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Die Haarteppichknüpfer - Roman

Die Haarteppichknüpfer - Roman

Titel: Die Haarteppichknüpfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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hohen Schwierigkeitsgrad darstellte.
    Jetzt schlage ich dich, dachte Ludkamon entschlossen. Ein für alle Mal mach ich dich fertig. Er beobachtete Feuk aus halbgeschlossenen Augen, während ihm ein Helfer hastig den Nacken massierte. Der Rivale ließ sich Wasser ins Gesicht sprühen. Sein nackter Oberkörper glänzte vor Schweiß.
    Plötzlich entdeckte Ludkamon Iva unter den Zuschauern. Während ringsum alles johlte und schrie, stand sie schreckensbleich da, die Augen weit aufgerissen und die Hände vor dem Mund zusammengelegt. Als er sie sah, fiel ihm siedend heiß ein, dass der Sieger der Meisterschaft dazu ausersehen war, in die Obere Sektion berufen zu werden!
    Und einer von ihnen beiden würde nach dem folgenden Kampf dieser Sieger sein!
    Ein niederträchtiges Lächeln schlich sich in Ludkamons Züge. Das war genial. Das war der genialste Trick überhaupt. Er, Ludkamon, würde das Finale absichtlich verlieren! Damit wurde automatisch Feuk Sieger der Meisterschaft, Feuk würde also in die Obere Sektion berufen werden – und er, Ludkamon, würde Iva für sich allein haben.
    Das war genial. Das war die ideale Gelegenheit, den lästigen Nebenbuhler für immer aus dem Weg zu räumen. Und das Beste war: Es konnte nicht schiefgehen.
    »Schotten verriegelt und dicht.«
    »Absorber bereit und laufen.«
    »Versorgungsleitung entkoppelt, Bordversorgung läuft.«
    Der Mann in seiner schwarzen Uniform beugte sich vor und betätigte eine Reihe von Schaltern. »Transferschiff an Raumüberwachung. Wir sind bereit zum Entkoppeln.«
    »Hier Raumüberwachung. Ihr verpasst das Finale der Meisterschaft.«
    »Ja. Aber unsere Herzen schlagen nun einmal mit den Gezeiten des Tunnels …« Ein geflügeltes Wort unter den Tunnelfahrern.
    »Selbstverständlich. Bereit zum Entkoppeln in zehn … fünf … drei … zwei … eins … entkoppeln! Guten Flug.«
    Der Mann in der schwarzen Uniform lächelte. »Danke, Portalstation!«
    Sanft, ohne die geringste Erschütterung, löste sich das Transferschiff von der großen Raumstation und glitt langsam in Richtung auf den schwarzen, unheimlichen Fleck im Sternenmeer davon.
    Ludkamon hatte Feuk auf jede erdenkliche Weise verhöhnt und gereizt, um seine Kampfeswut anzustacheln. Jetzt, als sie sich zum Finalkampf gegenüberstanden, streckte er ihm noch einmal die Zunge heraus, was die Zuschauer mit frenetischem Johlen quittierten und Feuk offensichtlich in rasende Wut versetzte. Gut so. Er sollte blind sein vor Zorn, blindwütig und ungestüm kämpfen. Er sollte ihn hassen, sollte alles vergessen bis auf den Wunsch, ihn, Ludkamon, zu besiegen.
    Und diesen Wunsch würde er ihm erfüllen. Ludkamon grinste siegessicher.
    Der Gong ertönte, und die dreidimensionalen Projektionen von neunzehn Spielbällen erschienen über dem Kampffeld.
    Für einen Augenblick tauchte ein anderer Gedanke in Ludkamon auf: Wenn er kämpfte und gewann, würde er herausfinden, was es mit der Oberen Sektion auf sich hatte. Vielleicht stimmte es, was man sich erzählte – von unvorstellbarem Luxus, verlängertem Leben … Vielleicht kämpfte er hier einen ganz albernen Kampf? Die Obere Sektion, das war eine Chance, die nicht wiederkommen würde. Sie wegzuwerfen für eine wankelmütige Frau …
    Mit jähem Entsetzen sah Ludkamon, wie sich plötzlich alle neunzehn Bälle in Bewegung setzten. Sie schossen auf das Zielfeld über Feuks Kopf zu und verschwanden darin, ehe Ludkamon eingreifen konnte.
    Die Anspannung der Menge entlud sich in einem ohrenbetäubenden Jubel. Fanfaren schmetterten los. Der Spielleiter versuchte vergeblich, sich über die Lautsprecheranlage verständlich zu machen. Aber erst als die ersten Zuschauer über die Absperrung sprangen und auf ihn zuliefen, begriff Ludkamon, dass er, irgendwie, die Meisterschaft gewonnen hatte.
    »Aber … ich habe doch überhaupt nichts gemacht!«, murmelte er.
    Feuk! Feuk, dieser Schurke! Jetzt war ihm alles klar. Feuk hatte genau denselben Einfall gehabt wie er – aber er hatte nicht gezögert, seine eigene Niederlage sofort selber herbeizuführen!
    Ohnmächtig musste Ludkamon mit ansehen, wie Feuk sich spöttisch grinsend vor ihm verbeugte. Er hatte ihn ausgetrickst. Ludkamon kniff die Augen zusammen. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass die Obere Sektion ihn dafür entschädigte. Wenigstens würde er in Zukunft keinen Finger mehr krumm machen müssen.
    Iva hatte Tränen in den Augen, als sie ihm gegenübertrat.
    »Bist du nun zufrieden?«, schluchzte sie.
    »Iva«, murmelte er

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