Die Hure und der Krieger
Tochter zu ehelichen.“
Nay , das war ihm nicht entfallen. Mochte er es vorübergehend auch verdrängt haben, so konnte er doch nicht vergessen, weshalb er sich auf eine Reise begeben hatte, bei der mehrere seiner besten Krieger das Leben verlieren mussten.
„Vor einigen Stunden habe ich eine Nachricht von Gregor erhalten“, erklärte Ewan. „Er hat sich Sorgen gemacht, weil du nicht eingetroffen bist. Ich habe noch nicht geantwortet, weil ich zunächst selbst wissen wollte, was vorgefallen ist.“
„Wie ich schon sagte“, erwiderte Alaric matt und rieb sich die pochenden Schläfen. „Wir haben für die Nacht Rast eingelegt. Sechs Männer standen Wache. Mitten in der Nacht wurden wir so jäh und mit solcher Grausamkeit überrannt, wie ich es seit acht Jahren nicht mehr erlebt habe, als bei dem Überfall ein Großteil unseres Clans getötet wurde.“
„Cameron?“, fragte Caelen stirnrunzelnd.
Ewan atmete geräuschvoll aus, sein Blick so unheilvoll wie ein Wintersturm. „Wer sonst? Wer sonst sollte einen solch böswilligen Angriff unternehmen? Hier ging es nicht um Lösegeld, denn niemand schlachtet Menschen ab, durch die er reich zu werden hofft.“
Caelen lehnte sich an die Wand, die Lippen grimmig zusammengepresst. „Aber wieso Alaric? Cameron hat es doch auf Mairin und Neamh Álainn abgesehen. Dich umzubringen würde Sinn ergeben, Ewan, denn das würde den Mistkerl Mairin und ihrem Erbe näher bringen. Alaric zu meucheln fördert sein Vorhaben hingegen kein bisschen.“
„Ihm liegt daran, einen Keil zwischen die Clans zu treiben“, warf Alaric ein. „Da sind ja nicht nur die McDonalds. Ein Bündnis zwischen uns und ihnen würde dazu führen, dass wir über ein riesiges Gebiet herrschen.“
„Ich werde McDonald wissen lassen, was geschehen ist. Er soll auf der Hut vor einem möglichen Angriff Camerons sein. Was deine Hochzeit mit Rionna angeht - mit der Angelegenheit werden wir uns später befassen.“
Caelen nickte. „Vorläufig sollten wir all unsere Anstrengung darauf richten, Mairin zu schützen und eine sichere Entbindung zu gewährleisten. Alles andere kann warten.“
Alaric nickte ebenfalls, vor Erleichterung wurde ihm schwindelig. Er wusste, wie wichtig das Bündnis mit den McDonalds für seinen Clan war. Die Zukunft der McCabes hing davon ab, feste Bande zu den Nachbarclans zu knüpfen. Auch lockte es ihn, Laird über einen eigenen Clan zu werden, was aber nicht hieß, dass er dafür bereitwillig alles aufgab, das ihm etwas bedeutete. Er würde sich keineswegs überschlagen, um eine Frau zu heiraten, für die er nicht das Geringste empfand.
Womöglich erklärte dies, warum er sich gegen jede Vernunft zu Keeley hingezogen fühlte. Zum einen hatte sie ihn gerettet. Zum anderen mochten auch die körperliche Nähe sowie sein Widerstreben die Hochzeit betreffend dazu beitragen, dass er sie bei sich haben wollte. Sie stellte eine Ablenkung dar. Aye, nichts weiter.
Nun, da er sich seine seltsamen Anwandlungen erklären konnte, richtete er seine Aufmerksamkeit erneut auf seine Brüder.
„Ich bin bald wieder auf den Beinen, es ist ja nur ein Kratzer. Im Nu habe ich wieder ein Schwert in der Hand, und dann können wir uns ganz darauf konzentrieren, das Land mit Camerons Blut zu tränken.“
Caelen schnaubte. „Nur ein Kratzer? Dieser Kratzer hat dich fast verrecken lassen. Du bleibst liegen und tust, was Keeley sagt, und wenn ich dich eigenhändig ans Bett fesseln und mich auf dich setzen muss.“
Alaric starrte seinen jüngeren Bruder missmutig an. „Ganz gewiss hält mich meine Verwundung nicht davon ab, dir das Fell zu gerben.“
Caelen verdrehte die Augen, woraufhin Ewan sie beide mit einem gereizten Blick bedachte. „Ihr verhaltet euch wie zwei unreife Bengel.“
„So spricht der weise, greise Gemahl“, konterte Alaric.
Als seine Brüder schließlich zur Tür schritten, kam Keeley herein, in der einen Hand eine Schale, in der anderen einen Becher. Alaric bemerkte ihr blasses Gesicht. Aye , sie wirkte erschöpft. Entkräftet. Sie hatte ihn wahrlich gewissenhaft und mit großem Einsatz umsorgt.
Amüsiert bemerkte er, dass sie seine Brüder ungnädig musterte, ehe sie die beiden umrundete und keines Blickes mehr würdigte.
„Ich habe Brühe und Bier für Euch. Meine Wahl wäre auf Wasser gefallen, aber Gertie hat darauf beharrt, dass ein stattliches Mannsbild wie Ihr nur von Bier wieder erstarken könne.“
„Und sie hat recht. Gutes, starkes Bier heilt so gut wie
Weitere Kostenlose Bücher