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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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Der Zellencharakter, wissen Sie. Die alten Türen sollten erhalten bleiben, die sind antik. Aber man kann sie nur von innen mit Haken oder Ketten verriegeln, und das ist lächerlich. Im Grunde nichts weiter als ein Bitte-nicht-stören-Schild. Man kriegt diese Türen geräuschlos mit einem Draht oder sogar der Hand von außen auf. Und Kontrollen bei den Gästen wurden auch kaum vorgenommen.«
    Das konnte Bettina bestätigen. Auch sie hatte keine Einladung vorweisen müssen.
    »Ritters Bekannte sind beleidigt, wenn man sie nicht erkennt«, erklärte Jaecklein. »Die Wachmannschaft gehört zu den Anforderungen der Versicherung, aber sie hatte Anweisung, nur ja keinen zu belästigen.«
    »Man fragt sich natürlich, wie ein Außenstehender wissen konnte, dass Dr. Ritter den Ovid mit aufs Zimmer nehmen würde«, sagte Bettina, die inzwischen noch ein wenig über Marny nachgedacht hatte und das üble Gefühl bekam, einen unbescholtenen Baumaschinenführer unnötig in Schwierigkeiten zu bringen, nur weil der ein zweites Paar Schuhe mit zur Arbeit genommen hatte. Wenn der Mann nun kein Alibi für die Nacht hatte? Wenn ein Sündenbock gebraucht wurde, und sei es nur, um die vorgesehenen Ermittlungen an ihm abarbeiten zu können?
    Jaecklein drehte sich um und sah sie an. »Das ist die Frage.«
    »Es ist ein verzwickter Fall«, sagte Bettina erleichtert.
    »Ja«, sagte Jaecklein. »In der Tat.«
    »Haben Sie eigentlich Frau Marny überprüft?«
    »Natürlich. Als Erste. Die hatte die beste Gelegenheit. Aber sie ist bislang völlig sauber. Die hat nichts außer einem Riesenschrecken, weil sie aussagen musste, in Ritters Zimmer gewesen zu sein.«
    »Sie hat mich auf Marc Schneider aufmerksam gemacht«, sagte Bettina.
    »Ach ja?«
    »Ja.«
    »Wie das?«
    Bettina schilderte ihre Gespräche.
    »Hm«, sagte Jaecklein dazu nur.
    »Das macht sie verdächtig.«
    »Im Gegenteil.«
    »Na hören Sie mal, all das Getue mit dem Gärtner …«
    »Meiner Erfahrung nach«, sagte Jaecklein, »verraten Täter ihre Komplizen erst nach der Festnahme. Kaum je schon vor dem Delikt.«
    »Hm«, machte nun Bettina.
    Sie erreichten den Bauwagen. Er war verschlossen. Jaecklein griff in seine Tasche und holte ein Paar Handschuhe und ein kleines, spaciges Gerät hervor, das aussah wie eine Mischung aus Akkuschrauber und Miniföhn. Damit stocherte er in dem Schloss und brachte es nach wenigen Augenblicken auf. Dann zog er die Handschuhe über und betrat den Wagen. Aufmerksam hielt er seine Nase in die Dunkelheit. »Hier wurde geraucht«, sagte er sofort. »Vor kurzem erst.«
    Bettina folgte ihm und roch es auch. Drinnen sah es aus wie zuvor: Tisch, Stuhl, Kalender, Tasche mit Schuhen. Nur der Boden schien weniger staubig, und dort lag auch ein ausgetretener Zigarettenstummel, den Jaecklein sofort mit spitzen Fingern aufhob. »Es ist nämlich so«, sagte er zu Bettina, »die Ritters hatten heute Nacht einen unbekannten Besucher.«
    »Wie das?«
    »Nun, im Haupthaus gibt es einen großen Dachboden, der offen über die Treppe erreichbar ist. Da oben war kürzlich jemand. Es ist so staubfrei, wissen Sie. Wir haben dort auch zwei Malerfilze gefunden, die man zur Not als Decken benutzen kann. Und heute Morgen gegen sechs, als gerade der Catering-Service kam, haben die Wächter einen Mann aus dem Haus gelassen. Leider ohne Überprüfung. Er war zu schnell, und die Wachleute haben sich auf die Caterer konzentriert. Der Typ benahm sich wie ein Gast, er trug keine Jacke, nur einen Schal, und den hat er sich in dem Moment, als er an den Wächtern vorbei musste, um den Hals gewunden, sodass man sein Gesicht kaum erkennen konnte. Seine Stimme war auch undeutlich. Er sagte, er müsse sich die Beine vertreten und rauchen. Dann ging er und kam nicht wieder.«
    Bettina starrte den Kollegen an. »Das ist ja merkwürdig.«
    »Nicht wahr? Ein blonder, schlanker Mann, mehr wissen wir nicht von ihm. Unter den Gästen konnten wir ihn bisher nicht finden.« Jaecklein räusperte sich. »Mir scheint allerdings, die Beschreibung würde auf Ihren Marc Schneider zutreffen.« Er warf Bettina einen sehr klaren Blick zu, der nicht ganz zu seinem verlegenen Gehabe passte. »Oder aber auf Herrn Krampe.« Wieder räusperte er sich, nur lauter diesmal. »Sie beide sind gestern Abend gemeinsam gegangen und heute Morgen zusammen gekommen. Können Sie mir eventuell sagen, was Herr Krampe in den Stunden dazwischen getan hat?«
    Bettina verschränkte die Arme.
    Jaecklein sagte rasch: »Es reicht

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