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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wurde.
    »Roy.«
    »Wirst du nie so wütend, dass du kotzen könntest, Rain? Willst du nie alles und jeden um dich herum in Fetzen reißen?«
    »Vermutlich schon, aber was würde das nützen, Roy?«
    »Ich weiß es nicht.Vielleicht ist es egal, ob das etwas nützt oder nicht. Vielleicht ist es nur ein Weg, damit du dich besser fühlst. Du hattest Recht, als du etwas über einen grausamen Streich sagtest, der uns gespielt wurde und uns die ganze Zeit glauben ließ, wir wären Geschwister. Das ist wie gefoltert zu werden oder so etwas«, erklärte er.
    »Zumindest für mich«, fügte er hinzu und wandte den Blick ab.
    Ich streckte die Hand aus und berührte sein Gesicht. Da schaute er wieder auf. Nur ein schmaler Mondstrahl fiel durch das Fenster, aber ich konnte die Tränen in seinen Augen, den Schmerz sehen.
    »Darf ich dich einfach festhalten?«, fragte er.
    »Aber sicher, Roy, das mag ich«, sagte ich. Er ließ seinen Arm unter meinen Kopf und um meine Schultern gleiten, während er sich auf das Bett lehnte und mich näher an sich heranzog. Eine ganze Weile blieben wir so still liegen; ich lauschte auf seinen gleichmäßigen, schweren Atem. Mein rechter Arm war gegen seine Brust gedrückt, und ich konnte sein
Herz schlagen hören. Dadurch klopfte meines auch stärker.
    Er strich mir das Haar zurück und küsste mich auf die Wange.
    »Schau dir uns an, ausgestoßen aus dieser Welt wie zwei Fische, die von einem Boot in einen See geworfen worden sind, in dem sie noch nie geschwommen sind. Beide bewegen wir uns hektisch hin und her und versuchen einen Sinn in all dem zu finden. Hin und wieder begegnen wir dem anderen und fragen uns, ob der andere etwas Neues weiß, einen neuen Fischschwarm gefunden hat oder einen neuen Gefährten, der einem helfen kann, mit diesem Chaos fertig zu werden.«
    »Nach dem, was ich festgestellt habe, Roy, trifft das auf die meisten Leute zu.«
    »Ja«, sagte er, »aber es muss nicht auf uns zutreffen.« Er küsste mich wieder auf die Wange. »Erinnerst du dich an den Tag, als ich bei dir hereinschaute und du mich nicht aufgehalten hast?«
    »Roy, lass uns jetzt nicht an all das denken.«
    »Ich höre nie auf, daran zu denken, Rain. Immer wenn ich mich ganz einsam fühle, so erbärmlich wie ein Wurm, hole ich dieses Bild aus der Schatzkiste meiner Erinnerungen hervor und führe es mir vor Augen. Nach einer Weile höre ich nichts, rieche ich nichts, sehe ich nichts außer dir. Das ist die Wahrheit, und ich würde es niemandem außer dir erzählen, Rain. Die anderen Typen halten mich für einen gefährlichen, zornigen Mann, aber wenn sie wüssten,
wie schnell mich ein Gedanke an dich in Mamas Liebling verwandelt, würden sie wahrscheinlich auf mich losspringen und mich nur so zum Spaß verprügeln, dass ich die Engel im Himmel singen hören würde.«
    »Oh, Roy, sag doch so etwas nicht.«
    »Ich muss doch sagen, was ich fühle, oder nicht? Du bist so ungefähr der einzige Mensch, den ich nie belogen habe, Rain. Nie, außer als ich dachte, wir wären Bruder und Schwester, und meine Gefühle vor dir verbergen musste. Ich hatte dir gesagt, dass ich dich beobachtet hatte, um dich zu beschützen oder um sicherzugehen, dass du nicht in Schwierigkeiten gerätst, aber der wahre Grund war, dass ich die Augen nicht von dir abwenden konnte. Ich habe dich einfach gerne angeschaut.«
    »Du quälst dich selbst, Roy. Du machst das alles selbst noch grausamer.«
    »Das muss aber nicht so sein«, beharrte er.
    Ich spürte seine Hand an der Seite meines Beines. Sie bewegte sich leicht, sanft hinauf zu meinem Hüftknochen und blieb dann auf meinem Bauch liegen. Mein Herz schlug lauter und schneller als seines.
    »Roy.«
    »Wenn wir es nur einmal täten, Rain, nur einmal, würden wir nicht mehr daran denken, wer wir waren, nur noch daran, wer wir sind. Das ist die einzige Möglichkeit, sicher herauszufinden, ob wir es könnten.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das kann, Roy.«

    »Sicher kannst du das. Du sagst dir einfach, wir sind keine Blutsverwandten. Wir sind zwei andere Menschen.Wir hatten verschiedene Mamas und Papas, und wenn wir uns irgendwo kennen gelernt hätten und vorher nichts voneinander gewusst hätten, wäre alles in Ordnung. Du musst dir das einfach sagen«, meinte er. Seine Hand bewegte sich nach unten. Ich zuckte ein wenig zurück, aber seine Hand blieb dort, dann drehte er mein Gesicht langsam zu sich herum und küsste mich auf die Lippen.
    »Was sagtest du noch, wie du heißt? Rain?

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