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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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richtigen Dateiebene heraus, bin aber zu benommen und schwindlig, als dass ich mehr tun könnte als dazusitzen – sichtbar für alle KIs des Core, die sich in die ROMwork-Ganglien einklinken, und für alle Phagenwächter, die in den violetten Klüften jedes beliebigen Datenbergs hausen könnten –, aber das Chaos im TechnoCore rettet mich hier: Die großen Persönlichkeiten des Core sind so beschäftigt damit, ihre eigenen persönlichen Trojas zu belagern, dass sie ihren Hintertüren keine Beachtung schenken.
    Ich finde die Zugangscodes zur Datensphäre, die ich will, sowie die Synapsennabelschnüre, die ich brauche, und danach ist es eine Arbeit von Mikrosekunden, den alten Pfaden nach Tau Ceti Center zu folgen, dort in die Krankenstation im Regierungshaus und in die drogeninduzierten Träume von Pater Paul Duré zu gelangen.
    Eines kann meine Persönlichkeit außergewöhnlich gut, nämlich träumen, und ich finde durch Zufall heraus, dass meine Wanderung durch Schottland eine angenehme Traumlandschaft bildet, in der ich den Priester davon überzeugen
kann, dass er fliehen muss. Als Engländer und Freigeist hatte ich einst alles abgelehnt, was nach Papismus roch, aber eines muss man den Jesuiten lassen – man bringt ihnen Gehorsam vor Logik bei, und das steht der Menschheit endlich einmal gut zupass. Duré fragt nicht warum, als ich ihn auffordere zu gehen – er wacht wie ein guter Junge auf, schlingt eine Decke um sich und geht.
    Meina Gladstone betrachtet mich als Joseph Severn, akzeptiert meine Nachricht aber, als würde sie ihr von einem Gott zuteilwerden. Ich will ihr sagen, nein, ich bin nicht der Eine, ich bin nur Der Zuvor Kommende, aber es kommt auf die Nachricht an, daher überbringe ich sie und gehe wieder.
    Als ich auf dem Weg nach Hyperions Metasphäre durch den Core muss, nehme ich den verbrannten Metallgeruch des Bürgerkriegs wahr und sehe ein gewaltiges Licht, bei dem es sich durchaus um Ummon handeln könnte, der gerade vernichtet wird. Der alte Meister, so er es denn tatsächlich ist, zitiert im Sterben keine Koans, schreit aber so aufrichtig vor Schmerzen wie jedes vernunftbegabte Wesen, das gerade dem Scheiterhaufen übergeben wird.
    Ich eile weiter.
    Die Farcasterverbindung nach Hyperion ist bestenfalls unzureichend: ein einziges militärisches Farcasterportal und ein vereinzeltes beschädigtes Sprungschiff in einem schrumpfenden Schutzkordon kriegsgebeutelter Hegemonieschiffe. Die Sperrsphäre der Singularität kann nur noch Minuten vor den Angriffen der Ousters geschützt werden. Das Schlachtschiff der Hegemonie, das den Todesstrahler an Bord trägt, bereitet sich auf das Übersetzen ins System vor, während ich durchkomme und mich in der begrenzten Datensphäre orientiere, die eine Beobachtung ermöglicht. Ich verweile und verfolge, was als Nächstes passiert.

     
    »Mein Gott«, sagte Melio Arundez, »Meina Gladstone meldet sich über Priorität Eins.«
    Theo Lane trat neben ihn und verfolgte mit ihm, wie die Prioritätsdaten die Luft über der Holonische milchig machten. Der Konsul kam die Metallwendeltreppe vom Schlafgemach herunter, wohin er sich zum Nachdenken zurückgezogen hatte. »Noch eine Nachricht von TC 2 ?«, fragte er.
    »Nicht speziell für uns«, sagte Theo, der die roten Codes las, die sich bildeten und wieder verschwanden. »Eine Prioritätsfatlinesendung an alle, überall.«
    Arundez ließ sich auf die Polster der Nische sinken. »Etwas stimmt ganz und gar nicht. Hat die Präsidentin schon einmal über das ganze Breitband gesendet?«
    »Nie«, sagte Theo Lane. »Die Energie, die aufgebracht werden muss, so einen Spruch auch nur zu codieren, ist unvorstellbar.«
    Der Konsul kam näher und deutete auf die Codes, die nun verblassten. »Und nicht einmal eine Aufzeichnung. Seht, es handelt sich um eine Echtzeitübertragung.«
    Theo schüttelte den Kopf. »Wir sprechen hier von Sendeenergie in der Größenordnung von mehreren hundert Millionen Gigaelektronenvolt.«
    Arundez pfiff durch die Zähne. »Selbst mit hundert Millionen GeV sollte es schon wichtig sein.«
    »Totale Kapitulation«, sagte Theo. »Das ist das Einzige, was eine universelle Echtzeitübertragung rechtfertigen würde. Gladstone schickt sie an die Ousters, die Welten im Outback, die besetzten Planeten und das Netz. Sie muss auch über alle Komfrequenzen, HTV und Datensphärenkanäle gesendet werden. Es muss die Kapitulation sein.«
    »Halt den Mund«, sagte der Konsul. Er hatte getrunken.
    Der Konsul

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