Die Herzen aller Mädchen
können.« »Ach ja?«
»Es wird etwas kosten.«
Jaecklein seufzte.
»Und wir sollten uns beeilen.«
»Ich bin nicht mehr zuständig für diesen Fall«, sagte Jaecklein ohne großes Bedauern. »Die Soko wurde aufgelöst. Sie müssen sich an die Frankfurter Mordermittler wenden.« »Hab ich schon«, sagte Bettina düster.
»Ja dann …«
»Die haben gesagt, sie ziehen meine Ideen in Erwägung.«
»Das klingt doch gut.«
»Ha, ha.«
»Frau Boll –«
»Wir müssen Gregor Krampe überwachen. Der wird uns zu Frau Ballier führen. Ganz sicher.«
Am anderen Ende der Leitung blieb es still.
»Das hat nichts mit mir und – hm, Herrn Krampe zu tun. Gar nichts. Wir sind getrennte Leute. Und ich kann Privates und Berufliches auseinanderhalten.«
»Das würde ich Ihnen sehr gern glauben«, sagte Jaecklein gedehnt.
»Wir brauchen eine Überwachung. Dringend.«
»Gut«, sagte Jaecklein und gab sich einen hörbaren Ruck. »Warum glauben Sie das?«
Bettina schilderte ihm das Ergebnis ihrer Recherche über die Mona Lisa. Sie hatte eine Woche lang dran gesessen, die gesamte Fallakte und zahllose Kunstführer gewälzt. Und nun wusste sie, was geschehen war. Jaecklein hörte ihr wortlos zu. Danach schwieg er lange.
»Es liegt im Ermessen der hessischen Polizei, ob sie eine Überwachung anordnet«, sagte er schließlich. »Ich werde denen eine Empfehlung schreiben, aber mehr kann ich nicht tun. – Machen Sie sich keine großen Hoffnungen, Frau Boll. Wenn stimmt, was Sie sagen, ist es fraglich, ob Krampe überhaupt eine Straftat begangen hat. Geschweige denn jemals überführt werden kann. Die Ballier zu erwischen wäre natürlich ein Coup, aber solange sie flüchtig ist, können wir kaum mehr tun als ihr hinterher zuwischen und sie zur Fahndung auszuschreiben. Und das ist bereits geschehen.«
»Die ist garantiert im Ausland. Das ist ein Fall fürs BKA.«
»Das ist nicht erwiesen.«
»Sie ist doch Schweizerin. Die ist nach Hause gefahren.«
»Das macht die Sache nicht leichter.« »Überwachen Sie Krampe.«
Jaecklein seufzte wieder.
»Sie wollen Frau Syras Tod gar nicht sühnen«, warf Bettina ihm vor.
»Doch, aber Sie nicht«, sagte Jaecklein. »Sie wollen Ihren Krampe und sonst nix.«
Nun schwiegen sie beide.
»Hören Sie –«
»Nein«, sagte Bettina. »Hören Sie. Sie müssen zumindest eins für mich tun. Eine Sache. Okay?«
»Welche?«, fragte Jaecklein misstrauisch.
»Ich will wissen, was Krampe am 17. und 18. April in Pisa gemacht hat. Er hat dort irgendwen getroffen. Irgendwas getan. Ich muss wissen, was das war. Dann kann ich besser argumentieren.«
Jaecklein schwieg.
»Bitte. Sie sind das BKA. Sie können das rauskriegen. Ich weiß es. Sie rufen mal kurz in Pisa bei den Kollegen durch und –«
»Okay«, unterbrach Jaecklein.
»Okay?«, fragte Bettina überrascht.
»Aber das ist das Letzte, was ich in dem Fall für Sie tue, Frau Boll.«
»Gut«, sagte Bettina erfreut.
»Das Allerletzte.«
»Danke.«
»Ich habe zu danken, Frau Boll.«
Bettina nahm eine Woche Urlaub, mehr gestand sie Gregor nicht zu. Eine Woche. Eigentlich war das nichts. Und natürlich konnte sie ihn nicht rund um die Uhr bewachen. Doch sie musste es tun. Als Zeichen. Für sich.
In der Abteilung wurde ihr Urlaubsantrag fast mit Erleichterung aufgenommen. »Das ist wirklich mal fällig, Frau Boll«, sagte sogar Härting. »Schlafen Sie sich aus. – Haben Sie übrigens schon gehört? Unser kleiner Willenbacher will heiraten.«
»Ach?«, sagte Bettina.
»Wer hätte gedacht, dass der mal unter die Haube kommt? – Sehen Sie, Böllchen, es besteht Hoffnung für jeden.«
Bettina starrte ihren Chef an.
Er hob die Hand und winkte sie aus dem Zimmer. »Nichts für ungut. Sie verstehen mich. Erholen Sie sich.«
Sie ging. Und richtete sich für eine Woche in ihrem unglaublich unauffälligen goldbraunmetallicfarbenen Taunus vor dem Haupteingang zu Gregors Wohnhaus ein.
Am Samstag blieben die Kinder bei Erika. Gregor ging einmal aus, zum Einkaufen. Sonntags wollte Erika nicht, da machte Bettina mit den Kids einen Ausflug. Am Montag war Gregor noch da. Hinter seinen Fenstern brannte morgens schon Licht, und er verließ das Haus nicht. An diesem Tag wäre Bettina beinahe hochgestürmt, um ganz einfach mit ihm zu reden. Sie saß bis zum Nachmittag nervös da und kam sich völlig verrückt vor.
Am Dienstag fuhr Gregor nach Mainz, zur Uni. Bettina folgte ihm durch die Gebäude und aß wie er in der Mensa. Er saß zehn
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