Die Heimkehr des Prinzen

viel von ihr, nicht wahr?«
    Â»Als sie klein war, da ist sie mir auf Schritt und Tritt gefolgt. Sie war das neugierigste und hartnäckigste Kind, das mir je untergekommen ist«, erinnerte er sich liebevoll. »Wer hätte je gedacht, dass aus ihr eine so ausgeglichene und heitere Schönheit wird?«
    Der Eifersuchtsteufel zwickte Erin, als sie Ven so von Marie schwärmen hörte. »Tja, sie ist schon ein ganz anderes Kaliber als ich«, sagte sie säuerlich. »Hochgewachsen und elegant und ausgeglichen, alles andere als so ein kurzes, pummeliges Nervenbündel.«
    Ehe sie sich versah, stand er schon neben ihr und zog sie an sich. »Pummelig? Du hast wohl zu lange am Feuer gestanden! Dein Körper ist wunderschön und so perfekt, dass ich dich, sobald ich dich ansehe, am liebsten immer gleich entkleiden würde.«
    Hitze flammte in ihr auf, und die kam nicht vom Kaminfeuer, aber sie war trotzdem Frau genug, den Tatsachen ins Auge zu blicken. »Mein Hintern ist viel zu rund«, sagte sie. »Das ist in unserer Familie eben so, deshalb kann ich es auch nicht hassen. Aber was wahr ist, ist wahr.«
    Er zog sie noch enger an sich, sodass sie gegen den harten und unwiderlegbaren Beweis seines Verlangens gedrückt wurde. »Dein ›Hintern‹, wie du diese runde Versuchung so unelegant betitelst, hat ebenso perfekte Kurven wie der Rest deines Körpers.«
    Er legte die Hände um ihre Brüste und knurrte ihr zärtlich ins Haar. »Und wo wir schon von deinem Körper sprechen … könnten wir eventuell die Zeit bis zur Abenddämmerung etwas spärlicher bekleidet zubringen?«
    Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen, und er nutzte die Gelegenheit, um seine Lippen mit solcher Leidenschaft auf die ihren zu drücken, dass auch dem letzten ihrer Zweifel der Garaus gemacht wurde. Er küsste sie innig und leidenschaftlich, und sie wand sich in seinen Armen und schlang ihm die ihren um den Hals.
    Sie hörte ein leises Stöhnen, ohne zu wissen, ob es von ihr oder ihm kam, denn der Laut war in der gemeinsamen Höhlung ihrer Münder gefangen. Ihre Zungen kämpften um die Vorherrschaft und ergaben sich dann in einem tastenden, forschenden Tanz der Leidenschaft. Ven hob sie vom Boden hoch, und sie schlang ihre Beine um seine Hüften, klammerte sich immer noch im Kuss versunken an seine Schultern und wollte ihn nie wieder loslassen.
    Abrupt riss er den Kopf zurück und blickte wild um sich. »Hast du das gehört?«
    Â»Was meinst du?«, fragte sie benommen.
    Â»Wölfe«, flüsterte er ihr ins Ohr und stellte sie ohne ein weiteres Wort auf den Boden zurück. Als er sich auf sein Waffenlager stürzte, klang bereits ein geisterhaftes Heulen durch die Hütte. Es waren Wölfe, deren Geheul wie eine Warnung oder Drohung wirkte. Und wie es sich anhörte, waren es eine ganze Menge.
    Und sie hatten die Hütte bereits umzingelt.

23
    Im Hauptsitz des Lichtkreises von Seattle
    Alaric fuhr erschrocken aus der leichten Trance, in die er sich versetzt hatte, um sich schneller zu erholen. Da war ein Geräusch – etwas Unerwartetes. Er sah hoch, und sein Blick fiel auf Justice, der mit gezogenem Schwert in der offenen Tür zu Gennaes Wohnzimmer stand.
    Â»Raus hier, Alaric. Wir werden angegriffen, und diesmal ist es ein koordinierter Angriff«, ließ sich Justice grimmig vernehmen. Sein blaues Haar war immer noch von blutdurchtränkten Strähnen in einem makabren Braunton durchzogen, und die dunklen Schatten unter den Augen des Kriegers zeugten davon, dass seine Verletzungen ihm größere Schmerzen bereiteten, als er anderen gegenüber zugeben wollte.
    Er hatte sich in keiner Weise dazu geäußert, getreu dem alten Kriegerkodex »Lass den Heiler raten«. Alaric ärgerte sich beim bloßen Gedanken daran. »Wenn Ihr mir nicht beschreibt, was Euch fehlt, dann kann ich Euch auch nicht richtig helfen, Lord Justice.«
    In der ihm typischen Manier knurrte Justice zurück: »Verschwende deine Zeit nicht an mich, Priester. Anderen geht es viel schlechter als mir, zum Beispiel Brennan und Alexios. Aber im Moment gilt es, herauszufinden, was da draußen los ist, und dann müssen wir dafür sorgen, dass es aufhört, weil ich verdammt noch mal keine Lust dazu habe, Nacht für Nacht von diesen beschissenen Blutsaugern angegriffen zu werden.« Damit kehrte er auf dem Absatz um und ging den Gang hinunter