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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Königin zu stürzen und sich selber auf den Thron zu
setzen?«
    Will zeigte sein leises, weltmüdes Lächeln. »Du Narr, daran
besteht gar kein Zweifel. Nur du bist närrisch genug, diese Frage
überhaupt zu stellen!«
    »Wenn ich also berichte, dass sie ihre Krankheit nur
vortäuscht, wenn ich sage, dass sie eine Lügnerin ist, dann liefere ich
sie dem Tode aus.«
    Er nickte.
    »Will, ich kann das einer Frau wie der Prinzessin nicht antun.
Es wäre, als würde man eine Lerche schießen.«
    »Dann musst du dein Ziel verfehlen«, riet er.
    »Soll ich etwa die Königin anlügen und behaupten, dass die
Prinzessin unschuldig ist?«
    »Du hast doch die Gabe des zweiten Gesichts, nicht wahr?«
    »Ich wünschte, ich besäße sie nicht.«
    »Es ist wohl an der Zeit, die Gabe der Blindheit zu
kultivieren. Wenn du keine Meinung hast, kannst du auch nicht gezwungen
werden, sie zu begründen. Du bist eine unschuldige Närrin, und zurzeit
solltest du lieber unschuldig als närrisch sein.«
    Ich nickte, schon ein wenig heiterer geworden. Einer der
Männer brachte mein Pferd aus dem Stall, und Will machte aus seinen
Händen einen Steigbügel, um mir in den Sattel zu helfen.
    »Und hoch mit dir«, sagte er. »Höher und höher. Zuerst Narr
und nun Ratgeber. Sie muss schon eine sehr einsame Königin sein, wenn
sie beim Hofnarren Rat sucht.«
    Die Reise nach Ashridge dauerte drei Tage.
Mit gesenkten Köpfen ritten wir durch den eiskalten Schneeregen. Die
Ratsmitglieder unter der Führung von Lady Elisabeths Cousin Lord
William Howard fürchteten Überfälle von Rebellen auf der Landstraße,
deshalb mussten wir uns dem Tempo des Geleittrupps anpassen, wenn auch
der Wind die Straße peitschte und die fahle gelbe Wintersonne nur
selten aus den dunklen Wolken hervorschien.
    Gegen Mittag erreichten wir das Haus und sahen frohen Mutes
aus den hohen Schornsteinen Rauch aufsteigen. Wir ritten zu den
Stallungen an der Rückseite, doch dort erwarteten uns keine
Reitknechte, niemand stand zu unserem Empfang bereit. Lady Elisabeth
hatte nur eine kleine Dienerschaft, einen Stallmeister und ein halbes
Dutzend Burschen, von denen keiner auf eine große Gästeschar wie die
unsere vorbereitet war. Wir ließen unsere Soldaten an den Ställen
zurück – sie versorgten die Pferde, so gut es ging –
und begaben uns geschlossen zum Portal des Hauses.
    Der Cousin der Prinzessin selbst hämmerte an die Pforte und
versuchte, sie zu öffnen, doch die Tür war zugesperrt und der Riegel
von innen vorgeschoben. Er trat einen Schritt zurück und sah sich nach
dem Hauptmann der Garde um. In diesem Augenblick begriff ich, dass er
völlig andere Befehle erhalten hatte als ich. Ich war hergeschickt
worden, um der Prinzessin ins Herz zu schauen, um die Liebe zwischen
den beiden Schwestern wieder zu beleben. Er hingegen sollte die
Prinzessin nach London bringen, koste es, was es wolle.
    »Klopft noch einmal«, sagte er grimmig. »Und dann brecht sie
auf.«
    Beim nächsten Klopfen flog die Tür auf, und wir erblickten
zwei wenig enthusiastische Diener, die ängstlich all die hohen Herren
musterten, die Ärzte in ihren Pelzmänteln und die Bewaffneten dahinter.
    Wie Feinde marschierten wir in die große Halle. Es war sehr
still, auf den Boden waren Binsen gestreut, um die Schritte der Diener
zu dämpfen, und in der Luft hing ein starker Geruch nach Minze. Am
anderen Ende der Halle stand die gestrenge Mrs. Kat Ashley, Elisabeths
Lieblingskammerzofe und Beschützerin. Sie hatte die Hände unter dem
großen Busen gefaltet und ihr Haar unter einer imposanten Haube
versteckt. Sie musterte die königliche Abordnung, als handele es sich
um eine Piratenbande.
    Die Ratsmitglieder überreichten ihre Empfehlungsbriefe, die
Ärzte taten desgleichen. Mrs. Ashley nahm sie entgegen, ohne sie eines
Blickes zu würdigen.
    »Ich werde meiner Dame ausrichten, dass Ihr gekommen seid. Sie
ist jedoch zu krank, um Besuch zu empfangen«, verkündete sie knapp.
»Dann sehe ich zu, dass Euch ein Mahl serviert wird, so gut wir es mit
unseren beschränkten Mitteln zuzubereiten vermögen. Wir haben jedoch
nicht genug Zimmer, um eine so große Gesellschaft wie die Eure zu
beherbergen.«
    »Wir übernachten in Hillham Hall, Mrs. Ashley«, beeilte sich
Sir Thomas Cornwallis zu versichern.
    Mrs. Ashley hob eine Augenbraue, als halte sie diese Wahl
nicht unbedingt für die beste, und begab sich zu einer Tür am anderen
Ende der Halle. Ich folgte ihr. Sogleich fuhr sie mich an.
    »Wohin des

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