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Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe und der Leichendieb: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Glaesener
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Conrad würde er jedenfalls nichts erfahren.
    »Keine Antwort?«
    »Was ist mit Heinrich passiert?«, hielt Julius mit gepresster Stimme dagegen.
    »Hm.«
    Julius starrte auf Marx’ Klaue. Die Finger waren nach innen gebogen und mit vernarbter Haut überzogen. Man hatte sich offenbar Mühe gegeben mit dem Geständnis, das für die Verurteilung nötig gewesen war. Konnte er sie überhaupt noch bewegen? Ach, wen interessierte es. »Das Einzige, was die Menschen auf der Beerdigung hätte trösten können, wäre die Nachricht von deinem Tod gewesen«, erklärte er bitter.
    »Die sie jetzt glücklicherweise haben. Im Feuer verbrannt – genau das Ende, das der Lumpenhund verdient.«
    »Nur dass es eine Farce war. Wie alles, was du unternimmst.«
    »Ein Schalk und Possenreißer.« Marx grinste ihn an. »Oder vielleicht noch etwas Schlimmeres? Es gab keine Möglichkeit, aus dem Feuer zu entkommen. Marsilius hat das pedantisch überprüft. Also bin ich tatsächlich verbrannt. Willst du dich nicht ein bisschen fürchten?«
    »Vor einem Scharlatan?«
    »Bist du bei ihm gewesen?«
    »Was?«
    »Bei Marsilius.«
    »Wozu?«
    »Hier.« Marx hob die Krallenhand und legte sie auf Julius’ Knie. »Das ist er gewesen. Liebevollstes Bemühen. Es erfordert mehr Geschick, als man denkt, einen Menschen zu verstümmeln, ohne ihn umzubringen. Ich würde ihm dafür gern den dreckigen Hals umdrehen, und ich werde es auch noch tun. Du hast dich also nicht bei ihm umgehört?«
    »Ich habe seine Frau getroffen, die Freiherrin, Sophie. Es war schon beeindruckend, wie du sie im Dreck hast stecken lassen. Sie ist ein blutjunges Ding und hat in der Burg nicht weniger gelitten als du. Falls du das Interesse aufbringst, etwas von ihrem Geschick zu erfahren: Sie hat ihr Kind geboren und … nein, sie ist dabei nicht verblutet. Marsilius hat seinen Nachwuchs bekommen.«
    »Ich habe sie im Stich gelassen?«
    »Du oder ein anderer Scharlatan im Wolfspelz, den sie in dem Tunnel getroffen hat, durch den sie floh. Nach dem Spektakel zu urteilen, das hinterher in der Burg stattgefunden hat, und dem Geschrei, dass Marx von Mengersen aus der Unterwelt zurückkehrte, wirst du mir erlauben, auf dich zu tippen.«
    »Ich habe sie keineswegs im Stich gelassen.« Das klang wahrhaftig gekränkt. »Ich habe sie wie der Heiland ein verirrtes Lämmchen zum Tümpel getragen und sie durch das, Verzeihung, scheißkalte Wasser an Land gehievt und ihr mein bestes Kleidungsstück geschenkt.«
    »Warum eigentlich?«
    »Warum was?«
    »Warum hast du sie nicht einfach in dem Gang verrecken lassen? Mitsamt der kostbaren Last in ihrem Unterleib?«
    »Weil auch in meiner Brust ein Herz schlägt?«
    Julius begann zu lachen.
    »Wie recht du hast.« Marx stimmte in sein Lachen ein. »Es ist mir ja aus der Brust geplumpst, in Magdeburg, oder wurde vielleicht schon bei meiner Geburt durch einen Klumpen Erz ersetzt. Dann habe ich ihr vielleicht geholfen, weil ich hoffte, sie im Anschluss ans Spektakel zu entführen, um ein heiliges Pfand gegen ihren Herrn und Gebieter in der Hand zu haben?«
    »Schon besser. Nur hätte dir doch klar sein müssen – und sicher war’s dir klar –, dass sie in der Zwischenzeit hätte sterben können.«
    »Aber du warst doch bei ihr, mein Bester. Und wer hätte größeres Geschick im Kissenaufschlagen und Kinder-auf-die-Welt-Befördern als Julius, der Mann der tausend Bücher und hunderttausend Weisheiten.«
    Verblüfft registrierte Julius, dass Marx ihn und die bedauernswerte Sophie offenbar beobachtet hatte. Allerdings musste er sich da bereits wieder auf dem Weg zur Höhle befunden haben, vermutlich in ihrem Eingang, um sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, denn er selbst hatte keine Menschenseele bemerkt, obwohl er sich genau umgeschaut hatte. Marx’ Geschwätz, dass er Sophie beigestanden hätte, wenn ihr nicht anderweitig geholfen worden wäre, war also wieder nichts als ein Herausgerede.
    Er platzte mit seiner Empörung heraus: »Du bist ein … ein verdammtes Unglück für die Welt, weißt du. Ein Stänkerer gegen das Gute. Wohin du kommst, hinterlässt du Scherben. Als hättest du nie etwas anderes gelernt als Niedermachen und Zerstören.«
    »Stimmt. Und nun, nachdem wir uns das vom Herzen geredet haben: Wohin hat Conrad sich verkrochen?«
    »Lass ihn aus dem Spiel. Es reicht, dass du einen der Jungen ins Unglück gestürzt hast.«
    »Wie sonderbar. Ich habe gewusst, dass du das sagen würdest. Was ich nicht kapiere: Warum du

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