte Martine.
    Nathalie Bonnaire seufzte.
    – Ja, das war Montag morgen. Er hat mich zum Job gefahren, ich habe kein Auto, aber er hat einen alten Renault, und dann fuhr er weiter nach Brüssel.
    – Was wollte er in Brüssel? fragte Martine.
    – Da war eine Art Journalistenseminar über die Länder, die neu in die EU sollen, sagte Nathalie Bonnaire. Es gab ein bißchen Information, und dann konnten sie Diplomaten und Kulturschaffende und Leute aus der Wirtschaft und so weiter treffen.
    Martine dachte an das blutbefleckte Fragment aus einer schwedischen Zeitung, das bei dem toten Körper gefunden worden war. Schweden war eines der neuen Mitgliedsländer.
    – Hat er beim Seminar seine große Entdeckung gemacht? fragte sie.
    Nathalie Bonnaire sah unsicher aus.
    – Ich weiß nicht, sagte sie zögernd, das hat er nicht gesagt, ich glaube, das Seminar hat nicht den ganzen Tag gedauert, so daß er danach jemanden getroffen haben kann.
    – Und was hat er am Dienstag in Brüssel gemacht?
    – Ich glaube, er wollte in die Nationalbibliothek, die Bibliothèque Royale, sagte Nathalie Bonnaire, und für die Schrift, an der er arbeitete, alte Zeitungen lesen. Aber reden Sie mit Nunzia Paolini, die ihm den Job gegeben hat, sie weiß bestimmt mehr darüber.
    – Und diese Enthüllung, sagte Martine, Sie haben keine Ahnung, worum es da ging?
    Nathalie Bonnaire sah ihr direkt in die Augen.
    – Ja und nein, antwortete sie, ich meine, es ist klar, daß es Berger betraf, sonst könnte ich nicht verstehen, warum er so aufgeregt war. Was es war, weiß ich nicht. Aber ich bin sicher, daß Fabien tot ist, weil er etwas über Stéphane Berger rausgefunden hat.
    Martine stand auf.
    – Wollen wir einen Blick auf seine Sachen werfen? Sie können vielleicht sehen, ob etwas fehlt.
    Die Schlafcouch in der Ecke hinter dem Bücherregal war nicht gemacht, und ein Haufen Kleidung lag über einem kleinen Sessel im Sechziger-Jahre-Stil. Auf einem Tisch hinter dem Bücherregal lagen ein Stapel Bücher und ein paar Pappmappen.
    – Darum kümmern wir uns, sagte Martine. Können Sie sehen, welche Sachen er anhatte?
    – Schwarze Jeans, sagte sie, und ein ziemlich dunkles blaues Jeanshemd, das fehlt hier. Und eine Jacke, er hatte eine dunkelblaue Seemannsjacke, die er anzog, wenn es für die Jeansjacke zu kalt war, die hatte er an, als wir uns am Montag getrennt haben.
    Der tote Mann hatte in der Tat Jeans und Jeanshemd angehabt. Aber die Jacke fehlte.
    – Er hat eine Tasche, sagte Nathalie Bonnaire, so eine große braune Schultertasche, die aussieht wie eine Briefträgertasche, die hat er immer bei sich. Haben Sie die gefunden? Er hat darin meistens auch seinen Laptop, einen Compaq Contura, völlig neu.
    – Nein, die haben wir nicht gesehen, was hatte er da noch drin, abgesehen vom Laptop?
    – Arbeitsmaterial, sagte Nathalie Bonnaire, Notizbücher und Papier und Stifte, manchmal eine Kamera. Die Taschewiegt eine Tonne, ich sage immer, daß er sich den Rücken ruinieren wird, bevor er dreißig ist …
    Sie hielt inne, schluckte und wischte sich bei dem Gedanken an den Cousin, der es nie schaffen würde, dreißig zu werden und sich den Rücken zu ruinieren, die Augenwinkel.
    – Übrigens, es gibt da etwas, sagte sie zögernd, ein Notizbuch, nach dem er am Montag gesucht hat, ein kleines, schwarzes, das er ständig bei sich hatte. Er konnte es hier nicht finden, und da dachte er, er hätte es im Auto vergessen, aber da war es auch nicht, er war deswegen ziemlich irritiert. Soll ich es suchen?
    – Machen Sie das, sagte Martine, und um alles in der Welt, rufen Sie mich sofort an, wenn Sie es finden!
    Sie nahm ein gerahmtes Foto, das auf dem kleinen Tisch stand, in die Hand. Es war ein Hochzeitsfoto aus den späten sechziger oder frühen siebziger Jahren – der Bräutigam mit langen Haaren und Koteletten, die Braut mit Pony und toupierter Hochsteckfrisur.
    – Tante Josiane und Onkel Denis, sagte Nathalie Bonnaire leise, und sehen Sie, da sind Fabien und ich, als wir klein waren.
    Sie zeigte auf ein kleineres Bild, das in den Rahmen des Hochzeitsfotos gesteckt war, ein braungelockter Junge und ein Mädchen mit glatten dunklen Haaren, beide in Badekleidung. Mit dem Meer im Hintergrund zeigten sie mit ihren Spaten stolz auf eine

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