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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Ich weiß zwar nicht, ob sie ihn meinte, aber er kam trotzdem. Er hat ihr die Letzte Ölung gegeben. Wie er sagte, ist sie während der Beichte verschieden. Doch ist leider alles, was dabei gesagt wurde, ein unantastbares Geheimnis.«
    »Ja, das ist klar. Aber Ihr könnt sicher sein, dass Ihr den richtigen Pater geholt habt. Kuneke Wiegand besuchte jeden Sonntag die Inklusin auf der Wittekindsburg. Dort hat er ihr schön öfter die Heilige Beichte abgenommen.«
    Die Benediktinerin war sichtlich erleichtert.
    Ludolf fragte, ob ihnen etwas an Kuneke aufgefallen war, etwas, woraus man auf den Täter schließen konnte. Ein Gegenstand oder eine eigenartige Verletzung.
    Aber die Nonne schüttelte den Kopf. Auf solche Dinge konnte in dem Augenblick, wo jemand, der mit dem Tode rang, zu ihnen gebracht wurde, bestimmt nicht geachtet werden. Hier im Hospital galt es, das Leben der ihnen anvertrauten Menschen retten und nicht den Richter über Fremde spielen. Dafür sollten diejenigen sorgen, die das entsprechende weltliche Amt innehatten. »Sie hatte nur ein Kreuz an einer Kette um den Hals und einen Rosenkranz so fest in der Hand, dass wir ihn erst gar nicht sahen. Bevor der Pater zur Letzten Ölung kam, haben wir die arme Frau noch schnell gewaschen und ihre Wunden verbunden. Dabei haben wir den Rosenkranz gefunden und einer Mitschwester gegeben, damit sie ihn ordentlich reinigen konnte.«
    Ratlos schauten sich Agnes und Ludolf an. Ja, sie hatten Kuneke gefunden. Schon nach zwei Tagen waren sie fündig geworden, obwohl die Bewohner des Dorfes und der Bischof zwei Wochen lang vergeblich gesucht hatten. Aber dieses Ergebnis war dennoch nicht befriedigend.
    »Furchtbar, dass die Kinder innerhalb weniger Monate oder Wochen beide Eltern verloren haben«, unterbrach die Benediktinerin die Stille.
    »Wieso innerhalb von Wochen?«
    »Ihr sagtet doch, sie sei Witwe gewesen?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Sie war nämlich schwanger. Etwa im dritten, höchstens im vierten Monat. Also ist ihr Mann ja auch erst vor Kurzem ums Leben gekommen. Nicht wahr?«
    Agnes schluckte. Sie wollte lieber nicht darauf antworten. Wer der Vater des Kindes war, war eine andere Sache, die hier nicht zur Diskussion stand.
    »Dann stimmte es doch! Eine Nachbarin hat vermutet, dass sie ein Kind empfangen hatte.«
    »Beide haben ein gutes, christliches Begräbnis erhalten. Zwar nur ein Armenbegräbnis, da sich bis jetzt leider niemand verantwortlich fühlte. Aber sie liegt nun auf dem Friedhof am Kloster St. Martini.«
    »Das ist gut«, bestätigte Agnes. Etwas anderes war unter diesen Umständen auch kaum möglich. Sie mochte keinesfalls das gute Andenken von Kuneke zerstören, indem sie erzählte, dass deren Mann schon vor drei Jahren verstorben war.
    Aber Ludolf hatte noch eine Frage: »Ehrwürdige Schwester, habt Ihr nicht nachgeforscht, wer die Tote war?«
    »Nein. Dazu haben wir leider keine Zeit. Wir haben gewartet, dass sich jemand meldet, der die Arme kannte. Und das seid Ihr nun. Wir können jetzt die Grabinschrift vervollständigen.«
    »Hat denn der Pater Caspar von Ilse nicht gesagt, wer sie ist? Er kannte sie doch.«
    »Möglich, dass er die Frau kannte. Nachdem er aus dem Krankenzimmer kam und erklärte, sie sei von uns gegangen, waren wir alle so bekümmert, dass keine von uns daran gedacht hat, ihn zu fragen. Und wie gesagt, wir haben hier immer genug zu tun.«
    »Natürlich. Ihr habt recht.«
    Wieder herrschte eine ratlose Stille. Sie schauten sich verlegen an, alles Wichtige war offensichtlich gesagt.
    Zu Ludolf gewandt sagte Agnes: »Mehr können wir jetzt nicht machen. Ich glaube, wir müssen die traurige Nachricht nun den Angehörigen überbringen.«
    Er nickte nur und stand auf.
    Agnes bedankte sich sehr herzlich bei der Nonne für die aufopferungsvolle Sorge um die Kranke. Wie gut, dass es ein barmherziges Haus wie dieses gab.
    »Danke für die lieben Worte«, erwiderte Schwester Maria. »Aber einen Augenblick noch bitte.« Sie ging zu einem grob gezimmerten Schrank, der gegenüber der Tür neben dem Fenster stand. Sie öffnete ein Schubfach und holte etwas heraus. »Wollt Ihr diese Sachen der Verstorbenen den Kindern geben? Dann haben sie etwas, was sie an ihre Mutter erinnert.« Die Nonne hielt den beiden eine Kette mit dem silbernen Kreuz und einen Rosenkranz aus dunklem Holz entgegen.
    Agnes nahm die Schmuckstücke entgegen und versprach, diese der Familie zu übergeben. Wenn die Kinder größer waren, würden sie diese Andenken an

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