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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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Wachmann beim Tor von Forvil weiterverbunden.
    – Hallo, sagte sie mit nasaler Stimme, hier ist Arlette von Mazzeris Putz, ich wüßte gern, ob unsere Jungens gestern bei Berger Rebar geputzt haben? Sie haben ihre Dienstberichte nicht abgegeben, und jetzt erreiche ich sie nicht, und der Chef wird wütend werden, und dann bin ich dran.
    – Nein, sie sind ja jetzt da, sagte der Wachmann erstaunt, ich habe vor ungefähr einer Stunde einen von euren Wagen reingelassen.
    – Sehr gut, das erklärt die Sache, sagte Annick und legte schnell auf.
    Stéphane Berger meldete sich mit dem gleichen kurzangebundenen »Ja« wie beim vorigen Mal, als Martine ihn auf dem Mobiltelefon angerufen hatte.
    – Martine Poirot hier, sagte sie, ich muß Ihnen noch ein paar Fragen stellen, und zwar jetzt. Und dieses Mal ziehe ich es vor, daß Sie in den Justizpalast kommen.
    – Aber es paßt mir im Moment überhaupt nicht, sagte er, ich habe heute anderes vor.
    – Das ist eine förmliche Vorladung, sagte Martine, ich kann Sie von der Polizei holen lassen, wenn Ihnen das lieber ist.
    Er lachte. Sie erkannte das Lachen. Genauso lachte Inspektor Bruno in der Folge von »Die Bullen von Saint-Tropez«, die sie vor kurzem abends gesehen hatte, als Kommissar Colonna ihn aufforderte, keinen Umgang mit der rothaarigen Schönheit zu haben, die eine verdächtig enge Verbindung zum Gangsterboß zu haben schien.
    – Aber ich bin in Frankreich, sagte er, ich sitze im Auto, und wir haben vor einer Weile die Grenze passiert. Ich fürchte, Ihre Gerichtsbarkeit gilt hier nicht, Madame Poirot. Oder wollen Sie versuchen, mich ausliefern zu lassen?
    – Wir werden sehen, sagte Martine grimmig. Was haben Sie heute vormittag gemacht?
    – Gefrühstückt, sagte er nonchalant, mit meinen Töchtern telefoniert, mich im Garten umgesehen, einen Spaziergang am Fluß gemacht, ein paar Berichte gelesen.
    – Hat Sie jemand gesehen?
    – Jetzt, glaube ich, will ich auf keine weiteren Fragen mehr antworten, solange ich nicht weiß, worum es geht, sagte er.
    – Welche Kontakte hatten Sie diese Woche mit Birgitta Matsson? fragte Martine.
    Er klang so erstaunt wie verärgert, als er antwortete.
    – Birgitta Matsson? Was wissen Sie davon?
    Während des ganzen Gesprächs hatte Martine im Hintergrund Musik gehört, offenbar aus dem Autoradio, aber jetzt wurde die Musik für eine Nachrichtensendung unterbrochen. Berger bat Martine zu warten und sagte dem Chauffeur, er solle das Radio lauter stellen.
    – Hören Sie, was ist da passiert, sagte er nach einer Weile, in den Nachrichten heißt es, daß eine Schwedin in Villette erschossen wurde?
    Seine Stimme hatte jetzt einen ganz anderen Tonfall, einen Tonfall, der ihn weniger wie Inspektor Bruno klingen ließ.
    – Es ist doch nicht Birgitta Matsson, die erschossen wurde? Was wollte sie in Villette?
    – Viele scheinen zu glauben, daß sie sich für Ihre Tätigkeit bei Berger Rebar interessiert haben könnte, sagte Martine.
    Es wurde still im Hörer. Nach einer Weile sagte Berger:
    – Ja, Madame Poirot, ich werde darüber nachdenken. Vielleicht entscheide ich mich, morgen oder übermorgen nach Villette zurückzukommen. Dann melde ich mich bei Ihnen.
    Zum ersten Mal, stellte Martine verblüfft fest, klang er wie ein wirklich bekümmerter Mensch.
    Christian de Jonge hatte sich mit dem Brüsseler Journalisten, den er kannte, in einer Brasserie Ecke Avenue d’Auderghem und Rue Belliard verabredet, praktischerweise direkt gegenüber Gebäuden der EU-Kommission. Der Journalist hatte am Dienstag am Seminar in der Solvay-Bibliothek teilgenommen – Fabien Lenormand hatte sich nach dem Weg dorthin erkundigt –, von dem Stéphane Berger abgesprungen war.
    – Vor allem wüßte ich gern, ob Sie diesen jungen Mann hier wiedererkennen, sagte Christian und nahm ein Bild von Fabien Lenormand heraus. Der Journalist studierte es nachdenklich.
    – Ja, das tu ich, ich habe ihn diese Woche zweimal gesehen.Zuerst am Montag, er war auf dem Zwölf-Uhr-Briefing der Kommission. Er ist mir aufgefallen, weil er Fragen stellte, obwohl er nicht zu der üblichen Gruppe im Presseraum gehörte.
    – Wonach hat er gefragt? erkundigte sich Christian.
    Der Journalist zuckte die Achseln.
    – Irgend etwas mit dem Beschäftigungsbericht der Kommission, der letzte Woche vorgelegt wurde, aber nichts, woran ich mich erinnern würde. Aber dann, nach dem Briefing, hatte er die Pressemitteilung über das Seminar in der Solvay-Bibliothek gesehen und ging herum und

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